Türkei baut neuen Flugzeugträger: Erste Details zur Kampfkraft
Erstmals wurde im Februar 2024 bekannt, dass die Türkei an einem Flugzeugträger arbeitet. Die Details dazu waren noch sehr vage. Daher wurde anfangs angenommen, dass es sich dabei nicht um einen Flugzeugträger, sondern um ein amphibisches Landungsschiff (Hubschrauber- und Drohnenträger) handelt.
Jetzt wurden mehr Details zum neuen Schiff genannt und klargestellt, dass es wirklich ein Flugzeugträger ist, berichtet Naval News. Es wäre damit der erste und einzige echte Flugzeugträger der Türkei.
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3 Start- und Landebahnen, aber kein Katapult
Das Kriegsschiff soll komplett in der Türkei designt und gebaut werden, ohne die Hilfe anderer Nationen. Damit soll es ein Aushängeschild für die türkische Rüstungsindustrie werden.
Der Flugzeugträger hat 3 Bahnen. 2 davon sind für Starts, eine für Landungen. Vorerst wird sie kein Katapult haben, sondern nur einen Ski Jump. Diese Startrampe soll aber modular sein.
Das heißt es ist vorgesehen, dass sie durch ein flaches Deck ersetzt wird, wenn die Türkei die Technologie für ein Katapult selbst entwickelt hat. Ob hier ein magnetisches Katapult, wie sie etwa die Super-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford (USA) und Fujian (China) haben, geplant ist oder ein klassisches dampfbetriebenes Katapult, ist nicht bekannt.
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Leichtes Kampfflugzeug Hürjet
Laut den aktuellen Plänen soll der neue türkische Flugzeugträger Platz für bis zu 50 Fluggeräte bieten. 20 werden an Deck geparkt, 30 im Hangar. Dazu gehört der leichte Kampfflieger Hürjet, der derzeit entwickelt wird. Dieser hatte im April 2023 seinen Erstflug. Er hat eine Tragelast von 2,7 Tonnen, wobei diese in der Flugzeugträger-Version geringer sein könnte.
Bei Starts per Ski Jump müssen Kampfjets üblicherweise leichter sein, als wenn sie per Katapult starten. Der Hürjet wird daher vermutlich die Luftraumsicherung und Schiffsabwehr übernehmen.
Für letzteres könnte er etwa mit Çakır ausgestattet werden, der 2022 vorgestellt wurde. Dieser Marschflugkörper hat eine Reichweite von über 150 Kilometer und kann gegen See- und Bodenziele eingesetzt werden. Mit einem Gewicht 330 Kilogramm könnte der Hürjet mehrere davon transportieren.
Stealth-Drohne Anka-3
Bei den weiteren Maschinen auf dem Flugzeugträger setzt die Türkei auf unbemannte Flieger und Drohnen. Dazu gehört die Stealth-Drohne Anka-3.
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Von Land gestartet kann sie 1,2 Tonnen Waffenlast mit sich führen, darunter Marschflugkörper, ungelenkte Bomben, Bunkerbrecher und die Mini Akıllı Mühimmat (MAM). Hier wird vermutlich primär die größte Variante genutzt werden, die MAM-T. Diese GPS- oder lasergelenkte Bombe wiegt 94 Kilogramm und hat eine Reichweite von etwa 80 Kilometer.
In der kleinsten Version MAM-C wiegt sie lediglich 6,5 Kilogramm und ist lasergelenkt. Diese ist aber prinzipiell für leichte und kleinere Drohnen vorgesehen.
Kampfdrohne Bayraktar Kızılelma
Auch die Bayraktar Kızılelma ist für den Flugzeugträger vorgesehen. Die Kampfdrohne befindet sich gerade in Entwicklung und ist speziell für den Einsatz auf amphibischen Landungsschiffen und Flugzeugträgern gedacht.
Sie hat Stealth-ähnliche Eigenschaften und eine Nutzlast von 1,5 Tonnen. Sie kann mit Luft-Luft- und Luft-Boden-Raketen bestückt werden, sowie diversen Bomben, ua. auch mit der MAM-Serie.
