Assange soll in Botschaft ausspioniert worden sein
„Überall gibt es Kameras. Es ist eine der am meisten überwachten Botschaften weltweit“, sagte Guillaume Long am Mittwoch am Rande einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Es gehöre „viel Glück“ dazu, aus der Botschaft telefonieren zu können, fügte Long hinzu. „Das Internet bricht die ganze Zeit zusammen. Alles wird gehackt.“ Für Julian Assange sei es jeden Tag eine „ganz schön feindliche Umgebung“.
Der Australier Assange hatte sich am 18. Juni 2012 in die diplomatische Vertretung des südamerikanischen Landes begeben, nachdem er in Großbritannien alle Rechtsmittel gegen einen Antrag Schwedens auf seine Auslieferung ausgeschöpft hatte. Seitdem lebt er im Botschaftsgebäude auf beengtem Raum mit Bett, Computer und Balkonzugang.
"Willkürliche Inhaftierung"
Eine UN-Arbeitsgruppe hatte im Februar erklärt, Assanges jahrelanges Botschaftsexil in London sei eine „willkürliche Inhaftierung“. Sollte der 44-jährige Wikileaks-Gründer das Botschaftsgelände verlassen, will ihn die britische Polizei festnehmen und an Schweden überstellen. Dort werden ihm Sexualdelikte aus dem Jahr 2010 zur Last gelegt.
Assange spricht dagegen von „einvernehmlichem Sex“ mit zwei Frauen und weist die Anschuldigungen als politisch motiviert zurück. Er befürchtet, letztlich an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm wegen Geheimnisverrats eine langjährige Haftstrafe und möglicherweise sogar die Todesstrafe droht.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte in den vergangenen Jahren hunderttausende geheime Dokumente, unter anderem über das Vorgehen der US-Streitkräfte bei den Kriegen im Irak und in Afghanistan. Assange zog damit den Zorn der US-Regierung und der Nato auf sich. Wikileaks machte auch eine Reihe von Dokumenten publik, die zeigen, wie der US-Geheimdienst NSA Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere deutsche Minister und mindestens drei französische Präsidenten ausspionierte.