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xkcd: "Hatte immer Probleme, Dinge zu Ende zu bringen"

Er hat Physik studiert und als Robotiker für die NASA gearbeitet. Weltweit bekannt geworden ist Randall Munroe mit seinem Webcomic xkcd. Mit simplen Strichfiguren erklärt Munroe in seinen Comics komplexe Themen aus Bereichen wie Technologie, Informatik, Physik und Popkultur. Und manchmal geht es auch um die Liebe.

Seit mehr als zehn Jahren veröffentlicht der US-Amerikaner bereits seine Comics und hat damit die Herzen der Nerds und Geeks auf der ganzen Welt erobert. Parallel zu xkcd beantwortet Munroe in der Reihe “What if…” außergwöhnliche, manchmal absurde Fragen - immer mit einer Portion feinem Humor. Die Reihe ist auch in Buchform erschienen.

Die futurezone traf den Comiczeichner und Dinge-Erklärer im Rahmen der re:publica im Mai zum Interview.

Randall Munroe zeichnet die populären xkcd-Comics

futurezone: Wie ist die Idee zu xkcd ursprünglich entstanden? Hatten Sie einen konkreten Plan für das Webcomic oder hat es sich eher zufällig ergeben?
Randall Munroe: Es begann damit, dass ich als Student ziemlich viel in mein Notizbuch gezeichnet habe. Dann wollte ich das alles irgendwo speichern und aufbewahren, also hab ich die Zeichnungen eingescannt. Ich wusste zuerst nicht, was ich damit tun soll, dann dachte ich: Ich hab ja eine Website, auf der ich gar nichts mache. Und so hab ich die Zeichnungen in einem Folder online gestellt, damit meine Freunde, oder wen es eben interessierte, sie anschauen konnten. Irgendwann ist dann eine davon “viral” geworden, bevor es den Begriff viral überhaupt gab. Ich hatte davor nie damit gerechnet, dass überhaupt Leute meine Zeichnungen ansehen wollten. Aber dann hab ich einfach angefangen, mehr davon zu zeichnen.

Wann war der Moment, als Sie realisiert haben, dass Ihre Zeichnungen wirklich breite Aufmerksamkeit, internationale Aufmerksamkeit erhalten?
Das war, als mir damals jemand sagte: “Hey schick dein Zeug doch an meinen Freund Cory Doctorow, der betreibt eine Webseite namens Boing Boing, und er würde die Zeichnungen gerne dort veröffentlichen. Wäre das OK?” Also, da dachte ich dann: Oh oh, das wird groß. Und hoffentlich gehen meine Server nicht in die Knie. Von da an ist meine Reichweite dann wie von allein stetig gewachsen.

Was an Ihren Figuren auffällt: Es gibt keine Gesichter. Warum zeichnen Sie keine?
Ich hab einfach schon immer so gezeichnet, seit ich ein kleines Kind war. Mir hat es einfach besser gefallen, wenn ich ohne Gesichter gezeichnet habe. Ich habe das mehr als Symbole betrachtet, etwa so wie bei Piktogrammen, die haben auch keine Gesichter.

Was Sie hingegen schon verwenden, sind unterschiedliche Geschlechter.
Jaja, ich verwende unterschiedliche Arten von Haaren und Frisuren. Ich verwende auch manchmal Hüte. Ich trag zwar keine, aber ich brauche Möglichkeiten, die Figuren voneinander zu unterscheiden.

Wie lange dauert es in der Regel, bis Sie eine Idee für ein einzelnes Comic so weit entwickelt haben, dass sie diese dann auch umsetzen? Überlegen Sie sich immer genau ein Thema, oder zeichnen Sie einfach das, was Ihnen gerade spontan in den Sinn kommt?
Ich glaub, es ist, so wie es für die meisten Leute ist: Man hat ständig irgendwelche Ideen und die sammelt man dann in einem großen Haufen. Dann kommt die Deadline für das nächste Comic, und ich nehme dann jene Idee, die mir aus diesem Haufen am besten gefällt. Dann überleg ich mir, wie ich das Ganze umsetzen kann und das kann dann entweder nur fünf Minuten dauern oder den ganzen Tag. Die Zeichnungen selbst gehen eigentlich immer sehr schnell, aber die Texte dazu, die können auch mal eine ganze Woche dauern, bis ich sie niedergeschrieben habe.