Aufklärungsdrohne TB-3
Wenig überraschend ist auch die Bayraktar TB-3 beim Flugzeugträger-Konzept eingeplant. Diese wird gerade fertigentwickelt. Sie basiert auf der TB-2, ist aber für den Einsatz auf Schiffen gedacht. Dazu hat sie faltbare Flügel, um in der Parkposition an Deck weniger Platz zu verbrauchen.
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Mit 280 Kilogramm ist die Nutzlast eher gering. Dafür soll sie bis, dank ihres sparsamen Propellerantriebs, bis zu 32 Stunden in der Luft bleiben können. Daher ist sie für Patrouillen und die Seeraumüberwachung gut geeignet.
Raketen und 35mm-Geschütze
Der Flugzeugträger selbst wird mit einem MIDLAS VLS mit 32 Zellen bewaffnet sein. Das System wird derzeit entwickelt. In der ersten Phase wird es mit Luftabwehrraketen bestückt sein. Später sollen damit auch Antischiffsraketen verschossen werden, die zusätzlich Angriffe auf Landziele unterstützen.
Ebenfalls an Bord sind 4 Gökdeniz-Systeme. Diese dienen zur Nahbereichsverteidigung gegen Raketen, Drohnen, Flugzeuge, Hubschrauber und kleinere Schiffe. Jedes System besteht aus 2 35mm-Kanonen. Zusammen ergibt sich eine Feuerrate von 1.100 Schuss pro Minute.
Die effektive Reichweite liegt bei 4 Kilometern. Primär wird programmierbare Airburst-Munition verwendet, um Luftziele ohne direkte Treffer abfangen zu können.
60.000 Tonnen Verdrängung
An den grundlegenden Spezifikationen des Flugzeugträgers hat sich seit der Ankündigung im Februar 2024 nicht geändert. Er soll 285 Meter lang sein und eine Verdrängung von 60.000 Tonnen.
Der Antrieb ist konventionell und nicht nuklear. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 25 Knoten (46 km/h) liegen. Damit ist der neue Flugzeugträger deutlich größer als die TCG Anadolu.
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Der „falsche“ Flugzeugträger TCG Anadolu
Die Anadolu ist bisher das einzige amphibische Landungsschiff der Türkei und wird manchmal fälschlicherweise als Flugzeugträger bezeichnet. Das 2023 in Dienst gestellte Schiff wird derzeit aber nur als Hubschrauber- und Drohnenträger genutzt. Für den Start von Drohnen gibt es einen Ski Jump.
Die Anadolu kann theoretisch als Flugzeugträger genutzt werden, wenn der Hangar umkonfiguriert wird. Ursprünglich war vorgesehen, dass bis zu 10 amerikanische F-35B auf dem Schiff stationiert werden. Dabei handelt es sich um die Senkrechtstarter-Version des Stealth-Fighters.
2020 wurde die Türkei von den USA aber aus dem F-35-Programm geschmissen, weil russische S-400 angeschafft wurden. Dabei handelt es sich um ein Langstrecken-Luftabwehrsystem. Die Raketen haben eine Reichweite bis zu 380 Kilometer.
Drohnen und Hubschrauber an Bord der Anadolu
Die Anadolu ist 232 Meter lang und hat eine Verdrängung von 27.000 Tonnen. An Bord befinden sich hauptsächlich Hubschrauber der Typen S-70B-28 Seahawk und AH-1W Super Cobra. Letzterer soll ab 2025 durch den in der Türkei entwickelten Kampfhelikopter TAI T929 ATAK 2 abgelöst werden.
Wenn die Drohnen in der Serienfertigung sind, sollen die Bayraktar Kızılelma und TB3 auf der Anadolu eingesetzt werden. Die Türkei hat vor ein Schwesterschiff zu bauen, die TCG Trakya. Wann die Trakya und der neue Flugzeugträger einsatzbereit sein sollen, ist nicht bekannt.