Der ewige Kampf um das freie Netz
Jedes Jahr Anfang Mai trifft sich die Blogging- und Internetszene in Berlin zur re:publica - der wichtigsten deutschsprachigen Konferenz zu Themen wie Netzpolitik, Überwachung und digitale Gesellschaft. In diesem Jahr feiert man zehnjähriges Jubiläum und befindet sich auch ein wenig auf der Suche nach sich selbst.
Einst als kleiner Nischen-Event gestartet, zieht die re:publica heute 8000 Besucher an und wartet Jahr für Jahr mit hochkarätigen Speakern aus aller Welt auf. Der Sprung in die Breite ist den Organisatoren durchaus gelungen, und doch versucht man nun im zehnten Jahr sich ein wenig auf die Anfänge zurück zu besinnen. Dabei wird schnell klar: Es handelt sich um die immer gleichen Themen, die diskutiert werden (müssen).
Nicht Aufgeben
Wie schon Mitbegründer Markus Beckedahl am Montag im Rahmen seines Vortrags anspricht, befindet sich die Netzgemeinde in einer Art Endlosschleife im Kampf für ein freies Internet. „Wir haben Debatten über das offene Internet, die sich ständig wiederholen.“ Seit Jahren sieht sich die Community mit denselben Problemen und Diskussionen konfrontiert - von Vorratsdatenspeicherung und Netzsperren über massenhafte Überwachung und löchrigem Datenschutz bis hin zu Urheberrechtsfragen und Netzneutralität. Die Liste der potenziellen Bedrohungen für die Bürgerrechte im Internet ist lang. Und sobald an einer Stelle Erfolge gegen problematische Abkommen erzielt werden, tauchen sie in ähnlicher Form woanders wieder auf, so Beckedahl.
Und so müssen sich auch die Blogger und Aktivisten, die für Bürgerrechte im Netz kämpfen, den immer gleichen Fragen stellen. Das Problem dabei: Trotz aller Bemühungen, optimistisch zu bleiben und nicht aufzugeben, scheint man die passenden Antworten einfach nicht zu finden. Die Übermacht an bedrohlichen Szenarien und ernüchternden Rückschlägen in den vergangenen Jahren ist groß und doch schwört man sich gegenseitig darauf ein: Nicht Aufgeben.
Neues Unternehmertum
So tönt es dann auch von den großen „Internetauskennern“ wie Sascha Lobo, der in seiner typisch unterhaltsamen und sarkastischen Art bei seiner traditionellen re:publica-Brandrede ein Mantra artiges „Trotzdem“ in den Fokus stellt. Ja, man ist sich bewusst, der Kampf für die freie digitale Gesellschaft, in der die Bürgerrechte gewahrt und geschützt werden, er ist mühsam, er ist geradezu aussichtslos. Aber sich einfach ergeben, das geht eben doch nicht. So schwankt auch Lobo in seiner Rede in diesem Jahr etwas verloren und ohne wirklichen roten Faden zwischen zynischer Selbstreflektion und Stimmung machen für eine bessere Zukunft.
Lobo wünscht sich am Ende ein neues Unternehmertum, ein Unternehmertum das von den Aktivisten ausgeht. Damit sollen sie die Gesellschaft und den Fortschritt nach ihren Vorstellungen mitgestalten, sich nicht bloß auf verbale Kritikebene zurückziehen. Ob dieser Wunsch Gehör finden wird, ist allerdings fraglich.