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Im Test: Das iPad als Teleprompter

Barack Obama spricht nie ohne, wenn er sich an das amerikanische Volk wendet. Die wichtigsten CEOs der Welt treten mit ihren Ankündigungen nur vor die internationale Presse, wenn einer vorhanden ist. Und die meisten Fernseh-Moderatoren könnten wohl ihre Arbeit nicht verrichten, wenn sie darauf verzichten müssen. Die Rede ist vom Prompter. Die simple Idee: ablesen statt auswendig lernen. Teleprompter werden üblicherweise in drei Ausführungen eingesetzt. Bei Ansprachen von Politikern werden häufig leicht getönte Glasscheiben eingesetzt, die den Text von am Boden liegenden Bildschirmen reflektieren. Im TV-Bereich wird ein halbdurchlässiger Spiegel vor der Kameralinse positioniert, auf dem ebenfalls der Text von einem darunter montierten Display reflektiert wird. Bei Vorträgen vor großem Publikum, etwa bei einer Pressekonferenz eines Elektronikherstellers oder einer Keynote, wir meist ohne Spiegel und Reflektoren gearbeitet. Bildschirme oder Leinwände über dem Publikum oder an den Saalrändern zeigen den Text.

iPad als Rednerhilfe
Auch das iPad kann mit entsprechenden Apps in so eine Rednerhilfe umgewandelt werden. Zwar könnte man auch einen echten Teleprompter erwerben (Einsteiger-Versionen gibt es ab 700 US-Dollar), diese sind aber entweder teuer, nicht portabel oder lassen sich aufgrund von Form und Größe nicht für Vorträge einsetzen. Das iPad 2 ist bereits ab 479 Euro erhältlich und aufgrund des Touchscreens sogar einfacher zu bedienen als ein echter Prompter. Jedoch gibt es zwei wesentliche Nachteile: die Montage und das spiegelnde Display.

Steht bei Ansprachen, Vorträgen und Reden ein Pult, oder Tisch zur Verfügung, lässt sich das Montage-Problem mit dem iPad 2 Smart Cover lösen. In der flacheren Position ist es relativ unauffällig, zwingt jedoch den Blick relativ weit nach unten zu richten. Die höhere Position bringt das iPad 2 fast auf einen 90-Grad-Winkel. Dadurch senkt sich der Blick beim Ablesen weniger stark nach unten. Jedoch muss das iPad 2 gut 50 bis 60 Zentimeter vom Redner entfernt stehen und die obere Bildschirmkante sollte etwa auf Brusthöhe sein, um gut ablesen zu können.

Montage bei Drehs
Bei Videodrehs ist das Problem der Montage noch größer. Auch hier gibt es wieder Speziallösungen, die das Bild des Tablets auf einen halbtransparenten Spiegel vor der Kameralinse darstellen. Diese kosten aber, bis auf wenige Ausnahmen, 500 US-Dollar und mehr. Günstiger sind so genannte „Brackets“. Diese Halterungen ermöglichen, je nach Modell, das iPad 2 auf einem separaten Kamera-Stativ zu montieren. Hobby-Filmer haben auch günstigere Methoden gefunden. Bei einer Do-It-Youself-Lösung wird beispielsweise das iPad 2 mit einem alten Gürtel unter die Kameralinse gehängt. Egal ob professionelle Stativ-Halterung oder selbst gebastelt: Das iPad 2 sollte möglichst nahe an der Kameralinse sein, damit der Blick des Moderators möglichst wenig nach unten oder zur Seite geht. Besonders bei FullHD-Aufnahmen sollte man auf Portrait/Großaufnahmen eher verzichten, da es hier besonders stark auffällt, wenn der Moderator nicht direkt in die Kamera schaut.

Spiegelung am Display
Problem Nummer zwei ist die Spiegelung des iPads. In Innenräumen lässt sich das durch eine geschickte Positionierung meist vermeiden. Vor der Rede oder dem Vortrag sollte man möglichst mit den Lichtquellen (welche Lampen sind eingeschaltet, ist ein Beamer aktiv, werden Vorhänge oder Jalousien geschlossen, etc.) Probestehen. Bei Außendrehs ist das Problem geringer, als man annehmen möchte: Da man sowieso nicht mit der Sonne im Rücken filmt (Sonne direkt hinter Moderator = Lichtprobleme, Sonne direkt hinter Kamera = Moderator kneift die Augen zusammen), halten sich die Spiegelungen in Grenzen. Dennoch sollte man das Display putzen, die Helligkeit auf Maximum stellen und WLAN, 3G und Geo-Services abschalten, um die Akku-Laufzeit zu erhöhen. Findige Filmer können auch hier wieder in die Bastelkiste greifen und etwa aus Karton eine dreiseitige Box rund um das iPad 2 bauen, die den direkten Lichteinfall auf das Display verhindert.

