© Touissant Kluiters, apa

Street View

Google speichert Standorte von PCs und Handys

Wie Cnet berichtet, soll Google mit seinen Street-View-Autos die Standortdaten von Millionen Laptops und Smartphones aufgezeichnet haben, die WLAN aktiviert hatten. Im Rahmen der Fahrten sollten eigentlich nur die Daten von WLAN-Zugangspunkten erfasst und aufgezeichnet werden, stattdessen wurde aber jedes Gerät mit aktiviertem WLAN in der näheren Umgebung gespeichert. Identifiziert wurden die Geräte dabei über die jeweilige MAC-Adresse, die bei jedem Gerät einzigartig ist.

Diese Daten waren bis vor wenigen Wochen auf Google.com öffentlich verfügbar. Aufgedeckt wurde die Praxis von der französischen Datenschutzkommission Commission Nationale de l`Informatique et des Libertés (CNIL).

Genaues Vorgehen ist unklar
Der amerikanische Sicherheitsexperte und Universitätsdozent Ashkan Soltani, der seine eigene Adresse samt MAC-Adresse ebenfalls in der Datenbank aufgefunden hat, erklärte gegenüber Cnet, dass es hilfreich wäre, zu erfahren, wie und warum diese Daten in eine öffentliche Datenbank geraten sind. Diese Informationen könnten Nutzern dabei helfen, entsprechend zu reagieren.

Gegenüber der futurezone gibt sich Google wage und erteilt keine Auskunft darüber, inwieweit in der Vergangenheit Daten abgegriffen wurden. Stattdessen verweist ein Google-Sprecher auf den "enormen Nutzen", den standortbasierte Dienste bringen würden. Demnach werden derzeit auch nur MAC-Adressen von WLAN-Zugangspunkten gespeichert.

Mobiltelefone fallen nur darunter, wenn eine entsprechende Tethering-Funktion aktiviert ist, über die das Handy selbst zum Router wird: "Dadurch wird die MAC-Adresse eines solchen WLAN-Zugangspunkts gegebenenfalls in die Datenbank aufgenommen. WLAN-Zugangspunkte, die häufig ihren Standort wechseln, sind für unsere standort-basierten Dienste nicht von Nutzen, weswegen wir verschiedene Maßnahmen durchführen, um diese zu verwerfen."

Laut Soltani ist eines der größten Probleme, dass Nutzer aktuell nicht verhindern können, dass ihre Daten gespeichert werden.  Google bietet derzeit keine entsprechende „Opt-out“-Funktion an.

Die Datenschutzproblematik liegt darin, dass jeder, dem die MAC-Adresse eines Gerätes bekannt ist, über die öffentlichen Daten den jeweiligen Aufenthaltsort bestimmen kann. Außerdem kann man über die MAC-Adresse Rückschlüsse darüber ziehen, um welche Art von Gerät es sich dabei handelt.

Viel Kritik in der Vergangenheit
Google stand wegen der Sammlung persönlicher Daten aus ungeschützten drahtlosen Netzwerken schon im Vorjahr massiv in der Kritik. Seit 2006 hatten jene Autos, die Städte mit ihren 360-Grad-Kameras ablichten, „aus Versehen“ auch Daten unverschlüsselter WLANs aufgezeichnet. Nach Angaben von Google wurden von offenen WLAN-Funknetzwerken auch Daten der Nutzung ("payload") gespeichert, beispielsweise Fragmente von eMails oder Inhalte von abgerufenen Webseiten. Erst vier Jahre später hat Google entdeckt, dass diese Daten aufgrund eines Fehlers in der Scan-Software gespeichert wurden. Es seien ja „nur 600 GB“ an Daten, rechtfertigte man sich bei Google. Das sei gerade Mal so viel, wie auf drei durchschnittlichen Notebooks Platz habe. Eine Menge, die in Googles-Datensystemen, die täglich Millionen an Gigabyte verarbeiten, nicht zwangsläufig auffallen muss. Als "höchst ungewöhnlich" kritisierte damals der deutsche Datenschutzbeauftragte Peter Schaar die Erklärung, die Panne sei versehentlich geschehen. "Es ist schwer vorstellbar, dass dies erst jetzt aufgefallen ist", so Schaar. "Es stellt sich die Frage, wie glaubwürdig die Erklärungen des Unternehmens sind."

Datenschützer und Internet-User weltweit waren in Aufruhr. Die zuständige Hamburger Staatsanwaltschaft prüfte sogar, ob der Vorfall auch strafrechtlich relevant war; denn Google hätte gegen das in Deutschland geltende Abhörverbot (§89 TKG) und gegen den §202b (Abfangen von Daten) verstoßen haben können.

Die österreichische Datenschutzkommission hatte die Aufnahmen der Google Street View-Autos im Frühjahr 2010 stoppen lassen, den Bescheid aber im November 2010 wieder aufgehoben, weil Google versprochen hatte, keine Daten mehr zu sammeln.

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