Digital Life

Musicplayr: Playlists als Visitenkarte im Web

Man stößt im Web auf einen tollen Song, möchte sich diesen merken, teilen und mit einem zentralen Player vom Browser aus abspielen - das ermöglicht das deutsche Start-up Musicplayr seinen Nutzern. Daraus entstehen dann wahlweise öffentliche oder private Playlisten, die aus den unterschiedlichsten Quellen gespeist werden können - de facto von überall her, wo Musik im Netz frei und legal verfügbar ist. "Wir nennen das `Unified Listening meets Music Discovery`", sagt Musicplayr-Mitbegründer Thorsten Lüttger im Gespräch mit der futurezone.

Will man einen Song in eine seiner Playlists aufnehmen, wird dieser einfach verlinkt und in der gwünschten Liste hinzugefügt. Derzeit können bei Musicplayr Links von YouTube, Vimeo, SoundCloud, Dailymotion sowie von Musikblogs gesammelt werden.  Wo ein Video vorhanden ist, kann man sich dieses auch direkt anzeigen lassen. Wer will, kann auch eigene MP3s beispielsweise aus seiner iTunes-Bibliothek hochladen, diese Songs können dann aber nicht von anderen, sondern nur vom jeweiligen Nutzer selbst abgespielt werden.

Musikprofil als persönliche Visitenkarte
Wie aus der Social-Media-Welt heute hinreichend bekannt, vernetzt man sich auch bei Musicplayr nach dem Follow-Prinzip. Man folgt seinen Freunden, Bekannten oder einfach all jenen, deren öffentliche Playlisten man interessant findet. Die öffentlichen Songs der Personen, denen ein Nutzer folgt, landen direkt in dessen "Inbox", wo sie dann auch angehört werden können. Außerdem können die Musiktitel weiterverteilt, kommentiert, geliked bzw. von dort aus auch einer eigenen Playlist hinzugefügt werden. So sollen die Musicplayr-Nutzer täglich neue Musik entdecken.

Gleichzeitig sollen die Musicplayr-Nutzer den Dienst aber auch dazu nutzen, ein eigenes "Musikprofil" von sich zu erstellen, so die Idee der Gründer. "Man kann sich heute auf verschiedenen Plattformen von Facebook bis Xing auf unterschiedliche Weise im Netz darstellen. Bei uns können sich die User über die Musik, die sie hören, ausdrücken", erklärt Lüttger. Anders als bei anderen Musikplattformen werde nicht automatisch alles, was jemand hört, direkt ins Netz übertragen. "Die Nutzer treffen eine bewusste Auswahl, eine bewusste Entscheidung, welche Songs sie verlinken und teilen." So entsteht auch eine Art persönliche Visitenkarte der User, die sich über den persönlichen Musikgeschmack definiert.

"Keine Musiksuchmaschine"
Um über Musicplayr neue Musik zu entdecken, bestehen diverse Möglichkeiten. Wer sich nicht damit begnügen will, was seine "verfolgten" Freunde aus dem Netzwerk posten, kann sich von diesen ausgehend natürlich auch zu weiteren Personen und deren Playlisten durchklicken. Darüber hinaus gibt es auch eine Suchfunktion, in die man etwa einen Künstlernamen eingeben kann. Allerdings landet man dann nicht bei einer Liste von Songs zu dem jeweiligen Künstler oder der Band, sondern bei diversen Personen, die Songs von diesem Künstler bei sich verlinkt haben. "Wir sind keine Musiksuchmaschine", sagt Lüttger. Es gehe schon eher darum, Musik durch die soziale Vernetzung zu entdecken und sich daraus sein eigenes Musikprofil zu basteln. Dazu kann man sich etwa auch Genre-Tags aussuchen, über die man gefunden werden will - egal ob "60ies", "Electronic" oder "Alternative".

