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Payleven: "Österreicher zahlen gern mit Karte"

Seit 10. Juli ist es in Österreich für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) möglich, ihre Kunden per Chip & PIN-Kartenlesegerät am Smartphone für ihre Einkäufe mit Bankomatkarte oder Kreditkarte (Visa oder MasterCard) zahlen zu lassen. Das Berliner Start-up payleven hat dazu ein Chip & Pin-Gerät sowie eine Smartphone-App auf den Markt gebracht. Das Lesegerät  ist derzeit zu einem Startpreis von 69 Euro erhältlich, für die Unternehmer werden 2,75 Prozent an Gebühren pro Transaktion verrechnet. Vertragsbindung oder aufwendige Registrierungsprozesse gibt es keine.

Payleven reiht sich damit in die Liste von Unternehmen wie SumUp, iZettel oder Square ein, die mobile Kartenzahlungslösungen fürs Smartphone anbieten. Doch was unterscheidet payleven von der Konkurrenz und welche Zielgruppe kann von dem Kartenlesegerät wirklich profitieren? Die futurezone hat dazu mit Konstantin Wolff, Chief Marketing Officer (CMO) von payleven, gesprochen.

Sie sind vor kurzem in Österreich an den Start gegangen. Sind Sie mit dem Markstart zufrieden? Welche Betriebe sind an Ihrer Lösung interessiert?
Unsere Lösung wird sehr gut angenommen und wir haben eine ähnlich positive Resonanz wie in anderen Märkten, in denen wir schon gestartet sind. Bis jetzt sind wir sehr zufrieden. Die Unternehmen, die unsere Lösung in Anspruch nehmen, stammen aus vier großen Bereichen: Das sind einerseits Taxi- und Transportunternehmen wie  kleine Busbetriebe, der Einzelhandel wie Modeboutiquen, der Bereich Hair & Beauty wie Kosmetikstudios oder mobile Fußpflege sowie die Gastwirtschaft. Da sind es vorwiegend kleine Bars, Cafes, Restaurants, Pensionen und Hotels, die bisher keine Kartenzahlung angeboten haben. Natürlich gibt es aber auch exotischere Use-Cases, wie Ärzte, die Botox-Partys veranstalten, oder Schornsteinfeger, die payleven nutzen.

Was erwarten Sie sich vom österreichischen Markt?
Der österreichische Markt ist sehr attraktiv, da es hier eine sehr starke Smartphone-Penetranz gibt. Selbst Holland oder Deutschland kommen da nicht dran heran. Außerdem zahlen die Österreicher gerne mit Karte. Dadurch können wir uns vorstellen, auf diesem Markt im Verhältnis zur Größe des Landes überproportional gute Chancen zu haben.

Gab es rechtlichen Bestimmungen, die beim Österreich-Start für Probleme gesorgt haben?
Nein. Wir agieren als Zahlungsinstitut gemäß der Payment Service Directive und haben eine Lizenz aus London. Damit ist es uns möglich, Zahlungsdienstleistungen in europäische Märkte zu expandieren. Alle rechtlichen Rahmenbedingungen sind damit abgedeckt.

Der Markt für mobile Zahlungslösungen ist ständig am Wachsen, aber es gibt auch viel Konkurrenz – in Österreich ist es vor allem SumUp, das ebenfalls hier am Start ist. Was unterscheidet Payleven von SumUp?
Wir unterscheiden uns vor allem durch unsere Chip & PIN-Technologie und durch die Möglichkeit einer Verifizierung von Zahlungen durch die unmittelbare PIN-Eingabe. Damit haben wir auf der Technologie-Seite die höchsten Sicherheitsstandards erfüllt. Unser Chip & Pin-Gerät ist genauso sicher wie ein klassisches Karten-Terminal, es ist überall einsetzbar. Durch die verpflichtende Eingabe des PIN-Codes haben Unternehmen kein Risiko bei der Kartenzahlung, das Risiko verlagert sich zur Bank.

Wir legen außerdem sehr viel Wert darauf, mehr als nur eine einfache Kartenzahlung anzubieten. Unsere App verfügt beispielsweise über eine Multi Account-Funktion. Wenn man in einem Gastrobetrieb drei bis vier Angestellte als Kellner  hat, kann der Master-Account überblicken, wieviele Zahlungen getätigt wurden, die Angestellte arbeiten mit Firmen-Accounts. Wir wollen den Kunden einen Mehrwert bieten, der über klassische Kartenterminals hinausgeht.

In Österreich ist auch die NFC-Technologie am Vormarsch. Es werden seit dem Sommer vermehrt NFC-fähige Bankomatkarten ausgeliefert. Ist die Integration von NFC bei Payleven ein Thema?
Wenn wir das Gefühl haben, dass NFC in der breiten Masse angekommen ist, werden wir diese Technologie in unsere Hardware einfließen lassen. Der Markt in Summe braucht aber noch ein bisschen, denke ich.

Die Zeit ist Ihrer Meinung nach noch nicht reif für NFC-Bezahllösungen?
Es gibt definitiv einen Markt dafür. NFC ist gut für alles, wobei Geschwindigkeit im Vordergrund steht. Etwa bei der Halbzeit im Fußballstadion, wenn man kein Wechselgeld bei der Hand hat und die klassische Kartenzahlung zu lange dauert. Das große Problem von NFC ist aber die Infrastruktur. Es sind zudem erst wenige Karten mit der Funktion ausgestattet. Die neue Zahlungsmethode benötigt außerdem viele Verhaltensänderungen beim Kunden. Händler müssen viel Werbung betreiben, um die Bevölkerung darauf hinzuweisen, wie es funktioniert. Bis die breite Masse weiß, was NFC ist, wird noch viel Zeit vergehen. Wir haben hier nur relativ wenig Marktmacht und können dies aus unserer Sicht auch nicht groß beeinflussen.

