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iPad Air 13 Zoll im Test: Was die günstige Alternative zum Pro kann

Erstmals bringt Apple ein Tablet abseits der Pro-Schiene mit einer derart großen Displaydiagonale heraus.

Zwar stand das iPad Air beim jüngsten Apple Event vergangene Woche nicht im Mittelpunkt, dennoch hat das Tablet Aufmerksamkeit verdient. Ist es doch das erste Mal, dass Apple ein 13-Zoll-Tablet abseits der Pro-Schiene bringt. Wer also ein großes Tablet für hauptsächlich alltägliche Dinge wie Surfen und Videos sucht, muss nicht mehr den Pro-Aufpreis zahlen. Ein Schnäppchen ist das neue Air dennoch nicht. Dafür bekommt man aber auch einiges an Hardware. Ich habe das neue iPad Air in der 13-Zoll-Version getestet.

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Wie üblich lässt Apple bei der Optik und Haptik nichts anbrennen. Das Gehäuse ist sauber verarbeitet, scharfen Kanten oder dergleichen sind nicht zu finden. Das Design entspricht der restlichen aktuellen iPad-Schiene. Optisch ist der größte Unterschied zu den großen Pro-Tablets die Kamera auf der Rückseite. Während das Pro ein Multi-Kamera-Setup aufweist, ist es beim Air nur eine Linse. 

Das Air mit 13 Zoll misst 281 x 215mm und ist 6,1mm dick. Damit ist es einen knappen Millimeter dicker als das große Pro, das das dünnste Apple-Gerät überhaupt sein soll. Dennoch ist das Air kein Schwergewicht, sondern für seine Größe überraschend leicht. 618 Gramm bringt die 5G-Variante des Tablets auf die Waage, das sind immerhin 67 Gramm weniger als das 2022er-Pro mit 13 Zoll. Das neue Pro ist mit 582 Gramm (5G-Version) sogar noch leichter. 

Während ich mir bei Apples früheren XXL-Tablets schwertat, es lange in einer Hand zu halten, ist das beim neuen Air jedenfalls kaum ein Problem. Gerade dann, wenn man das Gerät auf der Couch für typische Freizeit-Anwendungen wie Surfen oder Fotos verwendet, ein angenehmer Faktor.

Fingerabdruck und Frontkamera

Wie alle iPads abseits der Pro-Schiene muss man auch beim neuen Air auf Face ID verzichten, man kann das Tablet also nicht per Gesicht entsperren. Stattdessen ist Touch ID in den länglichen Power-Button integriert, der sich im Rahmen des Tablets befindet. 

Funktional gibt es an dem Fingerabdrucksensor nichts zu beklagen. Das Entsperren dauert nur einen kurzen Augenblick, es kommt praktisch nie vor, dass das Entsperren verzögert oder der Fingerabdruck gar nicht erkannt wird. 

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iPad Air 13" (2024)

  • Maße und Gewicht: 280,6 x 214,9 x 6,1 Millimeter, 617 Gramm (WiFi), 618 (5G)
  • Display: Multi-Touch Display mit LED Hintergrund-Beleuchtung und IPS Technologie; Auflösung von 2732 x 2048 bei 264 ppi; Großer Farbraum (P3); True Tone; Fettabweisende Beschichtung; Vollständig laminiert; Antireflex-Beschichtung; 600 Nits Helligkeit
  • Kamera:
    • 12 MP Weitwinkel-Kamera, ƒ/1.8 Blende
    • Bis zu 5x digitaler Zoom
    • Objektiv mit 5 Elementen
    • Autofokus mit Focus Pixeln
  • Video: 4K Video­aufnahme mit 24 fps, 25 fps, 30 fps oder 60 fps; 1080p HD Video­aufnahme mit 25 fps, 30 fps oder 60 fps
    720p HD Video­aufnahme mit 30 fps; Unterstützung für Zeitlupen­video in 1080p mit 120 fps oder 240 fps; Zeitraffervideo mit Bild­stabilisierung; Erweiterter Dynamik­bereich für Video bis zu 30 fps
    Cinematic Video­stabilisierung (4K, 1080p und 720p)
    Kontinuierlicher Autofokus
    Zoomen bei der Wiedergabe
    Aufgenommene Videoformate: HEVC und H.264
  • Selfie-Kamera: 12 MP Kamera, ƒ/2.4 Blende
  • Prozessor: Apple M2 Chip
    • 8‑Core CPU mit 4 Performance-Kernen und 4 Effizienz-Kernen
    • 10‑Core GPU
    • 16‑Core Neural Engine
    • 8 GB RAM
    • Hardware beschleunigtes H.264 und HEVC
    • Engine zum Decodieren von Video
    • Engine zum Codieren von Video
  • Speicher: ab 128 GB, bis zu 2 TB
  • Akku: Li-Po 36,59 Watt­stunden
  • Software: iPadOS 17
  • Sonstiges: WLAN 6E (802.11ax) mit 2x2 MIMO4, 2,4 GHz und 5 GHz, simultanes Dualband, Bluetooth 5.3
  • Preis: ab 949 Euro

