Netzpolitik

05er-Nummern: Körberlgeld für Mobilfunker

Die Tarifanhebungen aufgrund der Integration von 05er-Nummern in bestehende Verträge könnten für Mobilfunkanbieter zu einem guten Geschäft werden. Ab März werden A1 (plus 2,75 Euro) und T-Mobile (plus 2 Euro) ihren Kunden mehr verrechnen.

Geht man etwa vom Fall A1 aus - hier soll den Kunden künftig 2,75 Euro mehr pro Monat verrechnet werden - beschert das dem Betreiber monatlich Mehreinnahmen in Millionenhöhe.

A1 hat insgesamt über fünf Millionen Kunden. Die Tarifanhebung wird zumindest einen Großteil davon, nämlich alle Privatkunden, betreffen. Geht man davon aus, dass dies zumindest drei Millionen Menschen in Österreich sind - der Mobilfunker macht offiziell keine Angaben dazu, wie es auf Nachfrage der FUTUREZONE heißt - ergeben sich jährlich Mehreinnahmen von 99 Millionen Euro. Rechnet man mit vier Millionen Privatkunden wären es sogar 132 Millionen Euro, die A1 zusätzlich verdient.

"Es gibt immer mehr Unternehmen, die 05er-Nummern verwenden. Im Jahresvergleich gab es zuletzt einen Anstieg von 20 Prozent", rechtfertigt Alma Mautner, Corporate Communications bei A1, den Schritt zur allgemeinen Grundentgelt-Erhöhung. Die Kunden würden künftig davon profitieren, weil die Abrechnung transparenter erfolge. "Viele haben bisher vielleicht gar nicht gewusst, dass ihnen Mehrkosten entstehen, wenn sie solche Nummern anrufen, das fällt künftig weg", so Mautner.

Damit sich ein monatliches Mehr von 2,75 Euro rechnet, muss der Kunde allerdings mindestens zwei Stunden pro Jahr in 05er-Netze telefonieren - pro Minute dürfen laut RTR maximal 0,40 Cent verrechnet werden. Unter diesen zwei Stunden würde man aufs Jahr gerechnet immer noch billiger aussteigen, wenn die Anrufe separat bezahlt werden.

Recht auf kostenlose Kündigung
Da es sich bei den Tarifanhebungen um einseitige Preisänderungen handelt, haben die Kunden das Recht auf eine kostenlose Vertragskündigung. Im Fall von A1 gibt es zwei mögliche Fälle:

"Der erste Fall betrifft Kunden, die ihren Vertrag vor dem 2.6.2009 abgeschlossen haben. Diese müssen nun laut Telekommunikationsgesetz seitens A1 über diese einseitige Preisänderung informiert werden - mindestens zwei Monate vor der in Kraft tretenden Änderung", erklärt Peter Kolba, Leiter im Bereich Recht beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), im Gespräch mit der FUTUREZONE. Gleichzeitig sei der Mobilfunker dazu verpflichtet, die Kunden darüber zu informieren, dass sie ihren Vertrag in dem Fall gratis kündigen und jegliche vergünstigt erhaltene Hardware behalten können.

"Der zweite Fall betrifft Kunden mit einem neueren Vertrag (ab 2.6.2009): Hier muss darüber informiert werden, dass es zu einer Preisänderung kommt, allerdings haben die Kunden ein Widerspruchsrecht und können sagen, dass sie beim bestehenden Vertrag bleiben wollen", so Kolba.

Das Problem aus Sicht des Rechtsexperten ist, dass die Konsumenten in beiden Fällen zunächst einmal auf diese Änderungen aufmerksam und dann selbst aktiv werden müssen. "Viele bekommen das gar nicht mit oder erst, wenn es zu spät ist", sagt Kolba. Vor allem durch den Trend zu elektronischen Rechnungen, weg von der Papierrechnung, würden solche Bekanntmachungen seitens der Anbieter häufig untergehen. "Die Leute schauen bei Benachrichtigungen per E-Mail oder SMS gerade noch auf die monatlich angefallenen Kosten, AGB-Änderungen oder ähnliches werden meist nicht mehr registiert. Daher plädieren wir auch dafür, nicht auf die Papierrechnung zu verzichten, aus der solche Dinge in der Regel klar hervorgehen."

RTR distanziert sich
Die RTR reagiert indes auf die Beschwerden vieler Kunden seit Bekanntwerden der Tariferhöhungen. "Wir haben seit kurzem viele Anfragen von verärgerten Kunden zu Grundentgelterhöhungen im Mobilfunkbereich", sagt Georg Serentschy, Geschäftsführer der RTR für den Fachbereich Telekommunikation, in einer Aussendung.

Grundsätzlich seien die Mobilfunkanbieter in ihrer Preisgestaltung völlig frei. Die im Oktober 2010 erlassene Verordnung ziele auf Transparenz ab und verlange definitiv keine Erhöhungen der Entgelte. "Wir raten jedenfalls allen betroffenen Kunden, sich bei ihren Betreibern genau zu erkundigen, welche Rechte ihnen aufgrund dieser oben angesprochenen Preisänderungen konkret zustehen", so Serentschy.

Für manche ein Vorteil
Für einige Kunden kann die Integration der 05er-Nummern in ihre Flatrates natürlich auch Vorteile bringen - wer tatsächlich häufig in solche Netze telefoniert, wird mit einer Grundgebühranhebung von zwei bis drei Euro besser aussteigen als mit einer separaten Abrechnung von 05er-Telefonaten.

Mehr zum Thema:

Mobiles Telefonieren wird teurer

(Claudia Zettel)

Link:
RTR
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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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