Die Apps
Die futurezone hat fünf Apps getestet, die das iPad 2 zum Prompter machen. Worauf bei der Wahl der richtigen App zu achten ist: Wie bekommt man den Text/das Script in die App, können Hintergrundfarbe, Schrift und Scroll-Geschwindigkeit justiert werden und wie gut funktioniert die Bedienung.

Teleprompt+
Teleprompt+
ist mit 11,99 Euro die teuerste App im Test, bietet aber auch die meisten Features. Die Scroll-Geschwindigkeit kann vor dem Starten des Textes festgelegt, aber auch während der Text abläuft verändert werden. Ein Timer zeigt an, wie lange es noch dauert, bis der Text zu Ende ist. Leider passt sich der Timer nicht an, wenn während des laufenden Textes manuell gescrollt oder die Scroll-Geschwindigkeit verändert wird. Dennoch ist es eine gute Orientierungshilfe. Vor dem Start des Textes kann ein Countdown eingestellt werden. Es können sowohl Schriftart, Schriftgröße als auch Schrift- und Hintergrundfarbe eingestellt werden. Der Text lässt sich spiegeln, um das iPad 2 mit Teleprompter-Hardware zu verwenden. Ein kleines Manko: Die Onscreen-Tasten zur Bedienung der App während der Text abläuft, sind etwas klein geraten.

Zu dem scrollenden Text können drei Arten von Guides (Pfeil, hervorgehobene Zeile oder beides) eingeblendet werden, die helfen, die Linie zu halten. Auch die Größe des Guides kann geändert werden. Auf Wunsch kann die Rede als Audio-File oder mit der Front-Kamera des iPad 2 als Video aufgezeichnet werden. Das hilft beim Proben und auch bei Verbesserungen

Teleprompt+ bietet mehrere Fernsteuerungsmethoden. Wird das iPad 2 an einen externen Monitor oder Projektor angeschlossen um den Text anzuzeigen, kann das Tablet als Fernbedienung genutzt werden. Das Tablet kann aber auch mit einem iPhone oder iPod Touch ferngesteuert werden, oder mit einer Bluetooth-Tastatur oder einem Bluetooth-Fußpedal. Bei echten Prompter ist das Fußpedal eine beliebte Steuerungsmethode, da der Redner die Hände für die Gestik frei hat. Im Text können zudem Cue Points eingefügt werden, zu denen man vor und zurückspringen kann.

Die Texte kann man entweder direkt in der App erstellen, als txt-Datei über iTunes importieren. Es können auch txt-Dateien eingefügt und synchronisiert werden, die sich auf einem Dropbox-Konto befinden. Auch Text-Dokumente von Google Docs lassen sich direkt öffnen. Für letztere muss man der Ersteller der Dokumente sein. Texte, die andere für einen frei gegeben haben, lassen sich nicht in die App laden. Microsoft-Word-Dokumente können nicht direkt übernommen werden. Das kann umgangenen werden, indem man den Text aus dem Word-Dokument in ein E-Mail überträgt, dieses dann am iPad öffnet und per Copy-Paste in die App lädt. Das funktioniert auch, wenn das Word-Dokument am iPad in „Pages“ geöffnet wird.

ProPrompter
Bei der App ProPrompter (7,99 Euro) können ebenfalls Schriftart, Schriftgröße, Farbe und Hintergrundfarbe, sowie Scoll-Geschwindigkeit eingestellt werden. Ein Countdown vor dem Start ist ebenfalls möglich. Der Text kann gespiegelt und auf Wunsch nur in Großbuchstaben angezeigt werden. Als Indikator ist nur die hervorgehobene Zeile wählbar. Während der Text abläuft, sind Einstellungen nur über Gesten möglich. Mit Wischbewegungen nach oben und unten wird die Scroll-Geschwindigkeit justiert, mit Wischern nach links oder rechts zu Cue Points gesprungen. In der Praxis ist das keine gelungene Lösung. Man muss recht oft nach oben oder unten wischen, um die Geschwindigkeit merklich zu ändern und der Text kann nicht manuell nach unten oder oben gescrollt werden. Hat man keine Cue Points gesetzt und etwa bei einer Zwischenfrage nicht rechtzeitig den Bildschirm berührt um den Textfluss zu stoppen, kann man nicht mehr zur gewünschten Textpassage scrollen. Zudem schließt eine doppelte Berührung das Script. Kommt man also unabsichtlich einmal zuviel an, wird der Text nicht pausiert, sondern komplett geschlossen.

Um Texte in die App einzufügen, nutzt man entweder Copy-Paste mit den integrierten Text-Editor oder den Web-Service des Herstellers, für den man ein eigenes Konto anlegen muss. Als externe Fernbedienung können Apple-Geräte genutzt werden, auf denen die ProPrompter-App installiert ist.

