Incredible S im Test: Schnell mit Schönheitsfehlern
HTC setzt mit dem „Incredible S“ (539 Euro) auf ein Remake eines Smartphones, das vergangenes Jahr exklusiv beim US-Betreiber Verizon erhältlich war. Was das „unglaubliche“ am Incredible S sein soll, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Das Datenblatt zeigt keine Highlights, es gibt keinen Dual-Core-Prozessor, besonders dünn ist es auch nicht und noch dazu ist Android 2.2 anstatt der aktuellen Variante 2.3 installiert.
Auch die Fassade, hinter der ja bekanntlich mehr stecken kann, ist im Ersteindruck wenig spektakulär. Die vier Softtouch-Tasten beherrschen jedoch einen Trick. Dreht man das Handy um 90 Grad in den horizontalen Modus, drehen sich auch die Tasten-Symbole mit. Die nette, wenn auch wenig nützliche, Spielerei funktioniert nur nach links – wird das Smartphone nach rechts geschwenkt, verharren die Symbole in der vertikalen Stellung.
Display und Handhabung
Ein Novum für HTC ist die Display-Größe – 4-Zoll-Bildschirmdiagonale (800x480 Pixel) gab es bisher noch nicht bei Android-Geräten des taiwanesischen Herstellers. Diese Größe harmoniert beim Incredible S hervorragend mit der Super-LCD-Technik des Bildschirms. Die Darstellung ist scharf und die Helligkeit gut. Lediglich der Kontrast ist beinahe zu stark, was aber nur im direkten Vergleich mit anderen Bildschirmen auffällt.
Womit sich das Incredible S von der Masse an Smartphones abhebt, ist die Rückseite. Die Ränder sind abgeflacht. Dieses Aussehen ist Geschmackssache, bietet aber drei Vorteile: Erstens, dem Benutzer wird bei der Handhabung vorgegaukelt, dass das Handy flacher ist, als es eigentlich ist. Zweitens, verbessert sich der Grip. Das Smartphone liegt stabil in der Hand, selbst Nutzer mit Schweißhänden sollten das Incredible S gut zu fassen kriegen. Und Nummer drei: Der dicke Rücken bietet Platz für den 1450mAh Akku. Das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum unterdimensionierten 1230mAh-Akku des Desire HD. Mit dem Incredible S kommt man bequem durch den Tag und das abendliche Fortgehen. Mit etwas Glück gehen sich sogar zwei Werktage aus, wenn man nicht gerade Spielfilme am Handy ansieht oder in der Arbeitszeit versucht, alle Angry-Birds-Levels mit drei Sternen abzuschließen.
Obwohl die Rückseite „nur“ aus Plastik ist und auf das HTC-bekannte Unibody-Gehäuse verzichtet wird, erweckt das Incredible S einen äußerst stabilen Eindruck.
Geschwindigkeit
Das Incredible S beweist, dass es auch ohne Doppelkern-Prozessor flott geht. Die 1GHz-CPU in Kombination mit 768MB RAM sorgen für eine rasche Navigation. Verzögerungen, etwa beim Wechseln der Homescreens, Navigieren durch das Fotoalbum, Hineinzoomen bei Google Maps oder Laden von aufwendigen Websites gibt es so gut wie gar nicht. Ganz ohne Wartepausen geht es aber nicht. Beim Erstöffnen einer App oder einer Funktion, etwa den Nachrichten, dauert es die übliche Sekunde. Ist das Programm aber mal im Zwischenspeicher, dauert der Wechsel dorthin nur noch eine halbe Sekunde oder sogar kürzer.
Wie bei HTC-Geräten üblich, gibt es eine ganze Reihe zusätzlicher Optionen, vorinstallierte Widgets und andere Kleinigkeiten, die das Android-Betriebssystem optimieren. Auch der HTC Hub ist, wie schon beim Desire HD und Z, mit an Bord, über den zusätzliche Hintergrundbilder, Szenen und Oberflächen heruntergeladen werden können. Die Inhalte werden entweder auf dem 1GB großem Telefonspeicher abgelegt oder auf der im Lieferumgang enthaltenen 8GB großen microSD-Karte.
Kamera
Das Smartphone hat eine 1,3MP-Frontkamera und eine Kamera an der Rückseite mit acht Megapixel. Auch hier kommt wieder die Geschwindigkeit des Incredible S zum Vorschein. Touch-Fokus und das Justieren der Einstellungen sind angenehm schnell und zwischen Auslöse-Geräusch und dem fertig verarbeiteten Bild vergeht nicht einmal eine halbe Sekunde.
Die Qualität der Fotos kann nach wie vor nicht mit der einer aktuellen Digicam mithalten. Unter den Android-Geräten gehören aber die Aufnahmen des Incredible S zu den besten. Die HTC-typische leichte Unschärfe und etwas zu blassen Farben bei Aufnahmen im hellen Tageslicht bekommt das Incredible S dennoch nicht vollständig in den Griff. Für den Notfall gibt es noch zur Aufhellung bei dunkler Umgebung einen Doppel-LED-Blitz. Videoaufnahmen sind in der HD-Auflösung 720p möglich.
Fazit
Nicht unbedingt unglaublich, aber zumindest beeindruckend: Das Incredible S liefert das derzeit beste Android-Erlebnis, mit dem auch das Nexus S nicht mithalten kann. Dafür muss man aber Mut zur Hässlichkeit haben, denn die Rückseite, so funktional sie auch ist, erinnert mehr an ein Outdoor-Handy, als an ein modernes Smartphone. Und auch die Front lässt eher an Worte wie „plump“ und „simpel“ denken, als an „schnell“ und „elegant“.
Dazu kommen noch kleinere Macken. So startete in den ersten drei Testtagen das Incredible S zwei Mal selbstständig neu und bot danach an, einen Fehlerbericht zu senden. Nach einem Hardreset trat das Problem nicht mehr auf. Zudem hat das Incredible S im Vergleich zum HTC Desire eine etwas schlechtere Antennenleistung. Das macht sich aber nur in Gebieten bemerkbar, in denen es ohnehin schon einen schlechten Empfang gibt (ein Sendebalken), kann dort aber den Unterschied zwischen erreichbar und nicht erreichbar ausmachen.