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OlliOlli World im Test: Skaten, bis der Daumen schmerzt

OlliOlli muss man nicht kennen. Schließlich ist es gut 7 Jahre her, als mit „OlliOlli 2“ der bislang letzte Teil erschien.

OlliOlli World (Xbox Series X/S, Xbox One, PS5, PS4, PC, Switch) sollte man aber kennen. Denn der jetzt erschienene dritte Teil der Serie ist ein Skater-Game, wie man es so vermutlich noch nicht gesehen hat.

Come on grab your friends, we'll go to very distant lands…

OlliOlli World ist das vermutlich charmanteste Skater-Spiel, dass man derzeit in die Finger bekommt. Das liegt zum großen Teil daran, dass die Welt von Radlandia und die Charaktere darin, sehr stark von Adventure Time inspiriert sind.

Auf Bösewichte und Kampf wird hier aber verzichtet. Alles geht um Skaten als Lifestyle, alles ist groovy, gnarly, rad und friedlich, bis hin zu esoterisch. Keine Skate-Crews die sich anfeinden, nur liebenswerte Weirdos, die die pastellige Welt bevölkern.

Und auch ihr seid einer davon. Im Charakter-Editor geht alles. Groß, klein, dick, dünn, Bärte und Kleider, bunte Hautfarben, Eiscreme-Hüte und natürlich verschiedene Decks, Achsen und Rollen für euer Board.

2D trifft 3D

Der moderne Cartoon-Look von OlliOlli World wird noch dadurch unterstrichen, dass das Game jetzt in 3D, statt wie beim Vorgänger in 2D ist. Für das grundlegende Gameplay ändert das nichts: Die Levels sind Sidescroller – aber eben jetzt mit mehr Tiefe.

Man rollt also von links nach rechts los, bis man im Ziel ist. Dazwischen gibt es Hindernisse, oder anders gesagt: Chancen für Tricks. Dazu gehören Grinds, Wallrides, Grabs, Fliptricks und Manuals. Das Level-Design setzt die epischen Kombos, die so entstehen, entsprechend in Szene. Bei superlangen Wallrides oder Sprüngen zoomt etwa die Kamera in eine Panoramaansicht, um das Ausmaß der Aktion zu zeigen. Es ist beeindruckend und ehrfurchterregend zugleich.

Neu sind Abzweigungen, die man in den Levels nehmen kann, sowie Richtungswechsel durch Vert Ramps. Einige der Alternativrouten führen zu Nebenquests oder Level-Zielen, andere sind ein Loop, die einen wieder zurückführen, von wo man gestartet ist. Durch diese Elemente wirken die Levels von OlliOlli World lebendiger und größer – obwohl man sie üblicherweise in nur wenigen Minuten durchgeskatet hat.

Chill, fast alles ist optional

Wirklich Druck gibt es nicht – weder, um die schwierigeren Nebenrouten der Levels zu befahren, noch um die Highscores zu brechen. Um im Story-Modus weiterzukommen, muss man es nur ins Ziel der Level schaffen. Ein Punkte- oder Aufgabenlimit, dass man erfüllen muss, um das nächste Gebiet freizuschalten, gibt es nicht.

Dadurch bekommt OlliOlli World fast schon was philosophisches. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern wie du den Weg gehst – oder rollst, grindest, flippst, usw. Hat man gerade keine Muse oder ist ein Kombo in einem Level zu schwierig, macht man einfach nur die Basis-Moves um ins Ziel zu kommen. Man kann ohnehin jederzeit zurückkehren, um die Bonus-Level-Aufgaben zu erfüllen. Für diese winken zur Belohnung neue Gegenstände, Decks und Kleidungsstücke, um den eigenen Charakter anzupassen.

Das heißt aber nicht, dass sich OlliOlli-Pros langweilen werden: Einige der späteren Level-Ziele sind sehr anspruchsvoll. Im Grunde kann man das erforderliche Punktelimit nur übertreffen, wenn das komplette Level in einem einzigen Kombo, mit komplizierten Tricks, gemeistert wird.

Ist auch das geschafft, ist noch lange nicht Schluss. In einem asynchronen Multiplayer-Modus kann man sich mit anderen Spieler*innen messen, indem man versucht ihre Highscores zu schlagen. Außerdem gibt einen Zufalls-Levelgenerator, der durch zahlreiche Parameter anpassbar ist.

Meine armen Daumen

OlliOlli World ist sehr darauf bedacht, neue Spieler*innen sanft in die bunte Skater-Welt einzuführen. Im Story-Modus steht jedes der großen Gebiete von Radlandia für ein neues Skill-Set, das man lernt. Man beginnt mit Flips und Grinds. Später kommen das Wechseln von Fahrbahnen hinzu und Wallrides. Weiter geht es mit dem sauberen Landen nach Sprüngen und Grabs, usw.

Was recht harmlos beginnt, wird zum Fingerleistungssport, wenn man Kombos mit möglichst vielen Punkten erzielen will. Für Flips drückt man zuerst nur den linken Analogstick nach unten und dann in eine Richtung. Fortgeschrittene Flips erfordern Halb-, 3/4- und 360-Grad-Kreise mit dem linken Stick – und das ist meistens nur der Beginn des Tricks. Springt man so auf eine Wall, hält man dort den linken Stick in eine Richtung zum Ride gedrückt. Beim Absprung sollte man natürlich wieder mindestens einen Halbkreis-Flip machen, für viele Punkte.

Ist der Absprung hoch genug und noch Zeit, hält man mit dem rechten Analogstick in eine Richtung gedrückt, für einen Grab. Dann gilt es beim Landen einen Manual zu machen (Push-Taste plus linken Analog-Stick nach links oder rechts) und von dort aus entweder wieder einen Flip zu machen oder auf eine Rail für einen Grind zu springen. Je nach Level spielt sich das gerade Beschriebene in einem Zeitfenster von 2 bis 8 Sekunden ab. Und das Ganze wiederholt sich, bis eben das Level zu Ende ist.

Je nachdem, wie ehrgeizig man an die Sache herangeht, kann man nach einer Stunde OlliOlli World schon schmerzende Daumen haben. Aber: Das war es wert.

Fazit

OlliOlli World verpackt die ursprüngliche Essenz des Skatens in ein Spiel. Es ist eine Gemeinschaft für alle, egal wie langweilig, exzentrisch, alt, jung, Skate-Gott oder oldschool man ist. Es zwingt nicht zum Spielen, hält aber auch niemanden auf, stundenlang Highscores zu jagen. Man kann ein paar Minuten zwischendurch zocken oder  ganze Nächte damit verbringen, den perfekten Kombo auszuführen.

Alles ist in einer Leichtigkeit, einem Look und einem Sound verpackt, was eine gewisse Ruhe ausstrahlt, selbst wenn man im Skate-Rausch wie wild die Analogsticks dreht. Auch Tony-Hawks-Puristen können ihre Freude mit OlliOlli World haben, wenn sie zulassen, dass der eigene Horizont um ein pastellig-chilliges Spektrum erweitert wird.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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