„Österreich muss Computerspiele mehr fördern“
"Computerspiele sind eine Kunstform wie Buch oder Film. Daher sollte ihre Herstellung gefördert werden." Malte Behrmann ist sich seiner Sache sicher. Der Jurist und Gründer des deutschen Game-Bundesverbandes GAME vertritt seit Jahren die Games-Branche gegenüber der Politik und hat die kulturelle Anerkennung trotz Kontroversen auf EU-Ebene durchgesetzt. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung hat er die richtigen Argumente daher immer parat. "Computerspiele verändern die Denkweise ganzer Generationen und definieren neu, wie wir Werte und Ästhetik begreifen. Die Gesellschaft ist von Spielen beeinflusst. Das hat man vielleicht nicht mitbekommen, ist aber passiert", so Behrmann.
Dass das Kulturgut Videospiel als solches noch nicht wahrgenommen wird, liegt dem Experten zufolge daran, dass es kaum Förderungen gibt. "Die Branche wird kulturell nicht gefördert. Daher darf man sich nicht wundern, wenn sie eine starke kommerzielle Ausrichtung hat." Große Studios wie Electronic Arts oder Microsoft seien auf Kommerz ausgerichtet, weil es für sie keinen Anreiz gibt, Ausgefallenes zu machen. Es sind privatwirtschaftliche, börsennotierte Konzerne, die Umsatz- und Gewinnziele erreichen müssen. Für Experimentelles sei da kein Platz.
Ein falsches Bild
Eben diese großen Studios sind für das Bild, das man über Videospiele hat, prägend. Dass es viele Firmen gibt, die innovativ arbeiten, ging bislang unter. "Kleine Entwickler sehen sich als Kulturschaffende", sagt Behrmann. Es sind diese Indie-Projekte, die unterstreichen, dass es sich bei Games um eine Kunstform handelt. Fördergelder spielen dabei eine wichtige Rolle. "Kreatives und Neues bedeutet Risiko. Das ist meist nur mit Fördermitteln realisierbar", so der Chef der European Game Developer Federation (EGDF). Wobei davon nicht nur kleine Startups profitieren, sondern auch etablierte Firmen, die sich über diesen Weg Innovatives finanzieren.
Österreich muss besser unterstützen
In Frankreich, Großbritannien und Deutschland werden Behrmann zufolge Spiele ganz selbstverständlich gefördert. Auf Bundes- oder zumindest Landesebene gibt es Töpfe, die die junge Kunstform berücksichtigen. "Frankreich hat früh erkannt, dass Spiele auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der für Umsatz und Arbeitsplätze sorgt, sind", so Behrmann. In vielen EU-Ländern, darunter auch Österreich, gäbe es diesbezüglich allerdings Nachholbedarf.
"Es ist an der Zeit, dass sich Österreich hier zu mehr durchringt", sagt Behrmann. Wobei er aus Erfahrung weiß, dass eine einheitliche Strategie mitunter schwierig sein kann. "Die Kulturleute fühlen sich nicht zuständig, die Wirtschaftsleute ebenso wenig wie die Forschungs- und Innovationsstellen. Aber irgendwie sind sie dann doch alle betroffen", sagt Behrmann. Dass so viele unterschiedliche Disziplinen an einem Spiel arbeiten, mache die Sache anfangs schwierig.
Mehr Gelder seitens der EU
Als Generaldirektor des EGDF setzt sich Behrmann in Brüssel weiterhin für mehr Akzeptanz für Spiele ein. Dass Beamten dort generell skeptisch bis ablehnend eingestellt sind, verneint er. "Es gibt 60-Jährige Abgeordnete, die sich für Spiele und die damit verbundenen Aspekte sehr interessieren", so Behrmann. Dass Spiele wirtschaftlich und kulturell von Relevanz sind, habe sich in Brüssel herumgesprochen. "Auf EU-Ebene sind wir den Diskussionen in den Nationalstaaten zwei Jahre voraus", sagt Behrmann. Aktuell sei sein Anliegen daher, wieder mehr Fördergelder für Spiele zu schaffen. Die Mittel, die im Zuge des MEDIA Programms der EU verteilt werden, sollen Games mehr berücksichtigen - auch um einen kulturellen Gegenpol zur Spieledominanz der USA zu schaffen.
Am Donnerstag, den 2.2.2012, spricht Malte Behrmann im Zuge der Vortragsreihe Subotron Pro Games, über seine Rolle als Generaldirektor des Europäischen Spieleentwickler-Verbands. Der Jurist stellt den Verband vor und erklärt die Tätigkeitsfelder. Ein wichtiger Punkt sind dabei Fördermittel. Der Vortrag startet um 19 Uhr im Wiener Museumsquartier. Der Eintritt ist gratis.