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Fernsehen

simpliTV: HDTV über Antenne startet am 15.April

Die Einführung des neuen digitalen TV-Standards DVB-T ging 2006 relativ holprig über die Bühne. Kaum jemand war bereit, für anfangs gerade einmal drei Sender ein neues Empfangsgerät anzuschaffen, trotz 30 Euro-Rabatt-Aktion in der Einführungsphase. Doch nun soll ein neuer Standard für größere Programmvielfalt und bessere Übertragungsqualität sorgen. DVB-T2, seit 2010 bereits in Wien im Test-Betrieb, soll ab 15.April in ganz Österreich "on Air" gehen. Ein zwingender Umstieg auf den neuen Standard, der in Österreich als simpliTV vermarktet werden wird, sei jedoch laut ORS nicht erforderlich. Demnach sei für die nächsten Jahre ein Parallel-Betrieb mit DVB-T gewährleistet.

Ab 10 Euro pro Monat
Der deutlichste Vorteil von DVB-T2 gegenüber dem Vorgänger liegt in der Qualität des Übertragungssignals. Durch die erhöhte Bandbreite können TV-Sender auch in hochauflösender Qualität dargestellt werden. Das Angebot von simpliTV wird zum Marktstart bis zu 40 Sender umfassen, davon elf in HD-Qualität. Diese sind aber nur zum Teil kostenfrei. Mit einer einmaligen Registrierung auf der Webseite von simpliTV lassen sich ORF 1 HD, ORF 2 HD sowie Servus TV HD dauerhaft kostenlos nutzen.

Für die HD-Varianten der deutschen Privaten, wie RTL oder ProSieben, muss ein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen werden. Dieses schlägt mit 10 Euro pro Monat zu Buche, kann jedoch auch vergünstigt für ein Jahr um 110 Euro bezogen werden. Es gebe jedoch keinerlei Mindestvertragsdauer und es können bei einem Abo-Vertrag bis zu drei Geräte aktiviert werden, pro Gerät fällt eine zusätzliche monatliche Gebühr von vier Euro bzw. von 44 Euro für das Jahresabo an. Bei der Bestellung des Premium-Pakets muss zudem eine einmalige Freischalt-Gebühr von 25 Euro bezahlt werden.

Günstiger als Kabel
Bei der ORS glaubt man, dass diese Kosten in Anbetracht des Programmangebots angemessen sind. So bekommt der Kunde mit ORF eins, ORF 2, ORF Sport+, ServusTV, 3Sat, ATV, ATV 2, PULS 4 und gotv zumindest zehn Sender kostenlos frei Haus geliefert, in einigen Regionen kommen noch SchauTV, OKTO, tirol tv, LT1 oder dorf tv dazu. Das kostenpflichtige Paket erinnert an das von AustriaSAT angebotene HD Austria-Paket. Es umfasst insgesamt 27 deutsche und internationale Privat-Sender, darunter auch acht HD-Sender.

Neukunden will man vor allem in Städten und Ballungsräumen gewinnen, in denen Kabel-Fernsehen recht weit verbreitet ist und die Installation von Satelliten-Schüsseln keine Option ist. "Wir wollen mit simpliTV den Wettbewerb in Österreich steigern", sagte Michael Weber von der ORS bei der Vorstellung von simpliTV. Es sei jedoch auch eine "echte Alternative am Land", da terrestrisches Fernsehen bei Schlechtwetter nicht beeinträchtigt sei wie beispielsweise Satellitenfernsehen.

Kaum Receiver verbreitet
Das wohl größte Problem liegt in der derzeit noch geringen Verbreitung von DVB-T2-fähigen Receivern. Einige Fernseher haben bereits entsprechende Receiver verbaut, allerdings muss bei vielen davon ein CI+ Modul nachgerüstet werden, das für den Empfang der verschlüsselten Sender von simpliTV vorausgesetzt wird. Dabei kommt das Irdeto Cardless-Verfahren zum Einsatz, bei dem das verschlüsselte Programm auch ohne entsprechende Smartcard genutzt werden kann.

Ältere Fernseher können mit einem entsprechenden Receiver, wie beispielsweise der simpliTV Box T2112, nachgerüstet werden. Zum Marktstart werden entsprechende Geräte auf den Markt gebracht, die dank vorinstallierter Österreich-Sendeliste direkt nach dem Anstecken betriebsbereit sein sollen. Des weiteren wird es Pakete mit Zimmer-Antennen geben, die von Start-Partner Kathrein gefertigt werden. Diese sind mit einem LTE-Sperrfilter versehen, der

durch den neuen Mobilfunkstandard verhindern soll. Das Einstiegsgerät soll rund 100 Euro kosten, eine etwas teurere Version mit Wiedergabe-Funktion über USB-Anschluss soll es auch geben.

Die ORS erhofft sich eine möglichst rasche Verbreitung von modernen Fernsehgeräten, die heutzutage in vielen Fällen bereits mit einem DVB-T2-Receiver ausgestattet sind. "Das ist ja auch der Grund, wieso die Nutzung von DVB-T in den letzten Jahren wieder gestiegen ist", meint Weber. Eine Diskussionsfrage wird wohl auch der CI+ Kopierschutz sein, der bei den Sendern der ProSiebenSat1- und RTL-Gruppe derzeit die Aufnahme verhindert. Für die Zukunft sei ein Gerät geplant, das die Aufnahme auch auf den HD-Sendern von ProSieben, Sat1, RTL und VOX erlaubt, doch die Aufnahmen werden sich voraussichtlich nicht vorspulen lassen, da verhindert werden soll, dass Werbeblöcke übersprungen werden. Alle anderen Sender sind jedoch frei aufnehmbar.

Unterschätzte Antenne
Für die ORS steckt im digitalen Antennenfernsehen großes Wachstumspotential. Derzeit setzen rund sechs Prozent aller Empfangsgeräte auf DVB-T, im Vergleich zum Marktführer Satellitenfernsehen mit 55 Prozent ein sehr geringer Wert. Die ORS rechnet durch die Einführung von simpliTV zumindest mit einem zweistelligen Marktanteil und in naher Zukunft mit Werten von 12 bis 15 Prozent. Im Gegensatz zur Einführungsphase von DVB-T, in der nur 70 Prozent aller Österreicher das digitale Antenntenfernsehen nutzen konnten, soll simpliTV bereits zum Start für 90 Prozent verfügbar sein.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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