Digital Life

Medientage: Social-Media-Nutzung im Wahlkampf eine "Generalprobe"

Der zu Ende gehende Nationalratswahlkampf sei "eine Art Generalprobe". Der Grünen-Politiker Michel Reimon sprach mit dieser Stellungnahme die Verwendung von Social Media-Tools in der politischen Kommunikation an. "Wir experimentieren ja alle noch", erklärte Reimon bei den Österreichischen Medientagen. Noch drastischer formulierte es Politikberater Rudi Fußi, dem zufolge die heimischen Parteien auf Social Media Plattformen beinahe durchwegs eine schlechte Figur machen. Eine mögliche Lösung lieferte er gleich mit: "Sie müssen den Mut haben, auf Augenhöhe zu kommunizieren."

Genau darin liege nämlich ein wesentlicher Unterschied zu klassischen Mediengattungen, die stärker monologartig ausgelegt seien. Facebook, Twitter und Co verlangen nach dem Dialog und sind in erster Linie interaktiv. Fußi forderte daher eine "ehrliche und authentische" Präsentation der Politiker auf diesen Plattformen. "Wenn man sich dadurch positiv und wohltuend von anderen abhebt, kann auch ein Mehrwert entstehen." Derzeit stören ihn aber etliche "Parteisoldaten", die gerade Twitter zur Propaganda nutzen würden, anstatt konstruktiv zum Diskurs beizutragen.

Reimon, der österreichische Politiker mit den meisten Twitter-Followern, verwies darauf, dass der Tempogewinn durch Social Media auch eine erhebliche Belastung für die politische Kommunikation sei. "Oft wird hier von den Parteien viel zu klassisch gedacht", wobei seine eigene Fraktion keine Ausnahme bilde.

Ähnlich formulierte es Niko Alm, der für die NEOS kandidiert. Seiner Meinung nach sei Twitter letztlich ein Beispiel für ein Medium, wo sich zwar nicht die breite Masse aufhalte - Fußi bezeichnete in diesem Zusammenhang Facebook als den "Gemeindebau" und Twitter als "Cafe Central" -, dafür würde man dort Meinungsbildner erreichen, was die Chance auf Multiplikation steigere.

Funktion von Social Media unklar

Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Rolle von "Social Media in der Politarena", wie der Titel der Veranstaltung lautete, jedenfalls schwierig zu bestimmen. Axel Maireder von der Uni Wien verwies zwar auf die Verknüpfung einzelner Aussagen und ihre Einbindung in ein größeres Netzwerk, dennoch ist er vorsichtig mit direkten Rückschlüssen auf das Wahlergebnis. "Nur weil man ein Fan von jemandem ist, heißt das nicht, dass man den dann auch wählt." Laut Technikforscherin Astrid Mager liege die "Kunst darin, die Inhalte mit etwas Privatem zu verbinden", um abseits von traditionellen parteipolitischen Aussagen erfolgreich zu kommunizieren.

Die Bedeutung von Social Media wurde vom Panel also durchaus anerkannt, allerdings gebe es in Österreich noch viel aufzuholen. "Wir sind ein Entwicklungsland", resümierte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Die Kanäle würden zu eng gefasst und meist unelegant gefüllt. "Das Fischen nach neuen Wählern außerhalb dieser Methoden geschieht aber gar nicht." Gerade zielgruppenspezifisch könne man seiner Ansicht nach die diversen Social Media Tools, auch abseits von Facebook und Twitter, nutzen, um für bestimmte Themen relevante und empfängliche Accounts und Personen zu orten. Einem Eindruck, dem sich Fußi anschloss: "Die Frage ist: Wie bringe ich meine Botschaft über welchen Kanal zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Empfänger?" Diesbezüglich hätten die Parteien noch viel zu lernen.

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