Was den Player zum Abspielen der Songs selbst betrifft, sei es das Ziel gewesen, diesen "so simpel und übersichtlich wie möglich" zu gestalten, so Lüttger weiter. Tatsächlich gestaltet sich dieser übersichtlich: Play, Vor- und Zurück-Funktion, eine Lautstärkeregelung, Share-Möglichkeit sowie eine Shuffle- und Repeat-Funktion sind die wesentlichen Features.

Rechtlich im grünen Bereich
Was das Thema Urheberrechte betrifft, bewegt sich Musicplayr auf der "sicheren" Seite. "Wir haben uns hier vorab gründlich informiert und mit Anwälten gesprochen, weil wir keinesfalls im illegalen Bereich, ja nicht einmal in irgendeinem Graubereich operieren wollen", betont Lüttger. Verlinkt und abgespielt werden kann nur, was legal und frei im Netz verfügbar ist. Selbst hochgeladene Songs bleiben dem jeweiligen Nutzer zum persönlichen Konsum vorbehalten. "Sollte ein Musiktitel beispielsweise in Deutschland über YouTube verfügbar sein, in Österreich aber nicht, dann wird der dem österreichischen Nutzer zwar in der jeweiligen Playlist angezeigt, kann aber nicht angehört werden", erklärt der Plattform-Mitbegründer.

Geschäftsmodell
Geld verdienen will Musicplayr in Zukunft im wesentlichen über zwei Wege: Einerseits soll es künftig Permiumfunktionen für zahlende Abonnenten geben. "Wir sind überzeugt, dass Nutzer für gute Angebote auch bereit sind, zu bezahlen", so Lüttger. Auf der anderen Seite werde will man Transaktionen als Einnahmequelle anzapfen - also die Nutzer auf Plattformen weiterleiten, wo sie Songs käuflich erwerben können, etwa Amazon oder iTunes. "Wenn dann zum Beispiel ein bestimmter Titel aus rechtlichen Gründen bei jemandem nicht verfügbar sein sollte, setzen wir einen Link zu jenen Quellen, wo der Song gekauft werden kann", sagt Lüttger.

Geschlossene Beta
Anders als beispielsweise bei der Spotify-Nutzung, wo man sich nur mit Facebook-Account anmelden kann, ist bei Musicplayr keine Mitgliedschaft in einem anderen sozialen Netzwerk Vorraussetzung. "Wir bieten aber durchaus die Möglichkeit, sich über Facebook anzumelden, das hat dann den Vorteil, dass man direkt mit den anderen Facebook-Freunde, die Musicplayr nutzen, verknüpft ist", erklärt Lüttger.

Allerdings befindet sich Musicplayr derzeit noch in einer geschlossenen Betaphase. Das heißt, man kann sich nur per Einladung bei dem Service anmelden. "Die Pirvate Beta läuft zurzeit sehr gut. Irgendwann, werden wir Musicplayr natürlich für alle aufmachen, einen fixen Termin dafür gibt es derzeit aber noch nicht", sagt Lüttger. Derzeit zähle MusicPlayr bereits mehrere Tausend User, viele davon auch schon außerhalb von Deutschland, etwa in Südamerika oder Asien. "Wir sind überrascht, wie viele neue User laufend hinzu kommen", sagt Lüttger. In diesem Jahr wollen die Musicplayr-Betreiber bei den Nutzerzahlen noch in den sechs- oder siebenstelligen Bereich kommen, so das Ziel. Auch eine iphone- und Android-App sind in Planung.

Für interessierte futurezone-Leser hat Musicplayr exklusiv 200 Invites reserviert. Wer eine E-Mail an futurezone@musicplayr.com schickt, erhält eine Einladung zu der Plattform - solange der Vorrat reicht.

Mehr zum Thema

  • Musik-Streaming im Test: Spotify gibt Ton an
  • Spotify: Play-Knopf bringt Musik auf Webseiten
  • "Das Zeitalter des Filesharing ist vorbei"
  • "Jeder wird früher oder später Musik streamen"
  • Musikdienst Spotify startet in Deutschland
Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

mehr lesen