Cybercrime: Folgen oft ähnlich wie bei körperlicher Gewalt
Die Anzeigen von Cybercrime-Delikten sind in den Kriminalstatistiken der Jahre 2016 und 2017 jeweils um rund 30 Prozent gestiegen. Gewalt im Netz hat dabei "ganz reale Auswirkungen auf die Psyche der Opfer", betonte Udo Jesionek, Präsident der Verbrechensopferhilfe Weißer Ring, am Freitag bei einem Symposium in Wien. Die Speicherung der Taten im Internet habe zudem oft viel langfristigere Folgen.
Die Veranstaltung zum jährlichen Tag der Kriminalitätsopfer am 22. Februar im Innenministerium stand daher heuer im Zeichen der Computerkriminalität, erläuterte Jesionek. "Auch wenn Betroffene körperlich nicht verletzt werden, kommt es dennoch zu Folgewirkungen, die den Traumata von Opfern körperlicher Gewalt gleichen", sagte er. Beleidigungen würden im Internet auch häufig ein wesentlich größeres Publikum erreichen.
ÖVP: Gesetze müssen angepasst werden
Zuletzt gab es deutlich mehr als 10.000 Cybercrime-Anzeigen jährlich. "Dieser Anstieg macht uns große Sorgen", sagte der Generalsekretär im Innenministerium, Peter Goldgruber. Die Bandbreite dieses Kriminalitätsbereichs ist groß. Sie reicht etwa von Datenmissbrauch über Betrugsdelikte und Cyber-Mobbing bis zu Erpressung mit Ransomware, mit der die Täter Computer aus der Ferne sperren und Lösegeld in Form von Bitcoins verlangen.
Die ÖVP-Staatssekretärin im Innenministerium, Karoline Edtstadler, hob die Arbeit der vor rund einem Jahr eingesetzten "Task Force Strafrecht" hervor. Es sei wichtig, präventiv zu arbeiten und die Gesetze anzupassen, verwies sie auf die mehr als 50 in der Vorwoche im Ministerrat beschlossenen Maßnahmen. Bezüglich der dabei unter anderem geplanten verpflichtenden Betreuung von Tätern in Gewaltinterventionszentren sprach Edtstadler von einem "Meilenstein".
Vor allem junge Menschen betroffen
"Die Gefahren und Auswirkungen von digitalen Medien betreffen vor allem junge Menschen", sagte Bernadett Humer, Leiterin der Sektion Familie und Jugend im Familienministerium. 15 Prozent seien etwa bereits mit Cyber-Grooming konfrontiert gewesen, also mit der Anbahnung von sexuellen Kontakten zu Minderjährigen durch Erwachsene. "Zentral ist das Erlernen von Medienkompetenz", sagte Humer. Junge Menschen müssten darin gestärkt werden, einen kritischen Umgang mit digitalen Medien zu lernen.