Online-Striptease in Nachbars Garten
IP-Überwachungssysteme - auch bekannt als Netzwerkkameras - finden zunehmend bei Privatpersonen Anklang, weil sie im Vergleich zu analogen Überwachungskameras einfacher zu handhaben und kostengünstiger sind. Die Kameras geben ihre Bilder über IP-Adressen weiter und streamen direkt ins Netz.
Da viele Anwender vergessen, ihre Überwachungssysteme adäquat zu schützen, also beispielsweise Passwörter zu verwenden, sind die übertragenen Videos online für alle Welt mitzuverfolgen. Denn es erfordert keine besonderen technischen Kenntnisse, Zugriff auf die Überwachungsvideos zu erlangen. Alles, was man wissen muss, ist, wie man auf Google richtig nach den ungesicherten Kameras sucht. Dann eröffnet sich per Mausklick der Blick in Nachbars Garten, in private Hinterhöfe oder gar mitten in ein fremdes Wohnzimmer.
Kinderleichtes Aufspüren
Ungesicherte Kameras zu finden, ist tatsächlich einfach, wenn man die richtigen Suchbefehle nutzt. Zwar führen allgemeine Anfragen zu bestimmten Kameramodellen - bekannte Hersteller sind Axis oder Mobotix - meist nicht direkt zum Ziel: Google zeigt in dem Fall hauptsächlich Seiten mit technischen Beschreibungen oder Firmenwebseiten an. Wer allerdings die Kameranamen mit erweiterten Suchtermini wie "inurl", "in"title"" oder "intext" paart, wird schnell belohnt. So liefert etwa die Suche "in"title": "Live View / - AXIS 206M,"" drei Ergebnisseiten mit Links auf ungesicherte Webcams, die aktuell online und einsehbar sind.
"Über einfache Suchwörter lassen sich IP Kameras im Internet finden und das Videomaterial auch aufzeichnen. Dazu ist nicht einmal Fachwissen notwendig. Mit steigender Anzahl von IP-Kameras wird das natürlich auch in Österreich Thema", sagt Christian Jeitler vom Datenschutzverein quintessenz im Gespräch mit der FUTUREZONE. Und tatsächlich findet man mit den richtigen Suchbegriffen nicht nur Unmengen an ungesicherten Kameras aus aller Welt, sondern auch aus Österreich.
Ungesicherte Cams auch in Österreich
Sucht man auf Google beispielsweise konkret nach "inurl:/view.shtml" und wählt dann "Seiten aus Österreich", werden fünf Seiten an Ergebnissen aufgelistet, die zu diversen ungesicherten Cams aus Österreich verlinken: Sei es der Blick auf den Gasthof in einem kleinen Bergdorf, der auf eine Schule, einen Bauernhof oder der Blick in einen Wiener Hinterhof. Auch Innen-Überwachung wie hier in einem Radgeschäft findet man.
Selbst Passwort-geschützte IP-Kameras sind nicht automatisch vor den Augen der Onlinewelt geschützt. "Vom Aufwand her ist das Hacken einer solchen Cam mit einem Internet-Router oder WLAN-Access-Point vergleichbar", sagt Jeitler. Einerseits sei der Username für das Webinterface meist vorgegeben, eine Erkennung von Einbruchsversuchen via Probieren von Passwörtern allerdings kaum vorhanden. "Andererseits vergessen Anwender aber oft, das Standardpasswort zu ändern und spielen selten Security-Updates auf diesen öffentlich erreichbaren Geräten ein."
Eigene Webseiten und Blogs
Das Auffinden der Überwachungsvideos im Netz ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Es haben sich bereits richtige Online-Communitys gebildet, die die Suchtricks beherrschen und die Ergebnisse auf eigenen Webseiten zusammentragen. So kann auf manchen Seiten sogar bequem nach Themen und Ländern sortiert und punktgenau gesucht werden. Darüber hinaus gibt es auf zahlreichen Blogs lange Listen zu den richtigen, gängigsten Suchbefehlen.
Meistens illegal
Das Installieren der Kameras erfolgt in der Regel nicht auf legalem Weg. Nach österreichischem Recht müssen Überwachungssysteme bei der Datenschutzkommission gemeldet werden, gibt Jeitler zu bedenken. "Einfach mal so eine Kamera aufzustellen, ist klar verboten. Die geringe Anzahl an bei der Datenschutzkommission registrierten Kameras - aktuelle Schätzungen gehen von ungefähr zehn Prozent aus - spricht aber eine gänzlich andere Sprache", so der Datenschutzexperte.
Außerdem könne auch die Polizei auf private Überwachungskameras zugreifen. Die Kameras der heimischen Polizei selbst zeichnen laut Jeitler entweder auf, oder sind direkt mit Zentralen verbunden. Sie sind im Regelfall nicht öffentlich erreichbar.
Internet Eyes: Bürger bespitzeln Bürger
(Claudia Zettel)
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in"title":Axis 2400 video server
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