Forscher warnen vor Papier- und Bambusstrohhalmen
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Seit Anfang 2021 sind in der EU einige Produkte aus Einwegplastik verboten, darunter Strohhalme. Als erlaubte und gleichzeitig umweltfreundlichere Alternative gelten Strohhalme aus Papier oder anderen Naturmaterialien wie Bambus. Jene sind aber oft problematisch, wie aus einer Studie hervorgeht, die am Donnerstag im Fachmagazin Food Additives & Contaminants veröffentlicht wurde.
Belgische Forscher*innen haben darin insgesamt 39 verschiedene Strohhalme aus Papier, Bambus, Glas, Edelstahl und Plastik auf PFAS, also per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, untersucht. Das Ergebnis: ein überwiegender Teil (69 Prozent) der Strohhalme enthält PFAS. Besonders belastet sind Strohhalme aus Papier (90 Prozent) und Bambus (80 Prozent). Auch in getesteten Plastik- (75 Prozent) und Glasstrohhalmen (40 Prozent) wurden die Verbindungen nachgewiesen. Einzig in den Edelstahlstrohhalmen kamen sie nicht vor.
Der am häufigsten entdeckte Stoff war Perfluoroctansäure. Herstellung und das Inverkehrbringen von Perfluoroctansäure ist eigentlich seit Mitte 2020 in der EU verboten. Der Stoff kann laut der Studie auch durch Kontamination der Ausgangsmaterialien in die Produkte gelangen.
Gesundheitliche Risiken
Auf ihrer Webseite informiert auch die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) über PFAS. Mögliche langfristige gesundheitliche Auswirkungen sind demnach eine verminderte Immunantwort auf Impfungen, erhöhte Cholesterinwerte, entwicklungstoxische Effekte beim ungeborenen Kind wie eine verzögerte Entwicklung der Milchdrüse und geringeres Geburtsgewicht sowie die Entwicklung von Nieren- und Hodenkrebs bei Erwachsenen.
Auch auf die Umweltbilanz hat das Vorkommen von PFAS Auswirkungen. So ist es möglich, dass Strohhalme aus Naturmaterialien trotz anderslautender Behauptungen nicht biologisch abbaubar sind.
Oft auch nicht nachhaltig
„Strohhalme aus pflanzlichen Materialien wie Papier und Bambus werden oft als nachhaltiger und umweltfreundlicher beworben als solche aus Kunststoff“, sagt Thimo Groffen, Umweltwissenschaftler an der Universität Antwerpen, der an der Studie beteiligt war, gegenüber Phys.org. „Das Vorhandensein von PFAS in diesen Strohhalmen bedeutet jedoch, dass das nicht unbedingt wahr ist”, so der Wissenschaftler.
PFAS werden auch als “forever chemicals” oder “ewige Chemikalien” bezeichnet, weil sie so schwer abbaubar sind. Sie kommen laut AGES auch in Beschichtungen von Textilien wie Outdoor-Kleidung, als Imprägnierung, in Backpapier, in Skiwachsen oder Feuerlöschern vor. In Kosmetika kann man sie in Wimperntusche, Make-up und Lippenstiften vorfinden.
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