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Aufregung um U2-Zwang für Apple-Kunden

Die irische Band U2 hat völlig überraschend ein neues Album herausgebracht - und viele reden nicht über die Musik, sondern über einen streitbaren Deal mit Apple. Denn der Konzern schenkte "Songs of Innocence" nicht einfach nur einer halben Milliarde seiner Kunden, sondern platzierte es auch noch ungefragt in ihren Mediatheken, egal ob sie U2 überhaupt mögen oder nicht. Bei vielen Kunden hinterließ die Zwangsbeglückung einen fahlen Beigeschmack. "Ein Geschenk, das an der Haustür liegt, ist eine Sache. Ein Geschenk, das man im Haus hinterlässt, nachdem man sich selbst Zutritt verschafft hat, etwas ganz anderes", fasste das amerikanische Technologieblog "Recode" die Stimmung zusammen. Das Internet wolle deshalb gern wissen, wo es das Apple-Präsent zurückgeben kann.

Ein solcher Direktvertrieb wirkt auf den ersten Blick wie ein Traum für jeden Musiker: Man muss nicht mehr um die Hörer werben, sie wachen einfach mit dem Album auf ihren Geräten auf. Doch die Rock-Veteranen von U2 müssen jetzt auch feststellen, dass sie ihr jüngstes Werk untrennbar mit der Aktion und Apple verknüpft haben. Abgesehen davon, dass die Musik in den Hintergrund gerückt ist, färben die negativen Reaktionen vielleicht auch auf die Wahrnehmung der Songs ab? "Songs of Innocence" klingt ein wenig so, als habe die Band sich nach über 30 Jahren im Geschäft viel Mühe gegeben, allen 500 Millionen Apple-Kunden zu gefallen. Für alte Fans gibt es die typischen Gitarren-Riffs, für jüngere Hörer wurden von angesagten Produzenten elektronische Klänge eingeflochten - und das alles in einem satten Hochglanz-Sound.

Belangloses Album?

"Geschenkt ist noch zu teuer: Wer das neue Album der Pop-Superstars U2 in seiner iTunes-Mediathek findet, kann es ungehört löschen", urteilte der "Musikexpress". In der Online-Rezension des deutschen Pop-Musikfachblattes hieß es weiter: "Dass U2 ein weiteres belangloses Album aufgenommen haben, wäre nicht so schlimm. Der wahre Affront besteht darin, dass wir ihre 'Songs Of Innocence' in den nächsten Monaten nicht nur übers Radio um die Ohren gehauen bekommen werden, sondern dass sie sich auf perfide Art und Weise auf unsere Festplatten geschlichen haben."

Trotz der gewaltigen Zahl von 500 Millionen potenzieller Hörer wird "Songs of Innocence" zunächst kein Chartstürmer sein: Bis Mitte Oktober wird das Album nur an Apple-Kunden verschenkt und soll deshalb nicht berücksichtigt werden. Damit andere Anbieter danach auch noch das neue U2-Werk verkaufen können, bekommen sie vom Musikkonzern Universal eine ausgebaute Version mit mehreren Live-Songs. Zugleich machten sich einige in der Musikbranche Sorgen, dass der Präzedenzfall den Wert von Musik in den Augen der Käufer schmälern könnte. "Ich bin mir nicht sicher, dass diese Gratis-Aktion gut für das Geschäft ist", sagte ein ranghoher Manager dem Fachblatt "Billboard".

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