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Start-up

Fruji berechnet wichtigste Twitter-Follower

Die Echtzeit-Analyse von Internet-Daten liegt im Trend - ob im großen Stil wie beim von der CIA finanzierten Web-Dienst Recorded Future (

) oder im Kleinen wie beim Twitter-Analyse-ServiceFruji.com. Letzterer wird von dem ÖsterreicherRoman Mittermayrangeboten, der früher bei Microsoft in Seattle als Produktplaner arbeitete und heute zwischen London und Wien pendelt, um die Talentscout-PlattformTwentyPeople.comzu betreuen.

Gegen eine Handvoll Dollar
Fruji ist eigentlich als Seitenprojekt an einem Wochenende entstanden, doch hat sich über den Sommer 2012 als Geheimtipp etablieren können - heute gibt es etwa 5000 Nutzer, wovon sich etwa 140 einen Pro-Account (5 Dollar/Jahr) und 100 einen Premium-Account (25 Dollar/Jahr) leisten. Täglich kommen außerdem im Schnitt 150 neue Nutzer dazu, die sich mehrheitlich mit dem kostenlosen Basis-Account zufriedengeben. Kostenlos ist die iPhone-App von Fruji nutzbar, die in abgespeckter Form die Analyse aufs Smartphone-Display bringt.

Je nach Account-Typ kann man Fruji aus den Daten seines eigenen Twitter-Account verschiedene Statistiken erstellen lassen. Denkbar simple Auswertungen sind Kurvendiagramme zu Follower-Zahl, Tweets oder Retweets. Außerdem kann man sich neue Follower listen lassen. Interessant ist auch die Liste jener Accounts, die dem eigenen Profil die Gefolgschaft gekündigt haben - so kann man nachschauen, wen man möglicherweise verärgert hat.

“Privatpersonen können relativ schnell herausfinden, ob sie Leute "verjagen", wer die wirklich wichtigen Follower sind und ob man sich eventuell um diese Personen mehr kümmern sollte”, sagt Mittermayr. Einen Blick wert ist auch die Tag-Wolke jener Accounts, von denen man oft erwähnt wird, ebenso wie die Auswertung nach Sprache.

Wer sind die VIP-Follower?
Spannend wird Fruji aber erst, wenn man sich einen Premium- oder Pro-Account leistet. Denn dann kann man auswerten, welche Follower besonders populär sind, welche besonders wertvoll sind und welche einen von Twitter verifizierten VIP-Account haben - in der Regel sind das jene Nutzer, die relativ bekannt sind (z.B. Musiker, Schauspieler, Politiker, Unternehmer, Journalisten, etc.). “Mit `Most Popular Followers` zeigen wir unseren Nutzern zum Beispiel jene Personen, die eine sehr große Reichweite haben und zu seiner Leserschaft gehören”, erklärt Gründer Mittermayr das System. “Twitter selbst bietet hier keine Sortiermöglichkeit an. Leider ist es auf Twitter in den vergangenen Jahren sehr populär geworden, automatisierte Massenfreundschaftssysteme zu verwenden, die mit der Hoffnung auf ein "follow-back" für viele eine passable Lösung zu sein scheinen.”

Das System filtert populäre Follower heraus und analysiert deren Accounts nach Indikatoren für solche Massenfreundschaftsmethoden. Hat einer dieser Accounts etwa weit über 100.000 Follower, folgt selbst aber auch einer unglaubwürdigen Menge an Leuten, dann informiert Fruji, dass ich für diese Person nicht wirklich wichtig ist, weil er die eigenen Tweets mit großer  Wahrscheinlichkeit nie gelesen hat. Der Analyse-Dienst siebt diese unwichtigen Accounts aus und listet dem Nutzer nur die wertvollen. “Wir nennen das auch den YAS-Faktor (You Are Special To This Person). So sehe ich auf einen Klick, wer die einflussreichste Person ist, die mir folgt und meine Tweets auch wirklich aktiv bemerkt”, so Mittermayr.

Wer Fruji das erste Mal anwirft, sollte etwas Geduld haben. Die restriktiven Bestimmungen von Twitter erlauben es dem Analyse-Dienst lediglich, 100 Follower-Accounts pro Minute auszulesen - wer viele tausend Follower hat, wartet am besten auf die E-Mail-Benachrichtigung von Fruji, dass die Analyse fertig ist.

Wie viele Fake-Follower gibt es?
Ähnlich wie der britische Web-Dienst StatusPeople (

) berechnet auch Fruji die Zahl der so genannten Fake-Follower - also Accounts, hinter denen ziemlich wahrscheinlich kein echter Mensch steckt. “Wir gehen davon aus, dass spätestens ab einer Zahl von 10.000 Personen, denen man folgt, die Timeline so überlastet ist, dass der Account nicht ernsthaft betrieben werden kann”, sagt Mittermayr. “Wir klassifizieren diese Accounts derzeit als "Fake" und zeigen den Nutzern auch, wie "gesund" die eigene Followerschaft ist, also das Verhältnis von künstlichen zu echten Lesern.”

In Zukunft wolle man auch die letzten Tweets eines vermutlich künstlichen Accounts analysieren und dabei die Verwendung von Links und Marketingwörtern einberechnen. Mittermayr: “Ein Fake Account liest nicht was ich mache und wird dies ebenso wenig retweeten ode antworten. Die Person ist also nicht wirklich aktiv an meiner Timeline beteiligt.”

Wer verwendet Fruji?
Zu den zahlenden Kunden von Fruji gehören derzeit laut Mittermayr Sportschuhhersteller, Luxusautomarken, Fernsehsender in Frankreich, USA und Spanien, Museen in London und New York, Investoren von Twitter und ein US-Botschafter - konkrete Namen will er aber nicht nennen. “Große Unternehmen verwenden zum Beispiel die Wachstumszahlen nach verschiedenen Events, um zu sehen, ob eine Promotion des Accounts gut funktioniert hat.

Andere verwenden diese Zahlen für die interne Berichterstattung als Teil des konzernweiten Marketings”, sagt Mittermayr. “Unternehmen verwenden auch die Zeitzonenanalyse, um zu sehen, zu welcher Kernzeit die meisten Follower einen Tweet lesen werden und wie sich die Gefolgschaft auf die Zeitzonen verteilt.”

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Goodie: Mit dem Code "futurezone" können sich interessierte Nutzer ein kostenloses Upgrade auf einen Premium-Account von Fruji holen (einloggen, dann "Upgrade Account").

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