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10 Tipps: Was bringt mir ChatGPT im Alltag?

ChatGPT ist die künstliche Intelligenz (KI) der Stunde. Seit der kostenlose Chatbot im November vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, wird er in den Medien unentwegt gehypt. Schlagzeilen wie „ChatGPT wird in Schulen bald verboten“ oder „ChatGPT ersetzt erste Jobs“, klingen zwar überspitzt, haben aber einen wahren Kern: Die KI hinter dem Chatbot ist mächtig. Und sie hat bereits zahlreiche Anwendungsfelder. Werbetexter*innen, Lehrende oder Entwickler*innen bauen ChatGPT in ihren Arbeitsalltag ein. 

Für viele ist ChatGPT trotzdem ein Buch mit 7 Siegeln. Manche haben sich an die KI noch nie herangewagt, andere meinen, sie sei nur eine Spielerei. Ich habe 10 Szenarien zusammengetragen, bei denen der Chatbot wirklich hilfreich sein kann – nützliche Prompts und Browser-Erweiterungen inklusive.

1. Zusammenfassungen erstellen

Futurezone-Artikel sind euch zu lang? Sorry, aber immerhin schafft ChatGPT Abhilfe. Der Chatbot fasst in wenigen Sekunden Texte zusammen. Zwar verzichtet er dabei gelegentlich auf wichtige Details, die Kernaussagen erfasst die KI aber in den meisten Fällen recht gut. Ein Prompt wie „Fasse diesen Text in 10 Stichpunkten zusammen“ kann das Wesentliche aus einem Text herausziehen. Es kann sich außerdem lohnen, die Befehle an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, etwa mit Ergänzungen wie „in ganzen Sätzen“ oder „in akademischem Stil“.  

Aber Achtung: Es gibt eine Obergrenze für Texte. ChatGPT kann 3.000 Wörter in einer Anfrage verarbeiten. Wer sich längere Artikel zusammenfassen lassen möchte, kann das Limit allerdings mit einem Trick umgehen. Ausführliche Prompts können in mehreren Etappen an ChatGPT verfüttert werden. In meinem Test ist das mit dem folgenden Prompt gelungen: “Ich schicke dir einen Text in mehreren Teilen. Du sollst erst antworten, wenn ich dich mit dem Befehl {Zusammenfassen} darum bitte. Dann sollst du alle Teile des Textes in 20 Sätzen wiedergeben“ Der Bot bestätigt, dass er verstanden hat und wartet auf seinen Zusammenfassungsbefehl.

Der Chatbot kann nicht nur die wichtigsten Punkte von Texten, sondern auch von Videos herausfiltern - zumindest von YouTube-Videos. Hierbei hilft ein Plug-in. Die Browser-Erweiterung für Chrome und Safari installiert einen Button auf der YouTube-Oberfläche. Mit diesem können dann Transkripte von Videos erstellt werden. Die Abschriften spielt das Plug-in über einen Shortcut wiederum ChatGPT zu, wo der Bot sie dann zusammenfasst.  

2. Texte schreiben, einkürzen und ausbessern

Wer (wie ich) eine gefühlte halbe Stunde braucht, um ein höfliches Mail zu formulieren, dem ist mit ChatGPT ebenfalls geholfen. Der Bot schreibt auf Anfrage problemlos Texte aller Art, von ungezwungenen Nachrichten an Freunde, über Gedichte, bis hin zu förmlichen Briefen oder Reden. Besonders praktisch ist dabei ChatGPTs Fähigkeit, einen bestimmten Schreibstil imitieren zu können. Wer z.B. ein Beschwerdemail an Amazon in seinem persönliche Wortlaut formulieren möchte, füttert den Chatbot zuerst mit einer alten Mail aus eigener Hand, gefolgt von dem Prompt „Schreibe mir ein Beschwerdemail im Stil des obigen Textes zu dem Produkt X/Y“. Das Gleiche funktioniert auch mit anderen Stil-Anfragen. So können Nutzer*innen ChatGPT etwa um einen Text in „akademischem Stil“ oder um besonders höfliche Formulierungen bitten.

Auch bei Verbesserungen hilft der Chatbot. Wer ihn beispielsweise um „konzisere Formulierungen“ bittet, um das Ausbessern von Rechtschreibfehlern oder das Entfernen überflüssiger Textteile, wird in der Regel mit einem besseren Text belohnt. Zugegeben, das beherrscht auch Word mit seinem „Editor“-Tool. Im Gegensatz dazu ist ChatGPT immerhin kostenlos.

Besonders praktisch ist ChatGPT übrigens beim Schreiben von Bewerbungen. Anstatt sein Motivationsschreiben oder seinen Lebenslauf mühsam an die Anforderungen einer Stellenausschreibung anzupassen, können Jobbeschreibung einfach an ChatGPT weitergegeben werden. Mit der Prompt „Optimiere meinen Lebenslauf/mein Motivationsschreiben für diese Stelle“ lassen sich im Handumdrehen maßgeschneiderte Bewerbungsunterlagen erstellen. Die Nachbearbeitung der Unterlagen bleibt einem selbstverständlich nicht erspart. Immerhin könnte der Bot auch Unwahrheiten verzapfen. Auf TikTok und YouTube gibt es zahlreiche Videos, die Tipps zum Erstellen von Bewerbungen mit ChatGPT geben.

