Hands-On mit Nintendos neuer Konsole Wii U
Nintendos Fokus bei der Wii U liegt komplett auf dem Controller. Die eigentliche Konsole wurde so dezent wie möglich gestaltet. Sie hat in etwa die Größe einer Wii, aber mit abgerundeten Kanten. Die dezente Konsole reiht sich so unauffällig in der Wohnzimmer-Landschaft ein. Wie schon bei der Wii wird eine Sensorleiste benötigt, die über oder unter dem Flat-TV angebracht wird. Die Wii U nutzt ein eigenes Disc-Format. Eine Disc soll bis zu 25GB Speicherplatz bieten. Die Konsole ist aber nicht kompatibel zu Blu-rays und kann auch nicht als Blu-ray-Player eingesetzt werden.
Der Controller
Trotz der Tablet-ähnlichen Form liegt der Controller der Wii U überraschend gut in der Hand. An der Rückseite befindet sich ein Buckel, der für den stabilen und angenehmen Halt sorgt. Das Gewicht ist ebenfalls geringer, als das Aussehen vermuten lässt. Die zwei Analogsticks sind Circle-Pads, ähnlich wie beim Nintendo 3DS. Im Gegensatz zur den Controllern der Xbox360 und PS3 wird nicht ein Stick bewegt, sondern ein flache Platte in die gewünschte Richtung geschoben. Diese ist größer als beim 3DS und erlaubt eine präzise Steuerung. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Positionierung der zwei Schultertasten auf der jeweils linken und rechten Seite. Ruhen die Zeigefinger auf den Trigger-Tasten, die sich an der Gehäuserückseite befinden, ist der Weg zum Umgreifen auf die Schultertasten an der Gehäuseoberseite länger als bei der Xbox360 und PS3. Lässt man die Mittelfinger auf den Trigger- und die Zeigefinger auf den Schultertasten ist das nicht sehr bequem.
Das Display
Der 6,2-Zoll-Touchscreen kann entweder mit den Fingern oder einem Stylus benutzt werden. Letzterer ist im Controller verstaut. Im Gegensatz zum Nintendo DSi ist weniger Druck für die Touch-Eingabe möglich, was auch für präzisere Eingaben sorgt. Zwischen Glas und Display ist ein größerer Abstand als bei aktuellen Smartphones. Das fällt aber nur negativ auf, wenn der Betrachtungswinkel nicht optimal oder das Display verschmutzt ist. Über die Auflösung wollte sich noch Nintendo auf Nachfrage der futurezone nicht äußern, da die Hardware noch nicht finalisiert sei. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie 1024 x 576 Pixel oder weniger betragen wird. Multitouch wird es nicht unterstützen.
Die Spiele
Vollwertige Spiele, die die ganze Rechenpower von Wii U nutzen, gab es noch nicht zu sehen. Stattdessen war es möglich einige Mini-Games und Tech-Demos auszuprobieren, die die Möglichkeiten der neuen Konsole demonstrieren.
Die grafischen Fähigkeiten wurden mit einer Szene in einem japanischen Garten und einem Kampf von Link aus Legend of Zelda gegen eine Riesenspinne demonstriert. Beide sahen durchaus gut aus und gerieten trotz manuellen Kameraschwenks nicht ins Stocken. Die Qualität erinnert an aktuelle Xbox360-Spiele. Bei der Link-Demo konnte der fließende Wechsel von Flat-TV auf das Controller-Display getestet werden. Ist das Hauptbild am Flat-TV, zeigt der Touchscreen eine Karte. Wurde die Wechsel-Schaltfläche am Touchscreen gedrückt, dauerte es nur knapp eine Sekunde, bis das Hauptspiel am Controller zu sehen war und die Karte am Flat-TV dargestellt wurde.
Bei Super Mario Brothers Mii lief das Jump and Run gleichzeitig auf dem Flat-TV und auf dem Controller-Display. Zoomte die Kamera weit hinaus, war die Spielfigur auf dem Controller-Display kaum noch zu erkennen. Das lässt vermuten, dass nicht jedes Spiel dazu geeignet sein wird, es auf dem Controller-Display zu spielen. Es sei denn die Entwickler würden ihre Games extra dafür anpassen, dass, wenn vom Flat-TV auf den Controller gewechselt wird, nicht genau dasselbe gezeigt wird, sondern etwa die Kamera weniger weit hinauszoomt oder die Schritgröße der Dialoge angepasst wird, damit sie noch auf dem Touchscreen lesbar sind.