Kameras

Eine Änderung im Vergleich zu früheren iPads ist die Positionierung der Frontkamera. Sie befindet sich nämlich nicht mehr auf der kurzen Kante mittig über dem Display, sondern auf der langen Kante. Die Idee dahinter ist, dass, wenn man das Tablet im Querformat (zum Beispiel am Magic Keyboard oder am Smart Folio) verwendet, die Position für Videocalls natürlicher ist. Denn die Kamera befindet sich dann an exakt der gleichen Stelle, wie man es auch von Notebooks kennt. 

Die Qualität der 12-Megapixel-Ultra-Weitwinkellinse genügt, um jeden Videocall souverän bestreiten zu können. Apples bereits bekanntes Feature Center Stage bzw. der Folgemodus ist ebenfalls mit an Bord. Dabei verfolgt einen die Frontkamera, so, dass man immer im Zentrum des Bildes bleibt. Möglich ist das, indem standardmäßig nicht der volle Bildbereich der Kamera genutzt wird, sondern nur ein Ausschnitt. Jener passt sich dann an, je nachdem, wo der eigene Kopf gerade ist.

Die rückseitige Kamera löst ebenfalls mit 12 Megapixel auf. Mit f/1.8 und einer Pixelgröße von 1.22 µm reicht die Qualität für den ein oder anderen Schnappschuss aus. Mehr muss es für mich auch nicht sein, da es in meinem Leben wohl kaum irgendwann eine Situation geben wird, in der ich mit einem 13-Zoll-Tablet fotografieren möchte. 

Solides Display

Das LC-Display beim Air macht einen guten Job. P3 Wide Color und True Tone sorgen für akkurate Farben, die Kontraste sind okay und die Ausleuchtung des Panels ist gleichmäßig. Mit einer Auflösung von 2048 x 2732 Pixeln und einer Pixeldichte von 264 PPI sehen Menüpunkte, Schriften und Inhalte gestochen scharf aus. Eine spezielle Beschichtung soll störende Reflexionen minimieren. Damit spiegelt das Tablet tatsächlich weniger stark als viele Konkurrenzprodukte. 

Die Displayhelligkeit ist mit maximal 600 Nits ausreichend, um in den meisten Situationen genug zu erkennen. In Kombination mit der Antispiegel-Beschichtung kann man das neue iPad tatsächlich auch in strahlendem Sonnenschein verwenden. 

Mit dem miniLED des 13-Zoll-Pro aus 2022 oder dem neuen OLED-Pro (jeweils 1000 bzw. 1600 Nits peak) kann es allerdings nicht mithalten. Auch anhand der Bildwiederholrate merkt man am Ende dann doch, dass man es mit keinem iPad Pro zu tun hat. Apples Pro Motion fehlt, was bedeutet, dass man auf eine hohe Bildwiederholrate jenseits von 60 Hz verzichten muss. Das ist jetzt vielleicht kein Dealbreaker, wenn man aber ein Display mit höherer Wiederholrate gewohnt ist (etwa von seinem Smartphone) fällt es auf. 

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Leistung und Akku

Ein Punkt, über den man sich beim neuen Air nicht wirklich Gedanken machen muss, ist die Leistung. Der Apple Silicon M2 (5 Nanometer) ist immer noch ein extrem leistungsstarker Chip. In ihm steckt eine 8-Core-CPU, eine 10-Core-GPU und eine 16-Core Neural Engine. Es ist der gleiche Chip, wie er auch in mehreren MacBooks zum Einsatz kommt. Er bietet genug Power, um alle typischen Tablet-Anwendungen spielend zu bewältigen. Und auch Dinge wie Videoschnitt oder Fotobearbeitung sind kein Problem. 

Positiv überrascht hat mich die Akkulaufzeit. Vermutlich aufgrund es stromsparenden Displays (überschaubare maximale Helligkeit und 60 Hz) hält das große Air erstaunlich lange durch. Nach sporadischer Nutzung über den Tag und anschließendem mehrstündigem Songcontest-Streaming zeigte der Akku noch überraschende 50 Prozent an. Apple selbst spricht von 10 Stunden Akkulaufzeit, was je nach Nutzungsintensität durchaus drinnen ist. 

Pencil Pro und Magic Keyboard

Das neue iPad Air ist neben dem neuen Pro Apples einziges Tablet, das den neuen Pencil Pro unterstützt. Der Stift reagiert nun auch darauf, wenn man ihn quetscht. In den ersten Apps, die das unterstützen, öffnet ein Untermenü, über das man zum Beispiel den Stifttyp wählen kann. Doppeltes Quetschen aktiviert den Radierer. App-Entwickler*innen können das Quetschen aber auch auf alle erdenklichen Wege in ihre Apps integrieren. 

