Wie Europa mit Cocktailtomaten die Digitalisierung rockt
"Google, Apple, Amazon - das sind die großen Fleischtomaten, die viel Wasser, sprich Daten, brauchen und auch schon gesammelt haben. Es gibt aber auch die kleinen Cocktailtomaten, die viel weniger Wasser brauchen, aber viel geschmacksintensiver sind. Die sind in Europa zu finden, und auf die sollten wir uns konzentrieren, um uns im digitalen Zeitalter ganz vorne zu positionieren." Mit dieser Analogie forderte Jochen Borenich von Kapsch BusinessCom am Dienstag bei der Präsentation der diesjährigen Digitalkonferenz Darwin's Circle mehr europäisches Selbstbewusstsein ein.
Sechs Themen
Die digitale Positionierung Europas in der Welt ist eines von sechs thematischen Schwerpunkten, die zusammen mit 50 internationalen Sprechern am 27. September im Haus der Industrie in Wien im Rahmen der Konferenz diskutiert werden. "Schätzungen zufolge könnten in den nächsten zwei Jahrzehnten 47 Prozent aller Jobs in den USA durch Automatisierung ersetzt werden. Das wirft viele Fragen auf, auf die wir im Herbst einige Antworten finden wollen", meinte Johannes Müller von Darwin's Circle anlässlich der Präsentation.
Unter den geladenen Sprechern finden sich der ehemalige SpaceX-Satellitenchef Bulent Altan und die Blockchain-Pionierin Leanne Kemp. Weitere internationale Wirtschaftsgrößen sind der Trivago-Gründer Rolf Schrögens, Wirecard-CEO Markus Braun, Spotify-Direktorin Lisa Kleinsorge, Facebook-Newschef Guido Bülow und Electronic-Arts-Mitbegründer Jeff Burton. Aus der heimischen Wirtschaft werden sich neben dem Kapsch BusinessCom-COO-Vorstand Borenich auch T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth, RBI-CEO Johann Strobl, FACC-CEO Robert Machtlinger und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz einbringen.
Science Fiction wird Realität
"Die Science-Fiction-Welt, wie ich sie mir in meiner Jugend vorgestellt habe, von selbstfahrenden Autos bis virtueller Kommunikation und anderen eigentlich unvorstellbaren Dingen, werde ich in meinem Arbeitsleben noch erleben. Umso wichtiger ist es, dass Europa die Chancen der Digitalisierung nutzt und jetzt alles daran setzt, zukunftsfähig zu bleiben", sagte Bierwirth am Dienstag. Auf wirtschaftlicher, aber vor allem auch politischer Ebene müsse Europa gemeinsam vorgehen, sonst habe man gegen die Konkurrenz aus den USA und dem asiatischen Raum keine Chance. Selbst Deutschland, wo es nun um die Vormachtstellung im industriellen Sektor gehe, sei für sich allein betrachtet ein kleines Land.
Die Veranstaltung ist wie im Vorjahr auf 300 Teilnehmer limitiert und soll internationale Vordenker mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik zusammenbringen. Neben Europas digitaler Stellung in der globalisierten Welt und der Zukunft des Arbeitens steht auch die (Daten-)Sicherheit im Fokus. Der ebenfalls geplanten Diskussion über kassaloses Bezahlen und digitales Shoppen auch in traditionellen Supermärkten, muss sich auch Händler-Konzern REWE stellen, der als Partner der Konferenz ebenfalls mit an Bord ist.
Kassalos im Supermarkt bezahlen
"Kunden wollen heute alle Kanäle nutzen. Sie kommen in Filialen, sie bestellen online was zur Abholung und sie wollen es sich manchmal auch liefern lassen. Uns muss egal sein, wie die Kunden einkaufen - Hauptsache, sie tun es bei", fasste Ines Schurin von der REWE Group die aktuelle Situation zusammen. Mit mischt dabei ein europäisches Unternehmen weltweit ganz vorne mit, was digitale Bezahlprozesse von Mobile Payment bis kassalose Filialen betrifft. "Das Bezahlen interessiert Kunden in Wahrheit überhaupt nicht - es muss möglichst im Hintergrund und friktionsfrei ablaufen. Ich sehe hier noch viel Potenzial", sagte Curd Chadha von Wirecard bei der heutigen Pressekonferenz.