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Digital Life

So formuliert man einen guten Prompt für KI-Chatbots

ChatGPT, Googles Gemini oder Microsofts Copilot können praktische Unterstützer sein, wenn man weiß, wie man sie benutzt. Das ist aber gar nicht so einfach. Schnell stellt sich Ernüchterung ein, weil man nicht bekommt, was man will. Die Chatbots sind noch nicht ausgereift und fordern genaue Anweisungen, also "Prompts". 

Gleich vorneweg - den einen perfekten Prompt gibt es nicht. Aber es gibt bestimmte Regeln, die man beachten sollte, um gute Antworten zu erhalten. Das findet ihr im Artikel: 

  • Konkrete und klare Aussagen formulieren

  • So viele Informationen wie möglich liefern

  • Schlüssel-Verben verwenden

  • Beispiele bringen

  • Nicht aufgeben, wenn die KI einen Prompt nicht versteht

  • Mehrere Chatbots vergleichen

  • Antworten hinterfragen

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Was will ich eigentlich? 

Bevor man einen Prompt formuliert, sollte man sich genau überlegen, was man eigentlich will. Das klingt einfacher, als es manchmal ist. Je konkreter und klarer man die Anfrage formuliert, desto besser wird auch die Antwort. 

Ein Beispiel: Man möchte für sein Kind eine Geburtstagsfeier organisieren und sucht nach einem Motto. Gibt man ein „Motto für Geburtstagsparty“, weiß das Sprachmodell nicht, für wen die Party sein soll und schlägt generische Mottos vor. Spezifiziert man aber das Alter und Interessen, werden die Antworten brauchbar: „Meine 8-jährige Tochter mag Lego, Eichhörnchen, Detektive und die Farbe Gelb. Schlage ein Motto für ihre Geburtstagsparty vor.“ Schon liefern die KIs eine Menge kreativer Vorschläge für Mottos, inklusive geeigneter Spielideen. 

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Ein anderes Beispiel: Frage ich einen KI-Chatbot nach einem guten Film, weiß er nicht, was mir gefällt. Sage ich aber: "Schlage mir einen Film vor, den ich mit meinen Freundinnen gucken kann, uns hat 'Booksmart' gefallen", werden mir ähnliche Filme empfohlen.

KI ist keine Suchmaschine

Jahrelang hat man gelernt, möglichst kurze Suchbegriffe einzugeben. Es ist verlockend, so auch mit KI-Bots zu kommunizieren. Aber das ist nicht zielführend, denn sie wurden so entwickelt, dass sie ein Gespräch mit einer Person simulieren. Deswegen muss man mit ihnen sprechen, als wären sie eine Person. 

Statt einiger loser Begriffe sollte man also ganze Sätze formulieren. Sie sollten nicht verschachtelt sein, damit die KI nicht verwirrt ist, also lieber 2 kurze Sätze als einen langen formulieren. Je mehr Informationen oder Beispiele man einer KI gibt, desto besser wird ihre Antwort ausfallen.  

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Die wichtigsten Verben

Eine KI sucht nach bestimmten Schlüsselwörtern in einer Anfrage, um zu verstehen, was sie tun soll. Es gibt einige Verben, die dabei helfen, schneller ans Ziel zu kommen: 

  • Zusammenfassen“: Lange Texte, Studien, Artikel oder Transkripte können einfach in das Textfeld kopiert werden. Je nachdem, welche KI man benutzt, ist die Eingabe auf eine bestimmte Zeichenzahl beschränkt – die kann man aber voll ausnutzen. Man kann auch Links zu den Inhalten einfügen. Gute Prompts sind hier: „Fasse diesen Text in 2 Sätzen zusammen“, „Fasse die Kernaussage der Studie in einfachen Worten zusammen“, „Fasse die 5 wichtigsten Punkte dieses Textes in Bulletpoints zusammen“.
  • Klassifizieren“: Mit diesem Befehl sortiert die KI Inhalte nach bestimmten Themen. Hat man etwa einen langen Text mit Urlaubstipps, kann man ihn z.B. von der KI nach Themengebieten wie „Sport“, „Kultur“ und „Ausgehen“ in einer Tabelle sortieren lassen. Der Prompt würde lauten: "Sortiere diese Urlaubstipps in einer Tabelle nach den Themengebieten Sport, Kultur und Ausgehen".
  • Extrahieren“: Häufig sucht man nach einem bestimmten Detail oder möchte Inhalte auf eine übersichtlichere Weise ansehen. Nehmen wir an, man hat die Mitschrift eines Vortrags oder das Transkript eines langen Gesprächs zum Thema „Wie gesund sind Bananen?“. Um spezifische Informationen herauszufiltern, kann man die KI beauftragen: „Extrahiere aus diesem Dokument die Inhaltsstoffe von Bananen und welche gesundheitlichen Vorteile sie haben. Zeige das in einer Tabelle an“.
  • Übersetzen“: Das ist recht selbsterklärend. Man gibt der KI einen fremdsprachigen Text und bittet sie, diesen zu übersetzen, z.B: „Übersetze den Text ins Französische“.
  • Bearbeiten“: Mit den Befehlen „bearbeiten“ oder „editieren“ formuliert die KI Inhalte um, etwa um sie verständlicher für eine Personengruppe zu machen. So lassen sich die Kernaussagen eines Fachberichts identifizieren, komplexe Themen für Kinder erklären oder Stichpunkte zu ganzen Sätzen zusammenführen. Dazu gibt man der KI die jeweilige Vorlage und schreibt bspw.: „Bearbeite diesen Text, damit ihn ein 5-jähriges Kind versteht“ oder „Editiere diese Stichpunkte zu einem Fließtext für ein professionelles Sitzungsprotokoll in einem sachlichen Sprachstil“.
  • Formuliere“: Damit die KI eine E-Mail, einen Social-Media-Beitrag oder ein offizielles Schreiben verfassen kann, braucht sie viele Informationen: An wen richtet sich der Text, was ist das Hauptanliegen, welcher Sprachstil ist gefordert, welche Informationen müssen enthalten sein? Je mehr man der KI liefert, desto besser kann sie die Aufgabe erfüllen, z.B.: „Formuliere eine freundschaftliche und fröhliche E-Mail-Einladung an alle Vereinsmitglieder.  Am 8. Juni findet ab 16 Uhr ein Sommerfest im Vereinsheim statt, es wird gegrillt, es gibt auch vegetarische und vegane Gerichte, …“. Gibt man der KI eine Beispiel-E-Mail, wird sie versuchen, diesen Stil zu imitieren.
  • Brainstormen“: Soll die KI Ideen finden, sollte man sie zum „Brainstormen“ oder „Vorschlagen“ auffordern. Will man zum Beispiel mit einer Gruppe an Freunden vereisen, aber jeder hat Sonderwünsche, kann man die KI damit füttern und sie nach Vorschlägen für geeignete Urlaubsorte fragen. Oder man möchte für viele Menschen kochen, die aber unterschiedliche Vorlieben und Ernährungsweisen haben, z.B: „Ich koche für 8 Erwachsene. Eine Person ist allergisch gegen Nüsse. 2 Personen sind vegetarisch. Eine Person mag keine Zwiebeln. Alle lieben Erdäpfel. Schlage ein 3-Gänge-Abendessen vor“. 

