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Kiweno im Test: Bestätigung, Skepsis und ein Einzelfall

2015 war Kiweno eines der Vorzeige-Projekte der österreichischen Start-up-Landschaft. Zwar gab es auch schon vereinzelt Kritik an den angebotenen Nahrungsmittelunverträglichkeits-Tests, die große Welle der Skepsis folgte aber erst heuer. In der Puls4-TV-Show 2 Minuten 2 Millionen wurde die Rekordsumme von sieben Millionen Euro, in der Form eines Media-Investments, in das Start-up investiert.

Das sorgte für Aufmerksamkeit und fachte das Feuer der Kritik erneut an. Die Basis des Zweifels ist das Testverfahren auf IgG4-Basis. Dabei wird das Blut auf Antikörper getestet. Diese werden gebildet, wenn Stoffe in Nahrungsmitteln unverträglich sind – der Körper aktiviert das Immunsystem und versucht sich dagegen zu wehren.

Kiweno im Test

Laut derÖsterreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie(ÖGAI), sowie Verbunden anderer Länder, stimmt das aber nicht. Die Menge der Antikörper soll lediglich aussagen, dass man viel Kontakt mit dem Lebensmittel hatte. Würde man laut dem Kiweno-Test eine Unverträglichkeit auf Mandeln haben, heißt das, dass man viele Mandeln gegessen hat. „Man kann mit igG4-Tests keine Überempfindlichkeit diagnostizieren. Diese Tests zeigen eher an, dass der Körper Schutz, im Sinne einer Toleranz, aufgebaut hat“, sagt Dr. Winfried Pickl, Präsident der ÖGAI. Die Leitlinie der Verbunde ist alsPDF nachlesbar.

„Wir haben Studien die belegen, dass die Anzahl der Antikörper nicht von der Menge der gegessenen Lebensmittel abhängig sind“, kontert Kiweno-CEO Bianca Gfrei. Um mir selbst ein Bild davon zu machen, habe ich zehn Kiweno Nutreos- und Histella-Tests mit futurezone-Lesern und -Redakteuren gemacht. Darunter waren Kritiker, die nicht an Lebensmittelunverträglichkeiten glauben und Betroffene, die schon zuvor andere Untersuchungen haben machen lassen.

Blut lassen

Die Probanden bleiben, bis auf mich, anonym. Sie haben jeweils einen Nutreos-Test (testet auf über 70 Nahrungsmittelunverträglichkeiten, 99 Euro) und einen Histella-Test (testet auf Histamin-Intoleranz, 39 Euro) gemacht.

Beide Tests sind Bluttests, die online bestellt und zuhause gemacht werden. Für Nutreos sticht man sich mit der mitgelieferten Lanzette in den Finger und tröpfelt ein Röhrchen bis zur Markierung mit Blut voll. Das dauert mehrere Minuten – alle Probanden gaben an, dass viel Blut nötig ist. Kiweno arbeitet daran das Verfahren zu optimieren – im Idealfall soll es zukünftig wie beim Histella-Test funktionieren.

Bei Histella wird ein Papierkreis mit Blut benetzt. Dazu ist weniger Blut nötig und auch die Fummelei mit dem Röhrchen entfällt. Histamin-Bluttests stehen übrigens auch in der Kritik, werden allerdings in ähnlicher Form auch von Allergielaboren durchgeführt.

Die Tests werden in die mitgelieferten Kuverts gesteckt und in den nächsten Briefkasten geworfen. Die Ergebnisse sind ein bis zwei Wochen danach online abrufbar.

Kiweno im Test

Klarstellung

Bevor ich über die Testergebnisse berichten werde, müssen einige Punkte über Kiweno, den Test und die Definition von Nahrungsmittelunverträglichkeiten klargestellt werden.

