© Familie Niedermeyer

Nachruf

Trauer um Helmut Niedermeyer

Er war ein begnadeter Verkäufer, ein geselliger Unterhalter und ein gut gelaunter FamilienmenschHelmut Niedermeyer, Gründer der einst größten Foto- und Elektrohandelskette Österreichs, ist am Montag, kurz vor seinem 88. Geburtstag, an einem Herzinfarkt in Teneriffa, Spanien, gestorben.

„Er war ein Kaufmann vom Scheitel bis zur Sohle“, sagt ein Geschäftsfreund.

Helmut Niedermeyer wurde 1926 in Troppau, heute Tschechien, geboren und musste viele Schicksalsschläge hinnehmen. Die Mutter, eine Wienerin, starb kurz nach seiner Geburt. Der Vater, ein erfolgreicher Cafetier, kam aus „politischen Gründen“ für sieben Jahre in ein Konzentrationslager der Nazis. Helmut Niedermeyer selbst landete als Kriegsfreiwilliger für fünf Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Die Gefangenschaft überstand er unter anderem auch dadurch, dass er Theater spielen konnte.

Nach seiner Heimkehr musste die deutschsprachige Familie das tschechische Troppau verlassen, sie ging nach Wien. 1949 begann er als Verkäufer im Fotohaus Herlango am Wiener Graben, wo er sich schnell als Tausendsassa entpuppte. Selbst schwer verkäufliche Waren brachte Niedermeyer an den Mann. Sein Ziel war aber die Selbstständigkeit, offenbar lag ihm das Unternehmertum im Blut. So gründete er 1957 die erste Foto Niedermeyer-Filiale in der Wiener Mariahilfer Straße 10. Mit den Jahren wurde daraus eine kleine Filialkette, später sogar ein florierender Konzern. Stolz war der geschickte Kaufmann auch darauf, dass er seine früheren Arbeitgeber Herlango und Rosner aufgekauft hatte.

„Immer für uns da“

„Die Firma war sein Lebenswerk. Er hat für die Firma und die Mitarbeiter gelebt“, sagt seine Tochter Angelika zum KURIER. „Und er hat sich vorbildlich um die gesamte Familie gekümmert. Er war immer für uns da.“ Im Jahr 1997 zog sich der begeisterte Jäger aus dem Aufsichtsrat des Unternehmens zurück, zwei Jahre später verkaufte Sohn Christian die Kette. In der Folge wechselte sie mehrmals die Eigentümer. Im Vorjahr ging die Handelskette bankrott. Die Pleite schmerzte, obwohl die Familie mit dem Unternehmen nichts mehr zu tun hatte.

Vor zwei Monaten drehte der Fotograf Ronnie Niedermeyer, einer der sechs Enkel, ein berührendes Filmporträt über den Großvater. Unter dem Titel „Immer oben bleiben“ schildert Helmut Niedermeyer die dramatischen Stationen seines Lebens. „Immer oben bleiben“ war sein Überlebensmotto im Krieg – und es wurde später sein Motto im Wirtschaftsleben. „Ich war eher ein schlechter Fotograf, aber ich glaube, ein sehr guter Verkäufer“, sagt Großvater Niedermeyer in dem einstündigen Film. Und er ließ es sich auch nicht nehmen, einen seiner Schüttelreime zum Besten zu geben. Denn: Reimen war sein Steckenpferd.

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Kid Möchel

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