3. Konversationen imitieren

Wo wir schon bei Bewerbungen sind: ChatGPT kann auch bei der Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche helfen. Denn eine große Stärke des Bots ist es – wenig überraschend – seinem Gesprächspartner Antworten und Feedback zu geben. Mit einem Prompt wie „Führe mit mir ein Bewerbungsgespräch für eine Stelle als Tech-Journalistin bei einer Zeitung“ stellt ChatGPT ein maßgeschneidertes Jobinterview nach. Der Bot ist mit Tausenden Textbausteinen aus dem Internet trainiert. Die typischen Fragen, die Personaler*innen gerne stellen, wie etwa jene nach individuellen Stärken und Schwächen, hat der Bot daher allemal drauf.

ChatGPT kann seine Konversationsfähigkeit auch nutzen, um als Lernhilfe zu fungieren. Der Bot kann beispielsweise ein Quiz zu einem bestimmten Thema oder Text erstellen, eine Erörterungsaufgabe generieren und diese sogar benoten und verbessern. Wie immer gilt bei ChatGPT: Vorsicht vor seinen Halluzinationen. Die KI verzapft gerne Halbwahrheiten, die sich täuschend echt anhören. Die Antworten des Chatbots also besser nochmal überprüfen. 

Interview-Training mit ChatGPT: Die Fragen bei meinem futurezone-Einstellungsgespräch waren nicht viel anders als jene des Bots.

4. Sich inspirieren lassen

ChatGPT entfaltet sein volles Potenzial, wenn er kreativ sein kann. Tante Gerti wird 70, aber dir fallen keine originellen Geburtstagswünsche ein? ChatGPT ist in der Lage zu dichten, ein Lied zu komponieren, eine Kurzgeschichte über Gertis Leben zu schreiben oder Tipps für Geschenke zu geben. Auch hier gilt: Je mehr Hintergrundinformationen man der KI gibt, desto besser das Ergebnis.

Weitere nützliche Inspiration kann der Chatbot beim Brainstorming am Arbeitsplatz oder bei Kochrezepten liefern. ChatGPT kann beispielsweise einen wöchentlichen Menüplan erstellen, der nur auf den Zutaten basiert, die man gerade im Kühlschrank hat.

Auch Film- oder Buchempfehlungen hat der Bot parat. Allerdings nur für Medien, die vor Dezember 2021 veröffentlicht wurden. Hinzu kommt, dass der Bot – wie Google und letztlich wir alle – gewisse Vorurteile verinnerlicht hat, da auch seine Trainingsdaten verzerrt sind. Bei Empfehlungen kann es also z.B. vorkommen, dass eher Filme von westlichen Filmemachern vorgeschlagen werden.

5. Übersetzungen prüfen

Klar, es gibt Google Übersetzer, Deepl, Leo, und viele weitere Programme, die Wörter und Texte in verschiedene Sprachen übersetzen können. Wozu braucht es dann ChatGPT? Der Bot ist vor allem dann praktisch, wenn ein bestimmter Ton oder Stil bei der Übersetzung getroffen werden soll. Wer etwa ein Mail auf Englisch verfasst hat, kann dessen Ausdrucksweise von ChatGPT verbessern lassen. Der Bot ist in meinen Tests zwar nicht in allen Fällen zu stilistischen Höchstleistungen aufgelaufen, holprige Formulierungen oder Fehler lassen sich durch ihn aber allemal vermeiden.

Wie ich ChatGPT als Studentin (fast) jeden Tag verwende

Als Studentin nutze ich ChatGPT tatsächlich nahezu jeden Tag. Hier sind 2 Tipps, die mir persönlich mein Uni-Leben erleichtern:

Erstellen von Literaturlisten im BibTex-Format: ChatGPT kann Texte in unterschiedliche Dateiformate konvertieren. Möchte ich einen bestimmten Fachartikel zitieren, habe die Quelle aber nur als Textzeile (mit Autor, Jahreszahl, etc.) parat, so kann ChatGPT sie einfach in ein sogenanntes BibTex-Format für mich umformen. Diese Datei kann ich dann in Zitationsprogramme wie Mendeley einspielen.

Texte paraphrasieren: Studieren (und vor allem Arbeiten schreiben) heißt paraphrasieren von Texten - selbstverständlich mit der nötigen Quellenangabe, um nicht zu plagiieren. Beim Umschreiben eines indirekten Zitates greift mir ChatGPT oft unter die Arme.

6. Programmieren

Der Chatbot kann Nutzer*innen beim Programmieren unter die Arme greifen. Egal ob Python, SQL, JavaScript oder C – die KI kann in verschiedenen Programmiersprachen Code schreiben, erklären, verbessern oder Fehler finden. Auch „Übersetzungen“ von einer Sprache in eine andere sind für den Bot in der Regel kein Problem.