  • Kiweno sieht sich nicht als Ersatz zum Arzt, sondern als Ergänzung
  • Kiweno kann nicht heilen, stellt keine Diagnose und vertreibt kein Medizinprodukt
  • Kiweno führt die Tests nicht durch, dies macht ein „validiertes und zertifiziertes“ Partner-Labor
  • Kiweno übernimmt automatisiert die Analyse der Laborergebnisse, bereitet diese online auf und gibt Tipps bei Unverträglichkeiten

Allergien und Unverträglichkeiten

Viele Missverständnisse gibt es darüber, was Unverträglichkeiten sind und der Unterschied zu Allergien. Grob heruntergebrochen ist laut Ärzten eine Allergie eine besonders stark ausgeprägte Form einer Unverträglichkeit. Kiweno definiert den Unterschied ähnlich: Bei einer Allergie treten sofort heftige Symptome auf, wie Übelkeit, Erbrechen oder Atemnot.

Bei Unverträglichkeiten treten Symptome schwächer und häufig zeitverzögert aus. Die Symptome sind von Mensch zu Mensch verschieden und verschieden stark. Dazu gehören: Kopfschmerzen, Schlafstörungen, allgemeines Unwohlsein, Hautreizungen, eine rinnende Nase, Rötungen, Blähungen, Verstopfungen, Durchfall, Herzrasen und andere.

Aufgrund dieser breiten Palette ist es kaum möglich, nur anhand von Symptomen auf bestimmte Unverträglichkeiten zu schließen. Deshalb werden Unverträglichkeiten häufig nicht erkannt – ein roter Hautfleck auf einer unscheinbaren Stelle wird gern mal übersehen und Kopfschmerzen können auch wegen hunderter anderer Kleinigkeiten auftreten. Die Symptome können auch die Folgen von „versteckten Entzündungen“ sein, die ebenfalls Nahrungsmittel als Ursache haben können. Der Körper benötigt Energie zum Bekämpfen der Entzündung, was wiederum das Symptom der Müdigkeit auslösen kann.

Sollten es anhaltende, starke Symptome sein, wie eine dauerhafte Migräne, empfiehlt Kiweno zuerst zum Arzt gehen, um auszuschließen, dass es etwas schlimmeres als eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist. Pickl empfiehlt einen Schritt weiterzugehen: „Man sollte die vermuteten Unverträglichkeiten mit einem Diätspezialisten abklären, um Ursachen abzugrenzen, wie etwa eine Zöliakie.“

Intoleranzen

11,5 Prozent der Bevölkerung leiden unter einer Laktose-Unverträglichkeit.

Neben Allergien und Unverträglichkeiten gibt es noch Intoleranzen. Bei Intoleranzen kann der Körper gewisse Stoffe nicht oder nur unzureichend abbauen, weil er dazu benötigte Verdauungsenzyme nicht produziert. Beispiele hierfür sind Histamin-Intoleranz (wird mit Histella gemessen), Lactose-Intoleranz (bietet Kiweno seit Kurzem als Atemtest an) und Fructose-Intoleranz. Der Nutreos-Bluttest ist nur geeignet, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufzuzeigen. Allergien und Intoleranzen lassen sich damit nicht bestimmen.

Dass alle Formen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und –Intoleranzen nur eine Erfindung der Industrie sind, um gluten- und lactosefreie Produkte zu verkaufen, sieht Pickl anders: Es gibt manifeste Nahrungsmittelallergien und es ist wichtig, dass diese diagnostiziert werden. Patienten, die nicht behandelt werden, haben zum Teil schwere Einschränkungen in ihrer Lebensqualität. Bei einer Zöliakie können sie etwa in eine Mangelsituationen hineinschlittern, wie Eisenmangel.“ Eine Zöliake ist eine starke Form der Glutenunverträglichkeit, die sich derzeit nur durch eine glutenfreie Diät behandeln lässt.

