Grandmother with cute girl scrolling on smartphone, girl teaching senior woman to work with technology, internet. Portrait of elderly woman spending time with granddaughter.
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Digital Life

Enkerl, erklärt gefälligst das Smartphone!

„Kann ich da was kaputt machen?“ oder: „Was ist, wenn ich etwas Falsches drücke?" Diese Sätze hört man oft, wenn man älteren Familienmitgliedern das Smartphone erklären will oder man hat sie vielleicht sogar schon selbst gesagt. Häufig fallen sie an den Weihnachtsfeiertagen, wenn alle zusammenkommen und man seine Fragen zum Handy loswerden kann. Vielleicht liegt sogar ein neues Gerät für Großeltern oder Eltern unterm Baum, obwohl die sich gerade erst an das Alte gewöhnt hatten.

Handys und Software ändern sich schnell – dann sind etwa nach einem Update Funktionen oder Bezeichnungen ganz anders, als man sie kennt. Das ist frustrierend und die Versuchung ist groß, sich damit einfach nicht zu befassen - vor allem, wenn Familienmitglieder genervt auf Nachfragen reagieren. Doch insbesondere für ältere Menschen können Smartphones mit Anwendungen wie WhatsApp die Lebensqualität erheblich verbessern. Das haben wissenschaftliche Studien wiederholt gezeigt. 

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Portrait of senior woman using smartphone at home

Wer viel alleine ist, kann per Smartphone mit anderen in Kontakt bleiben

Häufigere soziale Kontakte 

Der offensichtlichste Vorteil ist die Möglichkeit einer schnellen, einfachen Kommunikation. Eine Schweizer Studie von 2021 zeigte, dass die Häufigkeit sozialer Kontakte zu Familie und Freunden bei Personen über 65 zunehmen kann.

Gegen Einsamkeit und soziale Isolation kann die Nutzung von WhatsApp und anderen Apps helfen. Das bestätigt auch die Leiterin der Servicestelle „digitaleSenior:innen“, Edith Simöl, der futurezone: „Für die Kinder- und Enkelgeneration ist das toll. Sie können der Oma oder der Mutter immer schreiben und das in ihren Alltag integrieren.“

Auch wenn ältere Personen das zunächst nicht als größten Vorteil wahrnehmen, falle es dem Umfeld leichter, sich zu melden. Während ein Telefonat oft mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist eine kurze Nachricht oder ein Foto schnell versendet.

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Stärker am Familienleben teilnehmen

So wird ein weiterer positiver Effekt geschaffen: Teilhabe. Eine Studie zur Nutzung sozialer Medien im gehobenen Alter von 2022 bestätigte, dass damit u.a. ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinschaft einher geht. Gerade, wenn es eine WhatsApp-Gruppe mit allen Familienmitgliedern gibt, kann man sich ausgeschlossen fühlen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, Teil davon zu sein. „Solche Gruppen bringen unheimlich viel Nutzen. Selbst wenn man digital nicht so fit ist, kann man zumindest still mitlesen“, sagt Simöl.

Man muss nicht selbst Fotos verschicken können, um an einer Familiengruppe teilzunehmen 

In der anfänglichen Motivationsphase den Umgang mit einem neuen Handy zu erlernen, sei das ein wichtiges Zugpferd. In dieser Zeit geht es darum, Menschen für die regelmäßige Nutzung des Smartphones zu begeistern. „Das Smartphone ist der Kontakt zur Außenwelt, auch wenn man Unterstützung braucht“, sagt Simöl. 

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Kinder müssen ihren Eltern etwas beibringen

Sich diese Unterstützung zu holen, kann eine Herausforderung für alle Beteiligten sein. Für die Lernenden kann Frustration eintreten, wenn sie keine Fortschritte machen. Helfende Familienmitglieder können hingegen auf die immer gleichen Fragen genervt reagieren. „Kinder haben ein Leben lang von den Eltern gelernt. Als Erwachsene ist es schwierig anzuerkennen, warum die Mama etwas nicht versteht, auch wenn man es schon 3-mal erklärt hat“, weiß Simöl.

Manchen fällt es schwer, geduldig zu bleiben. Es ist aber nötig. „Gerade am Anfang ist die Begleitung wichtig, bis man eine gewisse Sicherheit erreicht hat“, sagt die Expertin. Wer von Beginn an gute Unterstützung erhalte, würde bessere Fortschritte machen und immer neugieriger werden, noch mehr zu lernen. 

Schulungen

Auf der Webseite der Servicestelle digitale Senior:innen findet man eine Liste an Kursangeboten, die mit einem Gütesiegel versehen sind. Eine Auswahl: 

  • A1 Seniorenakademie: A1 bietet speziell für Menschen ab 60 Technik-Kurse an, u.a. um spezielle Apps oder Videotelefonie mit dem Smartphone kennenzulernen
  • SeniorenColleg: Einzelkurse in Wien, bei denen man den Umgang mit dem eigenen Smartphone lernen kann
  • handykurse.at: Ausführliche Schulungen in der Steiermark, im Südburgenland und im östlichen Kärnten
  • SeniorInnenUNI: Die SeniorInnenUNI der IMC Fachhochschule in Krems bietet ein Lehrangebot über 4 Semester an, das sich vor allem an Senioren richtet, die sich ehrenamtlich engagieren und dafür weiterbilden möchten

Mitdiskutieren können

Unabhängig davon, wie nützlich das Smartphone für den eigenen Alltag ist, hat die digitale Bildung für Senioren auch eine gesellschaftliche Komponente. „Es geht um das Verständnis, was in unserer digitalen Welt möglich ist, was auf uns zukommen kann“, sagt Simöl. 

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Behördliche Dokumente wie den Ausweis und den digitalen Impfpass, Online-Banking, Parkscheine oder Zugtickets findet man auch auf dem Handy. Selbst, wenn man das nicht nutzt, so liest man darüber in der Zeitung oder führt Gespräche darüber. Das Wissen, welche technischen Möglichkeiten es gibt, hilft dabei, aktiv an Diskussionen teilzunehmen und bei Themen nicht von vornherein ausgegrenzt zu werden, weil man sich nicht auskennt.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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