Brauchen Sie ein bestimmtes Umfeld, um zeichnen zu können, haben Sie gewisse Abläufe für sich selbst festgelegt, die für den kreativen Prozess förderlich sind?
Normalerweise brauche ich einfach nur einen ruhigen Ort. Ich weiß, dass manche Leute sich in ein Cafe setzen, um zu arbeiten. Aber ich hab große Probleme damit, etwas zu zeichnen oder zu schreiben, wenn zu viele Leute um mich herum sind.

Was würden Sie als die größte Herausforderung beim Zeichnen der Comics bezeichnen?
Ich hatte immer Probleme damit, Dinge zu Ende zu bringen. Es kann leicht passieren, dass ich 30 Sachen herumliegen habe, die halb fertig sind. Ich kenne viele Menschen, die alle orientiert nach Deadlines arbeiten müssen, ich kenne eigentlich niemanden, der vor einer Deadline fertig wird. Dieser Druck zwingt einen, Dinge zu Ende zu bringen. Und das ist auch immer der harte Teil für mich.

Was würden Sie selbst als Ihre größte (wissenschaftliche) Errungenschaft bezeichnen?
Hm, ich weiß nicht, ob ich so etwas aufweisen kann. Aber ich hatte zum Beispiel besonderen Spaß daran, eine sehr ungewöhnliche What-if-Frage zu beantworten, die auch in meinem Buch ist: Es ging dabei um eine Gewehrkugel und was die Auswirkungen wären, wenn diese aus dem Material eines Neutronensterns bestehen würde.

Sehen Sie in Ihrer Arbeit, die oft sehr stark auf Sarkasmus setzt, abseits des häufig wissenschaftlichen Aspekts auch etwas Politisches?
Am Ende geht es bei allem irgendwie auch um politische Aussagen. Aber ich bin weder politisch noch unpolitisch in meiner Arbeit.

Wie sieht denn aus Ihrer Sicht der typische xkcd-Leser aus - sofern sich das überhaupt sagen lässt?
Nunja, erstmal sind da natürlich viele Leute aus meiner Altersgruppe. Die haben angefangen meine Comics zu lesen als ich auf der Uni war, ich werde älter, sie werden älter mit mir. Ich weiß, dass viele Studenten, Leute aus dem Wissenschafts- und Technologie-Umfeld mich lesen. Aber so ganz genau kann man das auch nicht eingrenzen.

Sie arbeiten auch viel mit Insider-Witzen, die vielleicht nicht sofort von allen Menschen verstanden werden. Sie erklären komplexe Themen und es gibt sogar eine eigene Webseite, die ihre Comics erklärt. Was halten Sie eigentlich von dieser Seite?
Ich denke darüber gar nicht viel nach. Ich denke gar nicht daran, dass ich Insider-Witze mache, es sind einfach die Witze, die ich eben mache, die ich mit meinen Freunden mache.

Gibt es eines Ihrer Comics, das Sie selbst am liebsten mögen?
Das würde ich wahrscheinlich, jedes Mal wenn ich gefragt werde, anders beantworten. Aber es gibt ein Comic, auf das ich speziell stolz bin: Es hieß “Click and Drag” . Es war ein bisschen wie eine Google-Karte und man konnte es bewegen und verschiedene Dinge entdecken. Es sollte zeigen, wie groß die Welt ist. Ich würde sagen, das ist mein persönlich liebstes Comic, das ich gemacht habe.

Was würden Sie machen, wenn Sie nicht xkcd zeichnen und davon leben würden? Gibt es einen Plan, irgendwann etwas anderes zu machen und mit dem Comic aufzuhören?
Vielleicht hör ich irgendwann auf, das weiß man nie. Aber was ich wirklich daran mag, ist, dass ich alles ausdrücken kann, solange es in Form eines Bildes darstellbar ist. Also auch wenn mich irgendwann andere Themen mehr interessieren sollten, kann ich sie hier veröffentlichen.

Im Sinne Ihrer “What-if-Reihe”: Was wäre, wenn plötzlich alle Katzen das Internet verlassen würden?
Da gab es kürzlich eine Studie, wonach mehr Hunde im Netz sind als Katzen. Wir reden immer alle davon, dass Katzen das Internet beherrschen, aber ich glaube, da sind andere Tiere, die da die Führung übernehmen könnten. Vögel zum Beispiel. Zurzeit sind viele Videos mit Papageien in Umlauf. Dann gibt's Welpen, es gibt Hasen. Ich glaube, da wären einige Tiere, die übernehmen könnten, in dem Moment, wo die Katzen verschwinden.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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