Pedestrians with masks near EU institutions
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Science

Kritik an Corona-Strategie der EU: Forschungsrat-Chef tritt zurück

Der Präsident des Europäischen Forschungsrates (ERC), Mauro Ferrari, ist zurückgetreten. Der italienische Experte auf dem Gebiet der Nanomedizin, der erst seit Anfang Jänner den Posten bekleidete, begründete seinen Rücktritt mit seiner Enttäuschung wegen Europas Reaktion auf die Coronavirus-Epidemie. 

Ferrari reichte seine Kündigung am Dienstagnachmittag bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein, nachdem er die Brüsseler Behörde nicht überzeugen konnte, ein umfangreiches wissenschaftliches Programm zur Bekämpfung der Epidemie auf die Beine zu stellen, berichtete die Tageszeitung "Financial Times". Von der Leyen hatte für Dienstag eine Pressekonferenz zur Vorstellung der Strategie der EU gegen die sanitäre Krise ausgerufen, der Termin wurde jedoch kurzfristig abgesagt.

Mauro Ferrari

EU-Befürworter hat seine Meinung geändert

"Ich hatte die Führung des ERC als überzeugter EU-Befürworter übernommen. Doch wegen der Covid-19-Krise habe ich meine Meinung komplett geändert, auch wenn ich nach wie vor mit Enthusiasmus die Idee der internationalen Zusammenarbeit unterstütze", sagte Ferrari im Interview mit der Tageszeitung "Financial Times". Ferrari hätte vier Jahre als ERC-Präsident im Amt bleiben sollen. Die EU-Kommission hatte für den ERC eine erhebliche Aufstockung des Budgets von 13,1 Mrd. Euro im Zeitraum 2014-2020 auf 16,6 Mrd. Euro für den Zeitraum 2021-2027 vorgeschlagen.

Zu seinem Amtsantritt war Ferrari noch äußerst enthusiastisch, wie aus dem Video vom Mai 2019 zu sehen ist.

EU gesteht Fehler ein

Anfang April hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der Corona-Krise Fehler der Europäischen Union im Umgang mit Italien eingeräumt und Hilfen in Milliardenhöhe für Kurzarbeiter versprochen. "Die Union wird bis zu hundert Milliarden Euro zugunsten der am stärksten betroffenen Länder, angefangen mit Italien, bereitstellen, um die Kürzung der Gehälter der Kurzarbeiter auszugleichen", schrieb von der Leyen in einem Beitrag für die Zeitung "La Repubblica" am 1. April.

EC President von der Leyen speaks on coronavirus disease (COVID-19) in Brussels

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

"Es muss anerkannt werden, dass in den ersten Tagen der Krise angesichts der Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Antwort zu viele nur an die eigenen Probleme dachten", schrieb von der Leyen. "Es war ein schädliches Verhalten, das hätte vermieden werden können." Inzwischen habe Europa aber das Tempo geändert. "Wir haben alles, was möglich ist, getan, um die europäischen Länder dazu zu bringen, wie ein Team zu handeln und eine koordinierte Antwort auf ein gemeinsames Problem zu gewährleisten", schrieb die deutsche Politikerin.

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