Auch wenn es unspektakulär klingt, es verändert die Nutzung des Stifts maßgeblich, weil es extrem intuitiv ist. Schon nach wenigen Minuten wollte ich nie mehr zurück zu einem Leben ohne Quetsch-Feature. Das schnelle Auswählen der Werkzeuge sowie der schnelle Zugang zum Vorwärts- und Zurück-Menü sind einfach enorm praktisch. Ebenfalls nicht missen möchte ich das haptische Feedback, das der Stift bei gewissen Features gibt, ähnlich wie Force Touch bei den MacBooks.

 Ebenfalls neu ist, dass man beim Malen den Stift jetzt um die eigene Achse rotieren kann, um etwa Stiftspitzen oder auch Bildelemente zu rotieren. Zudem ist der neuen Pencil erstmals in Apples Find-My-Netzwerk integriert. Eine sehr willkommene Neuerung, ist ein Stift ja genau eine Sache, die man gerne mal verlegt. 

Im Unterschied zum Pro gibt es für das Air kein neues Magic Keyboard. Stattdessen kommt genau das Modell zum Einsatz, das auch bereits beim großen Pro aus 2022 genutzt wurde. Zu erkennen ist das unter anderem an der großen Kameraaussparung, in die auch genau das Model des großen 2022ers Pro passt. Für Apple hat das natürlich den Vorteil, eventuelle Restbestände weiter verkaufen zu können. 

Man muss aber auch zugeben, dass nicht viel gegen das "alte" Magic Keyboard spricht. Die Druckpunkte der Tasten fühlen sich gut an, das Trackpad ist zwar nicht riesig, reicht aber für den Alltag aus. 

Fazit

Will man ein Tablet im XXL-Format, macht man mit dem neuen iPad Air 13 Zoll definitiv nichts falsch. Der leistungsstarke M2-Chip, das für seine Größe angenehm geringe Gewicht, die Auswahl an hochwertigen Zubehör sowie Apples Ökosystem samt unzähliger Apps machen das Gerät zu einem hervorragenden Tablet. Der Screen mag auf dem Papier v.a. hinsichtlich Helligkeitswerte und Framerate vielleicht enttäuschen, in der Praxis sieht er aber besser aus, als er sich anhand der Spezifikationen liest. 

iPad Air 13 Zoll - Pro und Contra

Pro

  • 13 Zoll ohne Pro-Preis
  • Starker M2-Chip
  • geringes Gewicht
  • Kompatibel mit Pencil Pro

Contra

  • Teuer
  • Display ohne Pro Motion (max. 60Hz)

Das Gesamtpaket lässt sich Apple auch einiges kosten. Die günstigste Variante des iPad Air 13 Zoll kommt auf 949 Euro, wenn man sie direkt beim Hersteller kauft. Immerhin hat Apple den Speicherplatz des Standard-Modells auf 128 GB verdoppelt. Für das Magic Keyboard werden nochmal 349 Euro fällig, der Apple Pencil Pro kommt auf 149 Euro.

Wenn man vorhat, das Gerät in erster Linie auf der Couch zum Surfen oder zum Serienschauen im Zug zu verwenden, sind das happige Preise. Allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass man ein iPad problemlos mindestens 5 Jahre und länger nutzen kann, sofern es keine technischen Gebrechen gibt. Zwar gibt Apple keine konkreten Versprechen hinsichtlich Software-Support, ein Blick in die Vergangenheit stimmt einen aber optimistisch. So wurde das 2014 erschienene iPad Air 2 noch bis einschließlich iPadOS 15 regelmäßig mit dem neuen Betriebssystem versorgt. Erst mit iPadOS 16 Ende 2022 war Schluss, wobei sogar danach noch Sicherheitsupdates folgten. Angesichts dessen relativiert sich der hohe Anschaffungspreis vielleicht wieder.

Alternative zum Pro?

Auch, wer sich die 600 Euro im Vergleich zur neuen Pro-Schiene sparen möchte, kann dem neuen Air durchaus eine Chance geben. Zwar hat man hier kein edles OLED oder einen M4, dafür aber Pencil-Pro-Support und immerhin die frühere Version des Magic Keyboards (das Pro hat ein neues Metall-Keyboard spendiert bekommen). Ein kleiner Unsicherheitsfaktor bei dieser Strategie ist aber die kommende Apple-Entwicklerkonferenz WWDC im Juni. Hier könnte es durchaus passieren, dass Apple noch das ein oder andere Exklusiv-Feature für die Pro-Linie in petto hat. Also, wer zwischen neuem Air und neuem Pro schwankt, sollte vielleicht noch etwas zuwarten.

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Thomas Prenner

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Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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