The Soyuz MS-20 spacecraft carrying the International Space Station (ISS) crew blasts off at the Baikonur Cosmodrome
© REUTERS / SHAMIL ZHUMATOV

Science

Russische Rakete bringt Weltraumtouristen zur ISS

Erstmals seit 12 Jahren hat Russland wieder Weltraum-Touristen zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Die Sojus-Rakete mit dem japanischen Milliardär Yusaku Maezawa und seinem Assistenten Yozo Hirano an Bord dockte am Mittwochnachmittag erfolgreich an der ISS an, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mitteilte.

Die Rakete, in der auch der Kosmonaut Alexander Missurkin saß, war rund 6 Stunden zuvor vom Weltraumbahnhof Baikonur im zentralasiatischen Kasachstan aus gestartet. Aufnahmen von Roskosmos hatten gezeigt, wie das Raumschiff MS-20 bei Winterwetter planmäßig von der Startrampe abhob und in den bewölkten Himmel aufstieg.

Erfolgreich an ISS angedockt

"Träume werden wahr", schrieb Maezawa vor dem Abflug auf Twitter. "Die Internationale Raumstation wird 2 Wochen lang mein Zuhause sein." Wenig später hieß es von der Flugleitzentrale, der Flug verlaufe normal. "Herzlich Willkommen", twitterte der Kosmonaut Anton Schkaplerow dann nach dem erfolgreichen Andocken der Sojus-Rakete. "Wir haben schon Abendessen und Schlafplätze für euch vorbereitet."

Russischer Weltraumtourismus

Privatpersonen an Bord der Station in rund 400 Kilometern über der Erde sind in den vergangenen Jahren selten gewesen. Mit den beiden Japanern steigt die Zahl der von Roskosmos beförderten Tourist*innen nun auf insgesamt 9. Ein Grund für die geringe Zahl ist, dass die russischen Raketen viele Jahre lang US-Astronauten zur ISS mitgenommen haben. Zudem sind die Kosten für solche Reisen nach wie vor immens.

Flug zur ISS: Ein teurer Spaß

"Wir sprechen von mehreren 10-Millionen US-Dollar", sagte der Chef des auf Weltraum-Tourismus spezialisierten US-Unternehmens Space Adventures, Tom Shelley, der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Ihm zufolge werden pro Person und Flug umgerechnet zwischen 44 Millionen und 53 Millionen Euro fällig. "Es klingt sehr teuer, aber letztlich ist es eine unbezahlbare Gelegenheit." Der Weltraum-Tourismus bleibt damit auf absehbare Zeit weiterhin nur etwas für Superreiche.

Wie teuer den beiden Japanern ihr Flug zur ISS genau kommt, ist nicht bekannt. Der 46-jährige Maezawa gehört laut dem Magazin "Forbes" mit einem Privatvermögen von rund 1,7 Milliarden Euro zu den 30 reichsten Menschen in Japan. Begonnen hatte er 1998 mit dem Versand von CDs. Später machte der Unternehmer sein Geld vor allem mit dem Verkauf von Kleidung im Internet über die 2004 gegründete Webseite Zozotown.

Maezawa will auch mit SpaceX zum Mond fliegen

Maezawa hat sich zuletzt als Raumfahrt-Enthusiast einen Namen gemacht. Sein rund 3 Monate dauerndes Training zur Vorbereitung für die Zeit in der Schwerelosigkeit dokumentierte er im Kurznachrichtendienst Twitter. "Es ist das härteste Training aller Zeiten." Er postete dazu ein Bild von sich auf einem sich ständig drehenden Sessel. "Der Drehsessel - fühlt sich fast wie Folter an."

"Ich habe eine Liste mit hundert Dingen, die ich auf der Station tun will, zum Beispiel Badminton spielen", sagte er unlängst. Bei YouTube folgen ihm bereits 755.000 User. In den sozialen Netzwerken wolle er über seine Eindrücke in der Schwerelosigkeit berichten.

Für den exzentrischen Modeunternehmer und Kunstsammler ist der Aufenthalt in der Raumstation nur ein erster Schritt hin zu weitaus ehrgeizigeren Plänen. Er will wahrscheinlich 2023 mit einem privaten SpaceX-Flug um den Mond fliegen und hatte in einem weltweit verbreiteten Aufruf Begleiter dafür gesucht.

Russland brachte auch Filmcrew zur ISS

Russland dürfte der Trubel um den Weltraum-Tourismus gelegen kommen. Roskosmos will künftig weitere Privatpersonen ins All bringen - und damit vor allem Geld verdienen. Seit die US-Raumfahrtbehörde NASA ihre Astronauten mit privaten Raumschiffen zur ISS fliegt, sind in den russischen Sojus-Kapseln Plätze frei geworden. Für Aufmerksamkeit hatte im Herbst ein russisches Filmteam gesorgt, das nach nur wenigen Wochen Training für einen kurzen Dreh zur ISS geflogen war.

Auch die USA sorgten für spektakuläre Flüge: Vor fast 2 Monaten flog "Star Trek"-Ikone William Shatner ins All - der frühere "Captain Kirk"-Darsteller. Der 90 Jahre alte kanadische Schauspieler unternahm an Bord einer "New Shepard"-Raumkapsel der Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos einen rund zehnminütigen Ausflug.

Er denke, dass Flüge von Tourist*innen ins All in den nächsten Jahren leichter möglich sein werden, sagte Maezawa am Tag vor seinem Abflug der russischen Staatsagentur Ria Nowositi zufolge. "Unsere Aufgabe ist es zu zeigen, wie Schwierigkeiten überwunden werden können."

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