Prompster Pro
Diese App kostet ebenfalls 7,99 Euro und ist nur für Reden ausgelegt. Es können lediglich Schriftart, Schriftgröße und Scroll-Geschwindigkeit justiert werden. Schrift- und Hintergrundfarbe ist nicht einstellbar. Im laufenden Text kann eine Linie nach oben verschoben werden, damit nur ein Teil des Textes angezeigt wird. Diese Linie nimmt aber, zusammen mit der fixen oberen und unteren Bedienleiste im Holz-Look, relativ viel Platz ein, wodurch weniger Text am iPad zu sehen ist. Dafür lässt sich der Text zumindest manuell scrollen. Die Rede kann außerdem als Audio-Datei aufgenommen werden.

PrompterPal
Der PrompterPal (3,99 Euro) bietet so ziemlich alles, was man von einer Teleprompter App erwartet. Die Darstellung kann umfangreich editiert werden: Schriftart, Schriftgröße, Farbe, Hintergrundfarbe, Textausrichtung, Größe, Farbe und Transparenz des Guides (hervorgehobene Linie), Countdown, Scroll-Geschwindigkeit und Text-Spiegelung. Titel-Leiste des Textes und der Controller (Play, Vor- und Zurückspulen) können oben oder unten eingeblendet oder ganz deaktiviert werden. Ein Timer mit einer vorher eingestellten Zeit lässt sich ebenfalls einblenden, auch externe Monitore und eine Fernsteuerung über ein Bluetooth-Keyboard oder ein zweites iPad werden unterstützt. Texte werden per Editor selbst erstellt, mit Copy-Paste eingefügt oder können als txt-Dateien über iTunes geladen werden.

Weniger gelungen ist die Bedienoberfläche. Die zahlreichen Optionen überfordern anfangs. Es fehlt auch das Setzen von Cue Points und die Möglichkeit die Scroll-Geschwindigkeit während der Text abläuft zu ändern. Die Vor- und Zurückspultasten sind eigentlich unnötig, da man ohnehin manuell mit Fingerwischern den Text zur gewünschten Position scrollen kann.

Prompterous HD
Um 1,59 Euro ist Prompterious HD die günstige Prompter-App im Test. Sie ist auch die Einzige die direkt Word-Dokumente, PDFs und OpenOffice-Textdokumente unterstützt. Dieser können entweder über iTunes in die App geladen werden oder per E-Mail an die App geschickt werden. Beim E-Mail-Transfer werden aber die Formatierungen (Absätze und Leerzeilen) nicht übernommen, weshalb die Texte bevorzugt per iTunes oder Copy-Paste in die App eingefügt werden sollten.

Das Menü ist sehr übersichtlich und verständlich. Es können Schriftart, Schriftgröße Farbe und Hintergrundfarbe, sowie Textausrichtung und drei verschiedene Zeilenabstände gewählt werden. Ein Timer, der die abgelaufene Zeit zeigt, ist einblendbar. Der Text kann auch gespiegelt werden. Die Scroll-Geschwindigkeit ist in den Optionen oder direkt beim Text Prompting justierbar. Nicht einstellbar ist der Guide. Der Pfeil stört zwar weniger, jedoch wird gleichzeitig nur die Zeile, bei der gerade der Pfeil steht in der richtigen Textfarbe angezeigt. Der Rest wird ausgegraut. Das irritiert beim Ablesen, wenn man etwa eine Spur langsamer oder schneller liest, als der Text scrollt.

Android
Auch für Android-Tablets gibt es einige Prompter-Apps. Teleprompter (Lite) ist kostenlos und bietet die Möglichkeit die Schriftart, Größe (nur bis Größe 72) und Scroll-Geschwindigkeit einzustellen. Während des Textflusses kann die Scroll-Geschwindigkeit mit den Tasten für die Lautstärke-Regelung justiert werden. Ein manuelles Scrollen durch den Text ist möglich, Spiegelung ebenfalls. Der Text kann nur Schwarz auf Weiß oder Weiß auf Schwarz angezeigt werden, die Farben sind nicht frei wählbar. Um Text zu laden kopiert man einfach txt-Dateien vom Computer auf das Tablet. In der kostenpflichtigen Version (2,21 Euro) können zusätzlich Cue Points gesetzt werden und kabelgebundene Fernbedienung verwendet werden. Mit Promspter (3,50 Euro) gibt es eine Android-Version von Promspter Pro, die allerdings genauso wenig praktikabel wie die iPad-Variante ist.

Fazit
Ein Prompter kann Filmdrehs und Reden deutlich erleichtern, ist aber kein Allheilmittel. Vor der Rede oder dem Dreh sollte mehrmals mit dem Prompter geübt werden. Denn nur allzu leicht wird man dazu verführt, nur noch abzulesen und nicht den Blick ins Publikum oder in die Kameralinse zu richten.

Soll das iPad 2 hauptsächlich für Videodrehs eingesetzt werden, reicht der PrompterPal durchaus aus. Will man damit auch Reden vor Live-Publikum abhalten, empfiehlt sich die Investition in die teurere Teleprompt+ App.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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