Der Test ist eine Momentaufnahme

Wie ein Blutbild sind auch die Bluttests Nutreos und Histella Momentaufnahmen. Im Gegensatz zu Intoleranzen können sich die meisten Unverträglichkeiten zurückentwickeln. Zeigt der Nutreos-Test etwa an, dass Reis unverträglich ist, heißt das nicht, dass für den Rest des Lebens darauf verzichtet werden muss. Kiweno gibt Empfehlungen ab, wie lange man versuchen sollte, auf das Nahrungsmittel zu verzichten. Geht es einem besser, kann man wieder in Maßen probieren Reis zu essen.

Auf der Kiweno-Website steht, dass der Test nach sechs Monaten wiederholt werden sollte, um zu sehen, ob sich Unverträglichkeiten zurückgebildet haben. In einem Vorgespräch zu diesem Artikel sagte Bianca Gfrei aber, dass es eigentlich nicht vorgesehen ist den Test zu wiederholen. Wenn es Kiweno-Kunden durch die Umstellung ihrer Ernährung besser geht, merken sie das ohnehin und brauchen keinen Test zur Bestätigung.

Darmschleimhaut

Ein weiterer Faktor für die Anzahl und Schwere der Unverträglichkeiten kann die Darmschleimhaut sein. In den Kiweno-Ergebnissen wird die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut auf einer Skala von 0 bis 200 angegeben. Ist der errechnete Wert über 50, ist vermutlich die Schleimhaut angegriffen (Leaky Gut Syndrom). Dadurch können nicht vollständig verdaute Nahrungsmittelbestandteile durch feine Risse in den Blutkreislauf gelangen.

Hat man im Nutreos-Test einen Wert über 50 und viele starke Unverträglichkeiten, könnte dies auf die Darmschleimhaut zurückzuführen sein. Wäre der Darm in Ordnung, würden die Unverträglichkeiten möglicherweise schwächer und geringer ausfallen. Die Probleme mit der Darmschleimhaut können durch chronische Entzündungen, Stress und andere Faktoren ausgelöst werden.

Das Leaky Gut Syndrom ist behandelbar. Sollte der Verdacht darauf besteht, sollte man einen Facharzt aufsuchen. Dieser kann durch die Untersuchung von Stuhl, Urin und Blut die entsprechende Diagnose stellen. Denn wie Gfrei betont: „Kiweno stellt keine Diagnosen“. Pickl stimmt dem zu: „Die Diagnose der Erkrankungen sollte man den Ärzten überlassen.“

Folgend die Testergebnisse der Probanden und deren persönliches Fazit.

Proband 1 und 2

Kiweno im Test

Ich habe den Test zweimal gemacht, mit einem Zeitabstand von fünf Minuten, ohne dazwischen Nahrungsmittel zu mir genommen zu haben oder die Blutprobe verunreinigt oder sonst wie manipuliert zu haben. Das Resultat: Meine rechte Hand reagiert viel stärker auf Unverträglichkeiten als die linke.

Meine linke Hand hat 8 leichte und eine starke Unverträglichkeit (3 von 6 Punkten). Meine rechte Hand hat 35 leichte und 3 starke Unverträglichkeiten (3 von 6 Punkten). Die Unverträglichkeiten decken sich nur bei Hühnerei (3/6), Innereien und verarbeiteten Fleischwaren (je 1/6).

Laut dem Labor von Kiweno sollte die Schwankungsbreite maximal einen Punkt ausmachen, in den Tests sind es aber bei manchen Nahrungsmitteln 2 und 3 Punkte. Das Labor hat folgende Stellungnahme abgegeben: Die Prüfung der Probeneingangsprotokolle haben gezeigt, dass die Probe 10990122 eine leichte Rotfärbung (Hämolyse) durch geplatzte rote Blutkörperchen aufweist – diese lag innerhalb des Akzeptanzbereichs für die Analyse. Das Labor hat den Prozess nochmals untersucht und schließt die Rotfärbung als Ursache für die Abweichung, sowie einen Fehler bei der Analyse der Proben, aus.

