Die Anlage "Mammoth" ist noch nicht komplett ausgebaut.

Die Anlage "Mammoth" ist noch nicht komplett ausgebaut.

© Climeworks

Science

Größter CO2-Sauger der Welt geht in Betrieb

Die weltweit größte Anlage, die CO2 aus der Luft abscheidet, ist diese Woche in Island in Betrieb gegangen. Das Schweizer Unternehmen Climeworks schaltete die Anlage "Mammoth" (Mammut) am Mittwoch zum ersten Mal an.

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Climeworks betreibt auf Island bereits eine ähnliche Anlage namens Orca, die ehemals größte Luftfilteranlage der Welt. Mammoth ist allerdings 10 Mal größer und kann somit auch entsprechend mehr Kohlendioxid aus der Luft ziehen. Bei dem Vorgang namens Direct Air Capture (DAC) wird Luft angesaugt und das CO2 mithilfe von Chemikalien abgespalten. Die Anlage ist darauf ausgelegt, im Vollbetrieb 36.000 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Luft zu filtern. Das gesammelte CO2 wird dann in Wasser gelöst und in Gesteinsschichten injiziert, wo das CO2 quasi versteinert. Damit wird das Treibhausgas dauerhaft gebunden.

Der Prozess benötigt allerdings enorme Mengen Energie, die in Island in Form von reichlich vorhandener Geothermie verfügbar ist. Ein weiterer Nachteil ist, dass DAC-Anlagen momentan vergleichsweise nur sehr wenig CO2 aus der Luft filtern können. Zum Vergleich: Der CO2-Ausstoß durch Verkehr liegt in Österreich etwa bei 2,3 Tonnen pro Kopf. Die Anlage in Island könnte also die Verkehrstreibhausgase von etwa 15.600 Österreicher*innen neutralisieren.

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Anlage noch nicht komplett aufgebaut

Der Bau von Mammoth startete im Juni 2022. Die Anlage besteht momentan aus 12 "Sammelcontainer", wo das CO2 gesammelt wird. Eigentlich ist die Anlage für 72 Container ausgelegt, die in den kommenden Monaten hinzugefügt werden sollen.

Genaue Angaben zum Preis einer Tonne aus der Luft abgeschiedenen CO2 gab Climeworks nicht bekannt. Laut dem Unternehmen liegen die Kosten allerdings näher bei 1.000 Dollar pro Tonne als bei 100 Dollar pro Tonne. Letzterer Wert wird weithin als die Marke betrachtet, um die Technologie für Unternehmen erschwinglich zu machen. Das Unternehmen versucht daher, die Kosten zu senken. Bis 2030 sollen die Kosten auf 300 bis 350 Dollar pro Tonne gesenkt werden. 2050 soll dann die magische Marke von 100 Dollar pro Tonne erreicht werden.

Kritik an DAC-Anlagen

Nicht nur Climeworks arbeitet daran, CO2 aus der Luft zu filtern und somit das Klima von Treibhausgasen zu befreien. Die Anlage "Stratos" soll 500.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr aus der Atmosphäre holen. Hinter dem Projekt steht allerdings das Öl-Unternehmen Occidental, das das CO2 für eine "verbesserte Ölgewinnung" einsetzen will. Das Kohlendioxid wird dabei in Bohrlöcher gepumpt, um schwer zugängliche Ölvorkommen zu fördern.

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Es ist also nicht überraschend, dass Kritiker*innen behaupten, dass die Technologie dazu verwendet wird, den Abschied von fossilen Brennstoffen hinauszuzögern. Climeworks selbst ist nicht mit der Öl-Industrie verbunden und wird etwa von Microsoft finanziert. Das Unternehmen plant weitere DAC-Anlagen in Kenia und den USA und will bis 2030 insgesamt 1 Million Tonnen CO2 aus der Luft absaugen.

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