Netzpolitik

Die Kirche auf Facebook-Mission

Das Internetzeitalter macht auch vor den heiligen Hallen der Katholischen Kirche nicht Halt. Gerade angesichts der massiven Austrittswelle 2010 muss sich die Institution die Frage stellen, wie die junge Generation in Zukunft erreicht werden kann. Kommunikation im Netz liegt dabei auf der Hand. Schüchterne Versuche gibt es bereits - etwa die Facebook-Applikation des Vatikan und den YouTube-Kanal des Papstes. Mit Pope2You startete bereits 2009 eine Internetplattform des Vatikan, die sich speziell an junge Katholiken richtet. Die Seite - verfügbar in fünf Sprachen, darunter auch Deutsch - verlinkt auf den YouTube-Kanal des Papstes ebenso wie auf eine eigene Facebook-Anwendung.

Mittlerweile werden sogar iPhone- und iPad-Apps angeboten. Auf Twitter ist der Vatikan ebenfalls mit eigenen Accounts in verschiedenen Sprachen vertreten: Auf Englisch können Nachrichten unter @news_va_en abonniert werden, derzeit folgen etwas mehr als 6.800 Menschen dem Twitter-Konto.

Zögerliche Schritte ins Netz
"Facebook, Twitter und Co. sind Kommunikationsformen, die erst sehr langsam ins Bewusstsein der kirchlichen Kommunikationsverantwortlichen gedrungen sind", sagt Henning Klingen, zuständiger Redakteur für das Webportal der Katholischen Kirche in Österreich, Katholisch.at, und Leiter bundesweiter Projektwebseiten, im FUTUREZONE-Gespräch. Aber es gebe inzwischen österreichweit bereits einige Angebote im Social Web. So sind sowohl Katholisch.at als auch die katholische Presseagentur Kathpress inzwischen auf Twitter aktiv.

"Außerdem betreibt Kathpress eine Facebook-Seite, auf der nicht nur - wie sonst oft bei Firmen-Seiten üblich - Inhalte automatisiert eingespeist werden, sondern auf aktuelle Angebote verwiesen wird", so Klingen. Generell liege es in der Verantwortung jeder einzelnen Diözese, eigene regionale Angebote im Web 2.0 zu machen.

Meist beschränken sich die Pfarren bisher noch auf eine einfache Webseite, Aktivitäten in sozialen Netzwerken lassen noch weitgehend auf sich warten. Glaubt man Klingen, so soll sich das künftig ändern. "Wir arbeiten derzeit auch für Katholisch.at an einem gänzlich neuen Konzept. Bald sollen auf der Seite Web-2.0-Funktionen integriert werden."

Kritische Haltung in Rom
Auch wenn sich viele Kirchenvertreter inzwischenum ihre Schäfchen im Internet bemühen, die offizielle Haltung aus Rom bleibt weiter kritisch. Erst im April vergangenen Jahres warnte der Papst selbst vor dem Netz, denn "durch den anhaltenden Prozess der Konzentration der Medien bestehe unter anderem die Gefahr einer Konformität der Gedanken". Das sei jedoch nicht generell eine Warnung vor dem Internet gewesen, räumt Klingen ein: "Der Papst hat vor neuen Gräben, die aus Oberflächlichkeit und Entfremdung im persönlichen Umgang resultieren können, gewarnt. Der Mensch als personales Wesen müsse auch in der Netzkommunikation im Fokus bleiben."

Community
Abseits der offiziellen Kirchenauftritte im Web finden sich viele Facebook-Gruppen und Fanseiten, die von Katholiken selbst ins Leben gerufen wurden, und bestätigen: Ein Bedarf nach Kommunikation 2.0 ist bei den Gläubigen vorhanden. Auch im mobilen Web ist Religion ein starkes Thema: Für das iPhone gibt es knapp 90 verschiedene Bibel-Apps auf Deutsch. Bei Microsofts neuem Handy-Betriebssystem Windows Phone 7 zählen Bibel-Applikationen (etwa zwei Dutzend) mit zu den bisher am stärksten vertretenen Anwendungen.

Selbst christliche "Dienstleistungen" wie die Seelsorge verlagern sich ins Netz - wenngleich erst spärlich. In Österreich bietet der Salzburger Pfarrer Georg Hager seit Jahren eine Internetseelsorge an: Er betreut Hilfesuchende per eMail. In Deutschland wurde kürzlich seitens Kirchenvertretern der Ruf nach einer "Facebook-Seelsorge" laut. "Das kann aber nur eine Ergänzung sein und persönliche Kommunikation nie ersetzen", ist Klingen überzeugt.

(Claudia Zettel)


Christliche Einladung: Die Ansprache über soziale Netzwerke wie Facebook ist in Zukunft vielleicht das, was heute noch das Glockenläuten zur Messe ist
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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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