Da auch Fehler bei Transport und Lagerung auszuschließen sind (Lagerung der Proben bei über 50 Grad Celcius), vermutet das Labor, dass durch zu starkes Drücken des Fingers Gewebsflüssigkeit mit ins Röhrchen gekommen ist oder die Probe verunreinigt war. Ich habe alle Finger der jeweiligen Hand mit je einem frischen Alkoholtupfer (liegt dem Nutreos-Test bei) desinfiziert und konnte beim Blutlassen keine gelbe Flüssigkeit oder gelbliche Färbung erkennen, was auf Gewebsflüssigkeit im Blut hingedeutet hätte.

Bianca Gfrei sagt dazu: „Wir machen selbst monatlich ähnliche Tests und bisher gab es nie eine signifikante Abweichung. Wir haben auch gleich von drei anderen Personen Doppeltest machen lassen, da haben die Werte übereingestimmt. Laut dem Labor ist es ein Einzelfall, einer von 10.000. Wir haben weitere Untersuchungen von externen Stellen durchführen lassen. Das Consulting-Büro, das auch Labor-Zertifizierung durchführt, hat uns gesagt: 'Man kann nie alle Fehlerquellen ausschließen'. Wir werden dennoch die Beschreibungen und Anleitungsvideos überarbeiten und mehr auf das Desinfizieren der Finger und die richtige Technik zum Herausdrücken des Blutes eingehen."

Kiweno hat angeboten zwei weitere Tests zur Verfügung zu stellen, um den Doppeltest zu wiederholen. Ich habe vorerst abgelehnt. Übrigens: Die linke Hand mit weniger Unverträglichkeiten soll das "echte" Ergebnis sein.

Proband 3

36 leichte und 19 starke Unverträglichkeiten, laut Test starker Verdacht auf eine Gluten-Unverträglichkeit. Da der Proband auch auf die Hauptallergene reagiert, wie etwa Hühnerei und Nüsse, könnte laut Kiweno die Magenschleimhaut angegriffen sein. Hier hat der Proband 60 von 200 Punkten, was „auf eine stark erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut hinweist.“

Laut Test hat er eine leichte Unverträglichkeit bei Bananen (2 von 6 Punkten), obwohl er 1 bis 3 Stück am Tag isst. Laut den Gesellschaften für Allergologie müsste der Wert viel höher sein, da der igG4-Test laut deren Aussage nur anzeigt, wie viel Kontakt man mit dem Nahrungsmittel hatte. Ähnliches gilt beim Hühnerei: Der Proband hat hier 4 von 6 Punkten (starke Unverträglichkeit), obwohl er maximal eines pro Woche isst. Dieser Wert müsste, aufgrund der geringeren Menge, niedriger sein, wenn es nach der Meinung der Allergologen geht.

Der Proband war dem Test gegenüber schon vorher kritisch eingestellt und sieht sich in seiner Meinung bestätigt, da er nach eigenen Angaben keine Beschwerden nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel hat. Auch das würde darauf hindeuten, dass die Unverträglichkeiten möglicherweise drastischer festgestellt wurden als sie eigentlich sind, weil derzeit seine Darmschleimhaut angegriffen ist.

Probandin 4

Als Nahrungsmittel enthalten Mandeln viele gesunde ungesättigte Fettsäuren, Mineralstoffe sowie große Mengen an Vitamin B und E, wodurch die Durchblutung gefördert wird. Zudem bestehen Mandeln zu 20 Prozent aus Eiweiß, das Energie liefert. Mit ihren Antioxidantien fördern sie nicht nur die Libido, sondern auch das Immunsystem.

Wurde zuvor beim Arzt positiv auf Lactose- und Fructose-Intoleranz getestet und setzt sich aufgrund von Diabetes bereits aktiv mit ihrer Ernährung auseinander. Laut dem Test hat sie 4 leichte und 13 starke Unverträglichkeiten.

