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BMW verunsichert Kunden mit fragwürdigem Datensammeln

Immer mehr Auto-Modelle sind über eine SIM-Karte ans Internet angebunden und übertragen zahlreiche Daten. Der Automobilclub ADAC hat sich das Elektroauto BMW i3 laut einem Bericht der "Zeit" näher angeschaut und dabei Erstaunliches festgestellt: Der BMW i3 speichert nicht nur die Positionsdaten der zuletzt benutzten Ladestationen, sondern auch die rund 100 letzten Abstellpositionen des Fahrzeugs – also eine Art „Vorratsdatenspeicherung“ für Autos.

Was alles gespeichert wird

Außerdem gibt es den Vorgang „Last State Call“. Dabei werden automatisch Daten über den technischen Zustand des Fahrzeugs sowie über die letzten Ladepositionen und den gewählten Fahrmodus an die BMW-Server übertragen. Dadurch weiß BMW etwa, wann das Auto in der Früh gestartet wird, wie viel Strom es gebraucht hat und wie schnell es im Durchschnitt unterwegs war.

Daneben werden auch noch die maximale Motordrehzahl je nach Kilometerstand, die Auslösungen des Gurtstraffers bei starken Bremsvorgängen, die Betriebsstunden der Fahrzeugbeleuchtung oder wie oft die Sitze im Auto verstellt werden, gespeichert. Diese Daten werden automatisch an den Hersteller geschickt, wenn das Auto in einer Werkstatt an das BMW-System angeschlossen wird.

Was BMW dazu sagt

BMW selbst sagt auf futurezone-Anfrage, dass der Konzern die Daten „im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen“ nutzen würde. „Allgemein werden Daten, soweit sie zur Wartung, Fehlerdiagnose und Fehlerbehebung notwendig sind, in jeder Werkstatt mit einem Diagnosesystem ausgelesen. Nach Abwicklung des Auftrags oder Beseitigung des Fehlers werden diese Daten im Fahrzeug gelöscht oder zyklisch überschrieben“, so BMW.

Die restlichen Daten seien ausschließlich technischer Natur und würden lediglich der Erkennung und Behebung von Fehlern sowie der Optimierung von Fahrzeugfunktionen dienen. Konkretere Angaben, zu welchem Zweck beispielsweise die „Last State Call“-Daten an BMW-Server übertragen werden, gibt es keine.

Was Kunden dazu sagen

Obwohl viele BMW i3-Fahrer sehr technikaffin sind, sind sich die meisten Kunden trotzdem nicht über die Vielzahl der Daten, die übertragen werden, bewusst. „Ich erlebe zwar als Kunde beim Service mit, was die alles wissen – etwa wann ich wie schnell gefahren bin, aber das diese Daten auch abseits der Service-Werkstätte an BMW übertragen werden, ist mir neu“, sagt ein – sonst sehr zufriedener BMW i3-Kunde auf futurezone-Anfrage.

„Für mich als Kunde ist das in Ordnung, solange BMW die Daten nur zum Service nutzt. Aber man weiß natürlich nicht, was im Hintergrund mit den Daten passiert und ob diese etwa für Big Data Auswertungen herangezogen werden. Oder ob es in die Richtung geht, dass verschiedene Service-Levels mit unterschiedlichen Preisen für Kunden entwickelt werden sollen“, sagt der Betroffene. Darauf wollte BMW auf futurezone-Anfrage keine Auskünfte geben. „Ich glaube allerdings, dass BMW es sich nicht leisten kann, das Kundenvertrauen zu enttäuschen. Kunden sind heutzutage sehr sensibel, was Daten betrifft und wenn BMW hier fahrlässig mit den Daten umgehen würde, wäre das für die Marktpräsenz ein Riesenproblem.“

Ein weiterer BMW i3-Fahrer sagt: „Als IT-Mensch war mir schon bewusst, dass es eine Sammlung an Sensordaten geben wird. Mich stört es, dass diese Datensammlung, so wie sie jetzt gemacht wird, nicht prominent angekündigt wird. Wenn ein Hersteller alles ganz genau wissen will, dann wünsche ich mir eine ausführliche Liste aller protokollierter Sensoren und deren Verwendungszweck. Dann möchte ich als Kunde entscheiden, ob ich das zulasse oder nicht.“

Autofahrerclubs warnen

Genau dafür setzt sich unter anderem der Autofahrerclub ÖAMTC in Österreich ein. Autofahrer können derzeit nicht selbst entscheiden, was mit ihren Daten im Auto passiert, warnte der ÖAMTC unlängst beim qTalk in Wien . Laut einer Umfrage des ÖAMTC in Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Automobilbranche FIA wünschen sich 90 Prozent der Autobesitzer selbst Zugriff auf diese Daten. 76 Prozent der Befragten wollen zudem selbst bestimmen, wann und wie lange von wem auf diese Daten zugegriffen wird. Dies ist derzeit in der Regel nicht möglich.

Käufer eines neuen, vernetzten Autos unterzeichnen beim Händler einen mehrseitigen Vertrag mit entsprechenden Klauseln, die besagen, dass die Daten vom Hersteller uneingeschränkt genutzt werden dürfen. Somit ist BMW auf der sicheren Seite. Aber schön ist das Bild, das hängen bleibt, am Ende nicht. „Mir wäre es lieber, der Konzern würde transparent offenlegen, was mit den Daten passiert und in welchem Kontext er diese verwendet“, so der Kunde. „Wenn ich so etwas nicht will, dann möchte ich als Kunde die Möglichkeit haben, diese Funktion zu unterbinden und da bestenfalls nicht über eine Menüoption, sondern indem ich zum Beispiel die SIM-Karte aus dem Auto ziehe."

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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