Multiplayer
Besonders viel Spaß machten die Multiplayer-Demonstrationen Chase Mii und Shoot Mii. Bei Chase Mii teilen sich vier Spieler mit Wiimotes den Flat-TV und müssen Spieler Nummer 5 jagen. Sie sehen das Geschehen aus der Third-Person-View. Der fünfte Spieler hat den Wii-U-Controller, auf dessen Display er die Jäger auf einer Übersichtskarte sieht und seine Spielfigur aus der Vogelperspektive steuert. Das behebt das alte Spitscreen-Problem, bei dem man schummeln konnte, indem man einfach auf den Teil des Fernsehers der Gegner schaut und so weiß, wo sich diese befinden. Chase Mii machte viel Spaß, besonders als Gejagter. Die futurezone schaffte es übrigens erfolgreich die internationalen Kollegen abzuhängen.
Shoot Mii ist ein Shooter, bei denen zwei Spieler am Boden zusammen versuchen, dass Raumschiff von Spieler Drei abzuschießen und umgekehrt. Die zwei Spieler teilen sich den großen Flat-TV, der dritte Spieler sieht das Geschehen auf dem Display des Controllers. Durch das Schwenken des bewegungsempfindlichen Controllers wurde gezielt, was in der Verbindung mit dem Steuern mit den beiden Circle-Pads gleichzeitig (links für die Flugrichtung, rechts für die Höhe) etwas Übung erforderte. Dennoch machte es deutlich mehr Spaß als mit den normalen Wii-Controllern - und auch hier gab es einen weiteren Sieg für die futurezone.
Blocken und Zeichen
Bei Shield Pose mussten im Rhythmus zur Musik Pfeile von Piraten abgewehrt werden, indem der Controller aus der gesenkten Pose vor das Gesicht, nach oben, links oder rechts gehalten wurde. Das Display zeigte, ähnlich wie bei Augmented Reality Apps, je nachdem in welche Richtung der Controller gehalten wurde, den korrekten Bildausschnitt der virtuellen Welt. Schon der Nintendo 3DS unterstützt dieses Feature, etwa beim U-Boot-Spiel Steel Diver.
Das Zeichen-Spiel demonstrierte schließlich die Präzision des Touchscreens. Zwei Spieler konnten abwechselnd gegeneinander antreten und mussten etwa einen Kreis mit einem bestimmten Radius malen oder eine Linie mit einer Länge von 30cm. Das Malen ist zwar nicht ganz so präzise wie bei einem Grafik-Tablett aber für eine Videospielekonsole durchaus in Ordnung.
Ersteindruck
Obwohl der Controller optisch Plastikbomber-Charme versprüht, fühlt er sich überraschend gut in den Händen an. Besonders die neuen Multiplayer-Modi sind interessant. Dies wird wahrscheinlich kaum mit grafisch aufwendigeren Spielen möglich sein, da die Konsole ja nicht nur die Bilder für vier Spieler am Flat-TV, sondern auch für den Spieler am Controller berechnen muss. Deshalb sahen wohl Shoot Mii und Chase Mii auch nur wie normale Wii-Spiele aus – jedoch mit einer schärferen Darstellung. Auch wenn zukünftig grafisch aufwendige Core-Titel, von Tekken über Assassins Creed bis Battlefield, für die Wii U erscheinen werden, stellt sich die Frage, ob der zusätzliche Touchscreen wirklich Vorteile in diesen Games bietet oder nur eine Spielerei sein wird. Auch die Möglichkeit das Spiel vom Flat-TV direkt auf das Controller-Display zu übertragen ist zwar nett, aber wirklich genießen kann man ein aufwendiges Spiel eher auf dem Flat-TV mit Surround-Anlage, als auf einem 6,2-Zoll-Display mit im Controller eingebauten Lautsprechern oder angesteckten Kopfhörern.
Außerdem stellt sich die Frage der die Reichweite des Streamings. Auch die Akku-Kapazität ist ein Knackpunkt. Ist der Akku zu schnell leer, ist das semi-portable Spielvergnügen hinfällig. Zur Kapazität machte Nintendo noch keine Angaben und das leichte Gewicht des Controllers könnte sich dadurch erklären, dass bisher noch kein Akku in den Vorführ-Controllern eingebaut war. Diese waren auf der E3 fest verkabelt, um die Stromversorgung zu sichern.