
Für Firefox könnte bald das letzte Stündlein geschlagen haben.
Google-Prozess könnte Untergang von Firefox sein
Der Browser Firefox wurde im September 2002 vom Unternehmen Mozilla veröffentlicht, zu seinen Hochzeiten lief er auf 70 Prozent der Endgeräte. Mittlerweile ist er auf eine Nutzungsrate von etwa 3 Prozent abgesackt. Er gilt allerdings immer noch als einer der wichtigsten Browser, die nicht auf Chromium basieren und der wohl wichtigste Browser einer Non-Profit-Organisation.
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Doch auch das könnte bald ein Ende haben. Der Grund dafür ist ausgerechnet die Schwächung eines Konkurrenten. Denn das US-Justizministerium will Google, Macher von Browserkonkurrent Chrome, verbieten, zu zahlen, um Google als Standardsuchmaschine in anderen Browsern festzulegen. Ein US-Gericht hat bereits entschieden, dass Google ein illegales Monopol bei der Suche hat. Dieses soll aufgebrochen werden.
Google zahlt viel Geld an Mozilla
Obwohl Firefox direkt mit Chrome konkurriert, hätte das weitreichende Folgen für den Browser. Sollte Mozilla nämlich auf das Geld verzichten müssen, das es von Google erhält, müsste man "erhebliche Einschnitte im gesamten Unternehmen" vornehmen, wie Mozilla CFO Eric Muhlheim im Kreuzverhör mit dem Justizministerium warnt. So müsste man wohl auch die Produktentwicklung von Firefox zurückfahren, wodurch der Browser für Nutzer weniger attraktiv werden würde. Davon profitieren Alternativen wie Chrome.
Firefox ist für etwa 90 Prozent des Umsatzes von des Non-Profit-Unternehmens Mozilla verantwortlich, das u.a. auch noch das E-Mail-Programm Thunderbird und die Lesezeichenverwaltung Pocket betreibt. Von diesen 90 Prozent machen 85 Prozent des Umsatzes der Standardsuchmaschinen-Deal mit Google aus. In Zahlen entspricht das rund 450 Millionen Dollar pro Jahr.
Alternativen sind für Mozilla nicht so lukrativ
Laut Muhlheim sei Mozilla bereits in Gesprächen mit Microsoft, um Bing als Standardsuchmaschine in Firefox zu verwenden. Das Unternehmen stehe bei einem Google-Verbot allerdings unter Druck und könnte wohl nur einen schlechten Deal aushandeln. Außerdem habe Mozilla festgestellt, dass Bing die Daten nicht so effizient monetarisieren könne wie Google. Die Gefahr bestehe auch, dass Nutzer die neue Suche so stark ablehnen, dass sie komplett zu einem anderen Browser wechseln. So ist es etwa zwischen 2014 und 2017 geschehen, als Firefox standardmäßig die Yahoo-Suche verwendete.
Natürlich wäre es besser, nicht auf einen einzelnen Kunden angewiesen zu sein, um den Großteil der Einnahmen zu erzielen, räumt Muhlheim ein. Andere Browser wie Opera ist es bereits gelungen, mehr Geld durch Browserwerbung als durch Deals mit Standardsuchmaschinen zu erzielen. Das sei bei Firefox allerdings schwierig - zum Teil wegen des strengen Datenschutzes, den das Unternehmen bei seinen Produkten verfolgt.
Erst vor kurzem wurde der Firefox-Entwickler mit heftiger Kritik von Nutzern konfrontiert, nachdem Änderungen an den Datenschutzrichtlinien und Nutzungsbedingungen bekannt wurden. Hintergrund war, dass das Unternehmen einen Abschnitt überarbeitet hat, wonach man keine Nutzerdaten verkaufen wolle.
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Auch Safari wäre betroffen
Doch nicht nur Firefox wäre von der Entscheidung des Justizministeriums betroffen, auch Apple profitiert momentan enorm von Googles Marktmacht. 18 Milliarden Dollar jährlich ist es dem Unternehmen wert, als Standardsuchmaschine in Safari gelistet zu sein. Die gesamten Software-Entwicklungskosten liegen bei Apple bei rund 30 Milliarden Dollar pro Jahr, Safari dürfte davon nur einen geringen Teil ausmachen. Der Deal mit Google ist für Apple also durchaus lukrativ.
Dass Safari eingestellt wird, wenn das Geld von Google wegfällt, ist allerdings unwahrscheinlich. Anders als bei Firefox hat Safari nämlich ein milliardenschweres Unternehmen im Rücken, das sich den Ausfall leisten kann.
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