Das deckt sich mit ihren Erfahrungen. Beim Nutreos-Test wurde ein starke Unverträglichkeit gegen Kasein festgestellt, das in tierischen Milchprodukten enthalten ist. Im Laufe der Jahre hat sie auch lactosefreie Milchprodukte nicht mehr gut vertragen, weshalb sie vor etwa 1,5 Jahren auf Alternativen, wie Mandel-, Soja-, und Kokosmilch, umgestiegen ist. Die leichte Unverträglichkeit auf Reis kann sie ebenfalls bestätigen.

Überrascht war sie von der starken Unverträglichkeit auf Hafer (3/6) und Mandel (6/6), da ihr tägliches Frühstück Haferflocken mit Mandelmilch ist. Bisher hat sie damit keine bewussten Beschwerden. Das würde wiederum für die Aussage der Allergologen sprechen, dass die häufige Konsumation von Nahrungsmitteln den Test anschlagen lässt.

Abgesehen davon ist das Testergebnis für sie schlüssig. Sie wird probeweise auf Hafer und Mandel verzichten und ein paar Monate auf Dinkelflocken mit Kokosmilch umsteigen, um zu sehen, ob es Veränderungen gibt.

Probandin 5

Probandin 5 hat sich das FAQ auf der Kiweno-Website nicht durchgelesen und den Test gemacht, obwohl sie Immunsuppressiva nimmt. Der Nutreos-Test hat damit keine Aussagekraft. Der Histamin-Test wird durch diese Medikamente nicht beeinflusst. Immerhin weiß die Probandin jetzt, dass sie keine Histamin-Intoleranz hat.

Proband 6

Der Proband glaubt nicht an Lebensmittelunverträglichkeiten. Beim Test wurde eine leichte Histamin-Intoleranz festgestellt, weshalb er auf 56 Lebensmittel stark unverträglich und auf 10 leicht unverträglich ist.

Zusätzlich wurde eine Unverträglichkeit auf Kasein (4 von 6 Punkten) festgestellt. Beides befindet sich in gereiftem Käse und Hartkäse (je 4 von 6 Punkten). Da der Proband leidenschaftlich gerne und oft Parmesan isst und keine Beschwerden hat, sieht er sich in seiner Annahme bestätigt, dass es Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht gibt.

Auf die Nachfrage, warum der Proband trotz Histamin-Intoleranz keine Beschwerden hat, sagt Karoline Kloppe, die Ernährungswissenschaflerin von Kiweno: „Die Symptome sind möglicherweise längerfristig. Es kann auch sein, dass er Histamin toleriert, er es aber schlecht abbaut und dadurch die erhöhte Menge gemessen wurde.“

Bananen sind aufgrund des Histamingehalts nur leicht unverträglich (1 von 6 Punkten), obwohl er 2 bis 3 Stück täglich ist. Das widerspricht der Allergologen-Aussage, dass bei häufigem Konsum der Test stark anschlagen müsse.

Probandin 7

Die Probandin hat öfters mit Erkrankungen zu kämpfen. In einem Allergielabor wurde per Bluttest vor etwa zwei Jahren eine Histamin-Intoleranz festgestellt. Die Atemtests für Lactose- und Fructose-Intoleranz waren negativ. Durch TCM wurde eine Unverträglichkeit gegen Kasein festgestellt, mit Gluten soll sie keine Probleme haben. Diesen Ergebnissen steht sie aber eher kritisch gegenüber.

Ihr Nutreos-Test hat 6 leichte und 12 starke Unverträglichkeiten ergeben. Die starken Unverträglichkeiten (4 von 6 Punkten) sind bei tierischen Milchprodukten, die Kasein enthalten. Die stärkste Unverträglichkeit (6 von 6 Punkten) besteht bei Haselnuss.

