MPSS: Neue Schiffsklasse für die Kriegsführung mit Drohnen
Das niederländische Schiffbauunternehmen Damen Shipyards stellt eine neue Schiffsklasse vor, wie Naval News berichtet. Diese wurde speziell für die Kriegsführung mit Drohnen entwickelt.
Die neue Klasse heißt MPSS - Multi-Purpose Support Ship. Wie der Name schon andeutet, soll sie verschiedene Funktionen und Aufgaben in einem einzigen Schiff bündeln.
Modularer Aufbau
Bei Elektronik, Kommunikations- und Navigationstechnologie kommen militärische Lösungen zum Einsatz. Aber auch kommerzielle Technologie ist auf den MPSS-Schiffen nutzbar – etwa in der Form von Ausrüstungsmodulen, die die Schiffe für spezielle Einsatzzwecke tauglich machen. Die Schiffe sollen sich für die Katastrophenhilfe, für Tauchunterstützung, Hubschraubereinsätze auf hoher See und für die Durchführung von U-Boot-Rettungseinsätzen eignen.
Aufgrund ihrer modularen Bauweise seien die Schiffe das ganze Jahr über einsetzbar und leicht zu warten. Sie eignen sich für Aufenthalte auf hoher See, die bis zu 45 Tage dauern.
Drohnen im Fokus
Auch wenn Damen die Modularität der MPSS hervorhebt, machen die Renderfotos klar, dass ein großes Augenmerk auf Drohnen liegt. Als Beispiel wird eine Konfiguration mit 10 Drohnenstartplätzen an Deck gezeigt, die entweder senkrecht oder mit kompakten Druckluft-Katapulten starten.
Solche Drohnen können zur Aufklärung genutzt werden, aber genauso für Kampfeinsätze. Viele Seestreitkräfte arbeiten derzeit an Konzepten für die seebasierte Kriegsführung mit Drohnen. Viele gehen dabei von Schwarmangriffen aus, bei denen möglichst viele Drohnen ein feindliches Schiff angreifen, um die Verteidigungsmaßnahmen zu überlasten.
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In den Renderbildern und dem Video der MPSS ist auch zu sehen, wie ein Drohnenboot zu Wasser gelassen wird. Der aktuelle Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, hat gezeigt, dass wasserbasierte Kamikazedrohnen in der Lage sind, großen Schaden bei Kriegsschiffen anzurichten.
„Die MPSS-Reihe ist eine Reaktion auf den zunehmenden Einsatz von Drohnentechnologie, den wir in gegenwärtigen Kampf- und Überwachungssituationen sehen. Wir erkannten, dass solche Fähigkeiten für Länder, die ihre Souveränität aufrechterhalten wollen, von wachsender Bedeutung sind. Wir freuen uns sehr darauf, dieses neue Schiff in den kommenden Monaten auch auf Messen vorzustellen“, sagt Piet van Rooij von Damen.
MPSS in 2 Größen verfügbar
Die MPSS-Klasse wird in 2 Größen angeboten, mit 7.000 und 9.000 Tonnen Verdrängung. Das MPSS7000 misst 107 x 20 Meter. Eine Besatzung von 48 Personen soll das Schiff betreiben, zusätzlich können bis zu 100 Spezialkräfte darauf unterkommen.
Temporär hätte das MPSS7000 sogar Platz für weitere 42 Personen – etwa, wenn das Schiff bei einem Katastropheneinsatz Menschen aus dem Wasser rettet. Auf der noch größeren MPSS9000 (130 x 20 Meter) haben entsprechend mehr Menschen und Drohnen Platz.
Portugal ist der erste Käufer der MPSS
Die MPSS-Klasse wurde zusammen mit der portugischen Marine entwickelt. Die wird auch der erste Kunde für ein MPSS7000 sein.
2023 wurde das Konzept als PNM vorgestellt - Multifunctional Naval Platform. In den gezeigten Renderings hatte das PNM ein Flugdeck mit Rampe (Ski Jump), um Drohnen den horizontalen Start zu erleichtern. Der Ski Jump ist bei den aktuellen Bildern der MPSS-Klasse nicht mehr zu sehen. Ob die portugische Version die Rampe haben wird, ist derzeit nicht bekannt.
Neue Klasse von Kriegsschiffen
In westlichen Ländern sind Schiffe für die Kriegsführung mit Drohnen noch eine Seltenheit. Bisher wurde noch kein Name für diese neue Klasse von Schiffen definiert.
"Amphibische Drohnenträger" ist ein Kandidat, allerdings spielt das eher auf Hubschrauberträger der Klasse von amphibischen Angriffsschiffen an, die üblicherweise Verdrängungen von 20.000 Tonnen bis 40.000 Tonnen haben. Der Iran hat etwa mit der Shahid Mahdavi seit Kurzem so ein Schiff, die Türkei mit der TCG Anadolu.
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Der Trend geht jedoch hin zu kleineren Drohnenträgern mit 7.000 Tonnen bis 10.000 Tonnen, wie eben die MPSS. Der Begriff könnte sich also womöglich durchsetzen.
Mit der UXV Combatant hat der Hersteller BAE schon 2007 ein entsprechendes Konzept mit 8.000 Tonnen Verdrängung in der Schublade, die Entwicklung wurde aber nicht fortgesetzt. Durch den neuen Bedarf der Seestreitkräfte an Drohnenträgern könnte die Idee aber womöglich wieder aufgegriffen bzw. weiterentwickelt werden.
Damen baute auch schon ein Schiff für Jeff Bezos
Damen baut Kriegsschiffe, aber auch Container- und Passagierschiffe sowie Luxusyachten. Außerdem werden Begleitschiffe für Yachten gebaut. Damen ist etwa verantwortlich für die Abeona, eine 75 Meter lange Begleityacht für Jeff Bezos' 127 Meter lange Segelyacht Koru. Die Abeona ist "nötig", weil die Segelyacht keinen Landeplatz für einen Hubschrauber hat.
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