Dass ChatGPT Programmiersprachen so gut beherrscht, ist nicht überraschend. Wie bereits erwähnt, wurde der Bot anhand von Textbausteinen aus dem Internet trainiert. Entwickler*innen posten seit Jahren Lösungen zu Problemen im Netz. Dementsprechend groß ist ChatGPTs Datenbank, aus der sich seine Antworten speisen.

Trotzdem liegt die KI nicht immer richtig. Ich habe ChatGPT selbst mit R, einer Statistiksoftware, eine Lottomaschine programmieren lassen. Nicht immer hat der Bot funktionierenden Code ausgespuckt. Eine gesammelte Liste, wie euch KI beim Programmieren helfen kann, findet ihr in diesem Twitter-Thread:

7. Excel-Profi werden

Zugegeben, Programmieren ist für die meisten kein Alltag. Excel schon eher. Viele verwenden die Office-Anwendung beispielsweise in der Arbeit oder um ihre Ausgaben zur tracken. Da können einfache Formeln oder Funktionen hilfreich sein. Die Excel-YouTube-Bubble zeigt, wie’s geht. Wer Summen, Subtraktionen, Wenn-Funktionen oder Diagramme in Excel erstellen will, kann ChatGPT einfach darum bitten. Der Bot liefert die entsprechende Formelzeile, die dann nur noch in Excel kopiert werden muss.

Wie beim Programmieren gilt auch hier: Die Antworten der KI sind nicht immer fehlerfrei. Manchmal muss der eigene Prompt etwas abgeändert oder der Bot mehrmals gefragt werden, bevor er eine funktionierende Formel liefert.

8. Mit anderen Programmen verknüpfen

Microsofts Investitionen in OpenAI, das US-Unternehmen hinter ChatGPT, legen nahe, dass die KI früher oder später auch in andere Programme eingebaut wird. Bis dahin kann die KI händisch mit einer Reihe von Anwendungen verknüpft werden.

Mit der Chrome-Erweiterung „Merlin“ können Nutzer*innen ChatGPT z.B. direkt im Browser aufrufen, wenn sie Gmail, Slack oder Twitter verwenden. Die OpenAI-Webseite muss also nicht separat geöffnet werden, ein Markieren des entsprechenden Textes reicht und die KI liefert – je nach Wunsch – eine Antwort, eine Zusammenfassung oder Kontext zu der entsprechenden Textzeile. 51 Anfragen pro Tag sind derzeit kostenlos. Wie das Tool funktioniert, zeigt dieses Video:

9. Sich Dinge erklären lassen (über die man etwas weiß)

ChatGPT ist ein guter Besserwisser. Der Bot ist in der Lage, ein Konzept oder einen Begriff auf wenige Sätze herunterzubrechen. Klar, Begriffe lassen sich auch einfach googlen. ChatGPT hat allerdings den Vorteil, dass Nutzer*innen eine bestimmte Länge der Antwort oder ein bestimmtes Vorwissen spezifizieren können, etwa mit der Prompt „erkläre mir X/Y auf dem Niveau einer 12-Jährigen“.

Aber Achtung, bei allen Antworten ist Vorsicht geboten. ChatGPT ist kein Lexikon und spuckt mitunter falsche Informationen aus. Die Antworten also, wie immer, unbedingt überprüfen.

10. Einfach alles Mögliche ausprobieren

Eine der besten Möglichkeiten, ChatGPT im Alltag zu nutzen, ist zum Zwecke der Unterhaltung. Die KI zeigt sich von seiner besten Seite, wenn man mit ihr Spaß hat – und sich beeindrucken lässt, was sie alles kann. Der Bot meistert nämlich die absurdesten Anfragen. Man kann sich mit ihm über den Sinn des Lebens unterhalten, ihn impressionistische Gedichte über das PS5-Spiel „God of War“ verfassen lassen oder versuchen, ihn auf Glatteis zu führen. Etwa, indem man ihn mit seinen falschen Antworten konfrontiert. Da reagiert der Bot oft abweisend oder leugnet seinen Fehler gänzlich. 

Der Chatbot hat, wie bereits angedeutet, auch einige Schwachstellen. Rechenaufgaben oder räumliches Denken fallen ChatGPT schwer. Besonders auffällig ist sein Problem mit Quellen. Der Bot erfindet etwa gerne Autor*innen, die täuschend echt klingen. Die nächste Generation der KI, GPT-4, soll diese Fehler beseitigen. Aktuell kann sie von OpenAI-Plus-Kund*innen ausprobiert werden. 

ChatGPT könnt ihr übrigens hier auf der OpenAI-Webseite kostenlos verwenden. 

Frag die futurezone

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Lisa Pinggera

lisa_bingernda

Von 2021 bis 2023 bei futurezone. Erzählt am liebsten Geschichten über Kryptowährungen, FinTechs und die Klimakrise. Schreibt aber über alles, was erzählenswert ist.

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