Laut dem Histella-Test hat sie keine Histamin-Intoleranz. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie aufgrund ihrer Vordiagnose bewusst auf Histamin-haltige Lebensmittel verzichtet. „Geheilt“ ist sie dadurch aber wohl nicht. Deshalb sind solche Tests als Momentaufnahmen mitunter problematisch, falls User aufgrund der Ergebnisse wieder massig Nahrungsmittel zu sich nehmen, die sie eine Weile gemieden haben. Kommen die Beschwerden wieder, wird dann der Test für die Falschaussage schuldig gemacht.

Proband 8

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Der Proband wurde zuvor positiv auf Fructose-Intoleranz getestet und vermutet aufgrund von Beschwerden Unverträglichkeiten. Im Test wurde eine leichte Histamin-Intoleranz festgestellt, weshalb 20 Nahrungsmittel leicht und 38 stark unverträglich sind.

Über die Histamin-Intoleranz ist er überrascht. Er hat zwar aufgrund von Symptomen andere Unverträglichkeiten vermutet, aber nicht in Verbindung mit Histamin. Er hat vor zukünftig verstärkt darauf zu achten.

Probandin 9

3. Lückenhafte Dioxintests. Nach dem Dioxin-Skandal 2011 kündigte die deutsche Bundesregierung an, Futtermittelherstellern "eine systematische […] Eingangsuntersuchung auf Dioxine" und andere unerwünschte Stoffe vorzuschreiben. Heraus kam eine EU-Verordnung, nach der allerdings nur Fette und Öle auf Dioxin getestet werden müssen, andere Futter-Zutaten nicht. Und die nur eine Stichprobe pro 1000 Tonnen vorschreibt - das heißt: In einem Konvoi von 50 Lastwagen wird eine einzige Probe gezogen.

Die Probandin wurde bei einer Bioresonanz-Austestung positiv auf Gluten, Zwiebelgewächse und Glutamat getestet. Sie vermutet eine Histamin-Intoleranz, hat bisher aber noch keinen Test gemacht.

Laut den Tests hat sie eine leichte Histamin-Intoleranz. Bei Gluten-haltigem Getreide sind 4 Sorten leicht unverträglich. Überrascht ist sie von der starken Unverträglichkeit von Dinkel (3 von 6 Punkten), da sie bisher vermutet hat, dass sie Dinkel noch am ehesten verträgt. Mit Kasein (4 von 6), Hühnerei (6 von 6) und drei Nusssorten (5 von 6) reagiert sie zudem auf die Hauptallergene stark unverträglich.

Die Unverträglichkeit von Hühnerei überrascht sie, da sie oft Eier isst. Da sie keine bewussten Beschwerden hat, spricht das für die Aussage der Allergologen, dass der häufige Konsum des Nahrungsmittels den Test stark positiv ausfallen lässt.

Sie will zukünftig bei der Ernährung mehr auf Histamin- und glutenhaltige Nahrungsmittel achten.

Probandin 10

Die Probandin hat keine früheren Tests gemacht und keinen Verdacht auf Unverträglichkeiten. Tatsächlich ist sie mit 12 leichten und einer starken Unverträglichkeit (3 von 6 Punkte bei Weizen) die unempfindlichste Person im Testerfeld.

Da sie bisher keine Beschwerden hat, hat der Test für sie keine Aussagekraft. Sie wird an ihrer Ernährung nichts umstellen.

Und was jetzt?

Die Testergebnisse alleine bringen keine Verbesserung. Bei der Online-Ansicht der Ergebnisse empfiehlt Kiweno, wie lange man den Konsum bestimmter Nahrungsmittel pausieren sollte. Ebenfalls sind Alternativen vorgeschlagen, damit es zu keinen Mangelerscheinungen kommt.