NFC-Bezahlung soll vor allem Vorteile bei der Bezahlung von Kleinstbeträgen mit sich bringen. In Österreich ist der Anteil der Barzahlung vor allem bei kleineren Beträgen unter zehn Euro allerdings noch sehr hoch. Was sind die Ambitionen von payleven, was die Zahlung von Kleinstbeträgen betrifft?
Wir haben unsere Pricing-Policy, dass pro Transaktion 2,75 Prozent verrechnet werden, ganz bewusst so angesetzt, dass man dadurch auch kleinere Zahlungen darüber abwickeln kann. Den Unternehmen kostet es gleich viel, weil es anteilig immer derselbe Preis ist. Wir haben bewusst keine Fixkosten, wie fixe Cent-Zahlen pro Transaktion, hinzugenommen. Es ist auch keine Seltenheit bei uns, dass wir Kartenzahlungen in der Höhe von 3,50 Euro feststellen.

Pro Transaktion werden 2,75 Prozent berechnet. Basiert darauf Ihr Geschäftsmodell?
Ja. Am Ende brauchen wir als Geschäftsmodell eine Menge kleinerer Unternehmen, um mit dem Brutto-Ertrag unsere Fixkosten zu refinanzieren. Wir verdienen wir bei jeder Transaktion Geld, aber wir müssen einen Teil des Prozentsatzes abgeben, z.B. an MasterCard. Am Ende bauen wir also auf Händler, die viele Transaktionen machen, damit wir etwas verdienen.

Wo sehen Sie die größten Hürden für mobiles Bezahlen am deutschsprachigen Markt?
Unsere Zielgruppe sind kleinere und mittlere Unternehmen und vorwiegend Betriebe, die in der Vergangenheit noch nie Kartenzahlungen entgegen genommen haben, weil es für sie kein attraktives Angebot gegeben hat, sondern nur Angebote mit hohen monatlichen Grundgebühren und langen Vertragsbindungen. Das hat sich jetzt geändert. Aber wir müssen viel Arbeit, Zeit und Ressourcen in die Bekanntmachung unserer Entwicklung und der Tatsache, dass Kartenzahlungen dadurch auch für Ein-Personen-Betriebe interessant werden, stecken.

Was konkret sind die Vorteile für die Betriebe?
Sie können beispielsweise mehr Umsatz generieren. Ein mobiler Friseur, der zu Hause Haare schneidet und auch Pflegeprodukte kauft ist oft damit konfrontiert, dass ein Kunde nur einen gewissen Geldbetrag zu Hause in bar hat. Da hilft die Kartenzahlung, um den Umsatz zu erweitern, weil der Kunde vielleicht auch noch ein Pflegeprodukt dazu kauft – mit Karte. Als Unternehmen, das normalerweise viele Dienstleistungen auf Rechnung erbringt, muss häufig viel Zeit ins Eintreiben des Geldes investieren, wenn Kunden nicht fristgerecht zahlen. Mit payleven haben dadurch beispielsweise auch Handwerker große Vorteile, die so arbeiten. Viele unserer Kunden empfehlen uns weiter, weil sie die Vorteile sofort sehen.

Kann man auch als Privatperson payleven nutzen?
Wir bieten payleven auch für Privatpersonen an, aber die Masse des Volumens kommt über KMUs. Es gibt aber auch Personen, die ihre selbst hergestellten Produkte im Heimwerker-Bereich auf Märkten verkaufen wollen, oder eBay-Verkäufer, die Selbstabholern die Kartenzahlung ermöglichen wollen.

Gibt es eigentlich bestimmte Branchen, die Sie ausschließen?
Ja, es ist z.B. der gesamte Adult Entertainment-Bereich ausgeschlossen.  Unternehmen, die in dieser Branche tätig sind, werden nicht als Unternehmen zugelassen. Wir überprüfen die Unternehmen, die sich registrieren, nach Risikoparametern. Wenn jemand schon einmal auffällig geworden ist für gewisse Aktivitäten kriegen wir das meistens raus. Wenn ein registrierter Blumenladen etwa vor allem Transaktionen nachts um 4.00 Uhr Früh durchführt, werden wir auch misstrauisch.

Bei payleven kann man als Kunde Transaktionen nur in dem Land durchführen, in dem man sich registriert hat. Damit schließt man länderübergreifende Aktivitäten ganz aus. Ist das korrekt?
Ja, als Standardeinstellung kann man nur in dem Land, in dem man sich registriert hat, Transaktionen vornehmen. Das hat Risikogründe. Wir haben aber einige Händler, die auf Messen von Deutschland nach Österreich fahren wollen. Diese werden auf individuelle Anfrage vorübergehend freigeschalten.  So etwas entscheiden wir dann gemeinsam mit dem Kunden.

In Deutschland sind Sie eine Kooperation mit O2 eingegangen. Sind in Österreich ebenfalls Kooperationen mit Mobilfunkbetreibern geplant?
Grundsätzlich arbeiten wir an Kooperationen. Das Interesse ist groß. Dazu werden wir uns aber erst in den nächsten Monaten offiziell äußern.

Hinter Payleven stecken verschiedene Finanziers u.a. die Samwer-Brüder und Rocket Internet. Wie stark mischen sich diese ins Tagesgeschäft ein?
Grundsätzlich handeln wir als Gründerteam frei und treffen eigene Entscheidungen. Wie jeder Investor ist Rocket Internet aber eingebunden und kann auch durch jahrelange Erfahrung Ideen beisteuern, damit wir besser werden. Aber wir entscheiden selbstständig.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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