Beispiele helfen der KI

Eine KI lernt immer dazu. Beispiele helfen ihr zu verstehen, wonach man sucht. Möchte man z.B., dass sie Beschreibungstexte für Produkte in einem Onlinestore formuliert, gibt man ihr einfach bestehende Texte und fordert sie auf, neue Produkttexte in diesem Stil zu verfassen. Sucht man nach Ideen für ein Rezept, sollte man der KI andere Gerichte nennen, die man mag. Die Beispiele sorgen für genauere und bessere Ergebnisse.

Nicht gleich aufgeben

Wenn man einen Text formuliert – egal ob es eine E-Mail oder eine Präsentation ist, durchläuft er mehrere Versionen. Man schreibt ihn, man lässt eine andere Person drüber schauen, man formuliert um, bis er passt. Bei einer KI ist das ähnlich. Man kann nicht immer erwarten, dass sie beim ersten Versuch exakt das produziert, was man sich wünscht. Manchmal muss man die Eingabe noch spezifizieren, um zum Ergebnis zu kommen. 

links: © Screenshot / Microsoft Copilot

rechts: © Screenshot / Microsoft Copilot

Links die Originalanfrage, rechts die neue Version

Ist der Schreibstil etwa zu flapsig, fordert man sie auf, sachlichere Formulierungen zu wählen. Spuckt sie einen langen Fließtext aus, bittet man um prägnante Stichpunkte - oder andersherum. Fehlt in einer Tabelle eine Spalte mit wichtigen Informationen, trägt man dem Chatbot auf, diese noch hinzuzufügen. Je öfter man mit Chatbots arbeitet, desto kürzer wird dieser Prozess, da man lernt, welche Informationen die KI braucht, um das gewünschte Ergebnis zu liefern. 

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Neu anfangen

Innerhalb eines Chats bezieht die KI das gesamte Gespräch ein. Merkt man, dass man mit den Eingaben nicht weiterkommt und sich im Kreis dreht, sollte man einen ganz neuen Chat beginnen. Dadurch kann man einen neuen Versuch starten und Fehler aus dem vorherigen Versuch vermeiden. 

Das ist auch hilfreich, wenn man Ergebnisse überprüfen möchte. Spuckt die KI bei leicht neuer Formulierung die gleichen Antworten aus, weiß man, dass es kein Zufallstreffer war, sondern valide Ergebnisse. 

Außerdem hilft es, verschiedene Chatbots zu befragen. Googles Gemini und Microsofts Copilot wurden unterschiedlich programmiert und trainiert. Deswegen geben sie auch unterschiedliche Antworten. Es empfiehlt sich daher, die gleichen Fragen unterschiedlichen Sprachmodellen zu stellen.

Die KI hinterfragen

Chatbots antworten sehr selbstbewusst, auch wenn sie gerade etwas erfinden. Deswegen sollte man bei bestimmten Themen nach der Quelle einer Information fragen, wenn man sich unsicher ist, ob sie auch stimmt. Fragen wie „Warum schreibst du das?“ oder „Woher hast du diese Information?“ sorgen dafür, dass die KI ihre Antworten überprüft. Wachsam sollte man jedenfalls immer sein und die KI als Unterstützung sehen, nicht als Ersatz für die eigene Leistung.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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