  

Pickl findet diese Empfehlungen nicht gut: „Jede Nahrungsmittelkarenz, die keinen medizinischen Grund hat, ist nicht sinnvoll.“ Auch die Vorstellung, dass Kiweno-Kunden mit den Ergebnissen zu Fachärzten gehen, um bestimmte Unverträglichkeiten bestätigen zu lassen, hält er nicht für zielführend: „Auf Zuruf wird üblicherweise nicht reagiert. Am Beginn jeder Interaktion steht das Arzt-Patienten-Gespräch, bei dem geklärt wird, wann Beschwerden auftreten. Die Symptome und Befindlichkeiten führen zu weiteren diagnostischen Schritten.“

Sollte tatsächlich eine Unverträglichkeit vermutet werden, wird ein Doppel-Blind-Test durchgeführt, um eine Allergie diagnostizieren zu können. Dabei wird dem Patienten unter ärztlicher Aufsicht das verdächtige Nahrungsmittel oder ein Placebo verabreicht und die Reaktion beobachtet. Wenn da nichts rauskommt, geht es weiter zum Gastroenterologen, der auf Zöliakie oder Lactose-Intoleranz prüft.

Bewusster ernähren

Kompromiss: Keine Speisekarte, sondern Personal soll in heimischen Lokalen über unverträgliche Stoffe in Gerichten Auskunft geben.

Die Aussicht auf die vielen Arztbesuche dürfte wenig verlockend sein. Da klingt die Kiweno-Empfehlung, „Nahrungsmittel für eine bestimmte Zeit weglassen und sehen ob es besser wird“ einfacher. Kritiker werfen Kiweno vor, dass die Besserung bei den Kunden nur auftritt, weil sich diese bewusster mit Ernährung auseinander setzen – einige sprechen vom Placebo-Effekt.

„Aber genau das ist es ja, was wir erreichen wollen. Die Leute sollen mehr auf ihrer Ernährung schauen. Viele nehmen den Test an Anstoß, um sich abwechslungsreicher zu ernähren“, sagt Gfrei: „Eigentlich braucht es den Test nicht, man kann auch einfach nach dem Suchverfahren Nahrungsmittel weglassen und so herausfinden, was einem gut tut und was nicht. Aber manche brauchen einfach einen Anstoß, um etwas zu ändern.“

Pickl sieht die Probleme der Menschen in der Fehlernährung: „In der westlichen Welt neigen die Menschen zur Fehl- und Überernährung, daraus ergeben sich oft die falschen Konsequenzen. Man versucht einen Schuldigen zu finden, das Problem ist eher das Zuviel als das was.“ Gfrei gibt ihm recht: „Genau das ist: Es geht um das Zuviel. Die Dosis macht das Gift.“

Deshalb empfiehlt Kiweno in den Test-Ergebnissen nie den kompletten Verzicht von Nahrungsmitteln für den Rest des Lebens, sondern eine Karenzzeit. Nach dieser kann langsam mit dem Verzehr der betroffenen Lebensmittel begonnen werden, um zu sehen, ob die Unverträglichkeit zurückgegangen ist.

Fazit

Bis dann endlich das Röhrchen bis zur Markierung mit Blut gefüllt ist.

Die Kiweno-Tests haben fast alle glücklich gemacht. Die Probanden, die kritisch waren, sehen sich bestätigt und sind es nach wie vor. Die Probanden, die bereits Erfahrung mit Intoleranzen oder Unverträglichkeiten haben, sehen sich ebenfalls bestätigt und wollen bei ihrer Ernährung künftig stärker auf bestimmte Nahrungsmittel achten.

Die Kritik der Allergologen am igG4-Testverfahren konnte mit den Tests weder gänzlich bestätigt, noch ausgeschlossen werden. Auffällig ist, dass gleich drei der neun Probanden positiv auf Histamin-Intoleranz getestet wurden. In Österreich sollen 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung an Histamin-Intoleranz leiden. Diese Zahlen basieren allerdings auf teils 12 Jahre alten Studien.

