Vergleich

Smart Meter in Deutschland kostet jeden bis zu 100 Euro

Aus einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Arbeitsentwurf des deutschen Bundeswirtschaftsministeriums für ein „Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende“ geht hervor, dass die neuen intelligenten Zähler (Smart Meter) den Haushalten bis zu 100 Euro kosten werden. Bei Unternehmen können es bis zu 200 Euro sein.

1,25 Euro Einsparungen

Die anfänglichen Ausgaben für den Einbau der Geräte sollen sich allerdings über die Zeit - wie bei Energiesparlampen oder effizienten Kühlschränken - für die Bürger rechnen. Ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom wird Berechnungen des Ministeriums zufolge mit einem klugen Messsystem, das etwa die Waschmaschine im günstigen Nachtstromtarif laufen lässt, aber nur etwa 15 Euro im Jahr sparen - das wären gerade mal 1,25 Euro pro Monat .

Einem deutschen Gutachten zufolge lässt sich mit intelligenten Stromzählern bei manchen Haushalten sogar noch weniger sparen als bisher angenommen. Haushalte mit geringem Energieverbrauch können maximal 4,5 Euro pro Jahr einsparen, heißt es in dem Text.

Bis zu einer Grenze von 6000 Kilowattstunden Verbrauch sollen Netzbetreiber wie Stadtwerke entscheiden, ob sie neue Zähler und Digitaltechnik bei ihren Kunden verwenden oder nicht. Für Gewerbetreibende und größere Haushalte mit über 6000 Kilowattstunden Stromverbrauch soll der Einbau Pflicht sein. Neue Messsysteme soll es auch für Ökostromanlagen mit einer Leistung von mehr als sieben Kilowatt geben.

Transparente Kostenvorschläge

Der zuständige Bundesminister will in Deutschland dafür sorgen, dass die Kosten bei der Einführung der neuen Technik nicht aus dem Ruder laufen. „Es darf keinen Rollout um jeden Preis geben“, heißt es im Entwurf. So dürften den Verbrauchern für den Einbau der Zähler nur zwischen 23 Euro bis 60 Euro (bis 6000 kWh) in Rechnung gestellt werden. Bei Großverbrauchern sind es dann 100 Euro oder mehr.

Angesichts von 40 Millionen Haushalten und Millionen Firmen geht es langfristig um einen milliardenschweren Markt.

30 Arbeitsplätze für Sicherheit

Kritik kommt von den Grünen, die clevere Zähler zur besseren Steuerung der Energiewende grundsätzlich gut finden. „Der Gesetzesvorschlag der Bundesregierung ist jedoch vor allem beim Thema Datenschutz nicht ausreichend“, sagte Fraktionsvize Oliver Krischer. In Zeiten der Abhörskandale um den US-Geheimdienst NSA seien hohe Standards nötig, damit Daten zum Stromverbrauch nicht einfach ausgelesen werden könnten.

Die Regierung selbst will darauf achten, dass sensible Daten über die Stromnutzung nicht in falsche Hände geraten. Bei dem für das Projekt zuständigen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sollen 30 zusätzliche Stellen geschaffen werden.

Österreich macht alles anders

Damit geht Deutschland einen gänzlich anderen Weg als Österreich, wo bis zum Jahr 2019 bereits 95 Prozent der intelligenten Stromzähler verpflichtend in allen Haushalten installiert sein sollen - um jeden Preis. Was das für Mehrkosten für Kunden verursachen könnte, wurde in Österreich in keinster Weise transparent offen gelegt. Stattdessen heißt es: Die Einführungskosten sind durch das Netzentgelt abgedeckt. Wann dieses jedoch in Folge der Einführung (dauerhaft) erhöht wird, ist offen.

Auch die Themen Datenschutz und Sicherheit werden von den zuständigen Behörden abgetan. Zu den Datenschutzbedenken, die auch zahlreiche Kritiker in der Bevölkerung auf den Plan gerufen haben, äußerte sich Walter Boltz von der E-Control vor einiger Zeit folgendermaßen: „Panikmache wegen gar nichts“.

Risiko wird unterschätzt

In Österreich setzen sich ähnlich wie in Deutschland gerade die Grünen, die Energieeffizienz bekanntlich sehr begrüßen, für Verbesserungen bei der Einführung von Smart Metern ein. Albert Steinhauser, Nationalratsabgeordneter der Grünen, sieht etwa die Fernabschaltfunktion der intelligenten Stromzähler als großes Risiko. Dadurch wird laut IT-Experten die Gefahr von Cyberattacken drastisch erhöht.

„Für viele Menschen ist bereits die Möglichkeit eines unerkannten Abgriffs ihrer Lebensgewohnheiten, aber auch die Gefahr von kriminellen Angriffen auf ihre Netzinfrastruktur, ein Grund zur Besorgnis und führt damit zur Ablehnung des Einbaus solcher Geräte“, sagt der Nationalratsabgeordnete.

Tricks beim Opt-Out

Auch bei der Opt-Out-Möglichkeit, also der gesetzlich verankerten Möglichkeit, den neuen Zähler abzulehnen, wird in Österreich getrickst. Wer in Österreich einen sogenannten Smart Meter ablehnen möchte, könnte auf Probleme stoßen. Der smarte Stromzähler kann nämlich trotzdem installiert werden, nur die sogenannten „smarten Funktionen“ werden abgedreht. Österreich, das Deutschland in vielen Dingen sonst so gerne nacheifert bei Gesetzesinitiativen, könnte sich bei der Einführungspolitik der Smart Meter in Deutschland noch eine dicke Scheibe abschauen und bürgerfreundlicher vorgehen.

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