Wie das Smartphone den Arztbesuch ersparen kann
Ein Besuch beim Arzt stellt für viele Patienten eine große Herausforderung dar. Seien es nun alte Menschen, die oftmals nur eingeschränkt mobil sind, oder Selbstständige, die aus Mangel an Zeit keinen passenden Termin finden – auch im 21. Jahrhundert gibt es weiterhin Hürden. Große Hoffnung wird daher in die Telemedizin gesteckt, bei der Ärzte mithilfe verschiedener Technologien Untersuchungen und Diagnosen aus der Ferne durchführen können.
Obwohl es bereits technische Lösungen dafür gäbe, zeigt sich der Gesetzgeber aus Datenschutzgründen noch zurückhaltend. Erst Anfang November veröffentlichte das Gesundheitsministerium eine Rahmenrichtlinie für „die IT-Infrastruktur bei der Anwendung von Telemonitoring“. Diese befindet sich aktuell in der Konsultationsphase und könnte schon bald beschlossen werden.
App-Protokoll
Eine andere Lösung, die allerdings bereits jetzt möglich ist, sind digital geführte Protokolle. Dabei zeichnet der Patient mithilfe von Apps und Gadgets seinen Krankheitsverlauf auf und übermittelt diese Daten bei Bedarf an den Arzt. Das digitale Protokoll gibt dem Arzt wichtige Anhaltspunkte bei Diagnose und Therapie.
Die Wiener Niederlassung des biopharmazeutischen Unternehmens AbbVie hat hierfür beispielsweise eine kostenlose App für CED-Patienten (Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen) entwickelt. Über diese kann der Alltag mit der Krankheit dokumentiert werden, beispielsweise wie lange man geschlafen hat oder wie viel Wasser und Essen man zu sich nimmt.
Die Daten können automatisiert ausgewertet und verschickt werden. Neben dem Tagebuch liefert die App aber auch einen Kalender für Arzttermine, einen Toilettenfinder sowie eine Liste an vom Patienten gespeicherten Ärzten und Medikamenten.
Keine Selbstdiagnose
Einen Schritt weiter geht der „IBDoc“, eine Lösung der Schweizer Firma Bühlmann. Mit einem Teststreifen wird Calprotecin, ein über den Stuhl ermittelbarer Entzündungswert, ermittelt. Dieser wird mit der dazugehörigen App abfotografiert, die dem CED-Patienten dann das Ergebnis visuell im Ampelformat (grün – gelb – rot) darstellt und dieses in einem digitalen Protokoll speichert. Auf Wunsch kann es auch direkt und sicher über eine verschlüsselte Online-Plattform an den Arzt übermittelt werden.
Der hohe Komfort des Selbstmonitorings hat allerdings auch seine Schattenseiten. Datenschützer kritisieren, dass die Daten bei vielen Lösungen nicht ausreichend gesichert sind und so relativ einfach in die falschen Hände gelangen könnten. Auch vor Selbstdiagnose wird grundsätzlich gewarnt, die Daten sollten stets von einem Experten ausgewertet werden. Schnelltests, wie der vom Wiener AKH entwickelte „CED-Check“, geben, ebenso wie ausführliche Datenerhebungen, nur Anhaltspunkte für die anschließende Diagnose vom Experten.
„Die Anforderungen an die Versorgung der Patienten befinden sich im Wandel. Die Menschen werden älter und gleichzeitig nehmen chronische Erkrankungen zu. Das heimische Gesundheitssystem ist jedoch auf die Reparaturmedizin ausgelegt, wodurch Strukturen für die Betreuung chronisch Kranker fehlen“, erklärt Ingo Raimon, Geschäftsführer von AbbVie Österreich. „In diesem Zusammenhang gewinnen Digitale Tools immer mehr an Bedeutung. Denn sie helfen entscheidend Erkrankungen zu managen, Arztbesuche und Spitalsaufenthalte effizient zu gestalten und sparen Zeit beim Monitoring und der Protokollierung.“
Hoffnung auf neue Technologien
Dennoch scheint der Trend zur Telemedizin unaufhaltsam zu sein. Ohnedies kann dank Wearables und Telemedizin mittlerweile besonders einfach die persönliche Gesundheit im Auge behalten werden. Seien es nun Apps für das Lauftraining, zum Aufzeichnen der Menstruationszyklen oder digitale Essenstagebücher, mittlerweile zeichnet fast jeder Smartphone-Nutzer freiwillig unzählige Aspekte seines Lebens auf.
Aktuell herrscht aber insbesondere unter älteren Patienten noch Skepsis. Laut einer Befragung der Techniker-Krankenkasse können sich ein Drittel der 18- bis 59-Jährigen vorstellen, eine Gesundheits-App zu nutzen, fünf Prozent tun dies bereits. Bei den Über-60-Jährigen halbiert sich diese Zahl auf 16 Prozent, die Interesse daran haben, sowie zwei Prozent, die es bereits nutzen. Die für Digitalisierung zuständige Staatssekretärin Muna Duzdar warnt daher auch vor zu raschen Veränderungen und weist auf die von der Bundesregierung entwickelte digitale Strategie, die 150 ausgewählte Maßnahmen beinhaltet. Dabei sei neben einem elektronischen Impf- und Mutter-Kind-Pass auch die Rahmenbedingungen für elektronische Gesundheitsservices sowie die Nutzung von Assistenzsystemen zur Unterstützung älterer Menschen vorgesehen.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und AbbVie