Bei den Tests und der Aufbereitung besteht Optimierungsbedarf. Das Rausquetschen des Blutes für den Nutreos-Test ist mühsam. Zudem haben mehrere Probanden angemerkt, dass sie bei den Ergebnissen eine schnellere und deutliche Übersicht haben wollen, die auf einem Blick kurz zusammengefasst zeigt: „Das habe ich, das sollte ich machen, darauf sollte ich achten.“ Immerhin bietet Kiweno Kunden an sie zu kontaktieren, wenn sie Fragen zu den Ergebnissen oder der Interpretation haben.

Was aber einfach nicht sein darf ist das, was beim Doppeltest herausgekommen hat: Eine deutliche Abweichung, für die es für mich keine zufriedenstellende Erklärung gibt, sondern nur Vermutungen, was schiefgelaufen ist. Was für die Einzelfall-Theorie spricht, ist, dass die Test anderer Probanden Vermutungen über Unverträglichkeiten bestätigt haben. Zwar liegt die Analyse der Blutprobe beim Labor, aber Kiweno ist sich im Klaren darüber, dass die Schuld nicht einfach weitergegeben werden kann. Als Dienstleister ist man für den korrekten Ablauf verantwortlich.

Die Ethik-Frage

Und weils so schön blutig ist gleich nochmal.

Ist es unethisch was Kiweno macht? Meiner Meinung nach: nein. Allerdings gilt das für die jetzige Form des Vertriebs und des Unternehmens. Kiweno findet man zur Zeit hauptsächlich, wenn man aktiv danach sucht, also sich bereits mit dem Thema Ernährung oder Unverträglichkeiten auseinandersetzt. Wer bereits Vorwissen hat, weiß was sie oder ihn erwartet und ist gewillt anhand der verfügbaren Informationen abzuwägen, ob sich die 138 Euro für die zwei Tests auszahlen.

Wenn mit dem Media-Investment aus 2 Minuten 2 Millionen jetzt Fernsehwerbung gestartet wird, wird aber ein viel größeres Publikum angesprochen, das sich potenziell nicht eingehend mit der Thematik Ernährung befasst. Und wenn dieses Publikum auf der Kiweno-Website Slogans wie „Fühl dich fit und energiegeladen – steigere deine Leistungsfähigkeit und erreiche deine sportlichen Ziele“ liest, verbindet es damit nicht unbedingt mittel- bis längerfristige Ernährungsumstellungen. Dem Publikum könnte suggeriert werden, dass der Test einfach sagt, was nicht mehr gegessen werden soll und dadurch alles automatisch besser wird.

Wenn sich Kiweno zukünftig gegen Vorwürfe wappnen will, nicht ethisch zu handeln, müsste auf der Website deutlicher und pointierter erklärt werden, für wen der Test geeignet ist, wie er helfen kann und was er nicht kann.

Geld verdienen

Auspacken

Für Kiweno werden die nächsten Monate deshalb eine Gratwanderung zwischen Profit und Offenheit. Die Investoren wollen durch gute Umsätze glücklich gemacht werden und schließlich will man auch selbst verdienen. Die Mitarbeiter sind laut Kiweno-CEO Gfrei „mit Herzblut dabei“, aber ein Gehalt wollen sie dennoch haben, die Büroräume müssen bezahlt und die IT-Infrastruktur betrieben werden.

Dasselbe gilt aber für Ärzte und Allergologen. Auch die wollen Geld verdienen und sei es nur, um ihre Praxis oder Forschungen weiterbetreiben zu können. Ob das Geld jetzt direkt vom Patienten oder über die Krankenkasse kommt, ändert daran nichts. Zum Vergleich: Ein H2-Atemtest beim Arzt, um Lactose- oder Fructose-Intoleranz festzustellen, kostet 50 Euro und wird nicht von der Krankenkasse übernommen. Kiwenos Lactose-Atemtest für zuhause kostet 59 Euro.

Disclaimer: Die Test-Kits wurden der futurezone von Kiweno zur Verfügung gestellt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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