Indie Game des Jahres kommt aus Kanada
Die Finalisten des diesjährigen Independent Games Festival lieferten sich heuer ein besonders enges Rennen. Es gab kaum einen Beitrag, der im Vorfeld nicht als möglicher Gewinner gehandelt wurde, so hoch war diesmal das Niveau. Ob Grafik, Gameplay oder Technik: Die Nominierten boten Unterhaltung, die mit so manchem „Großen“ locker mithalten können.
Jump & Run mit eigenem Grafikstil gewinnt
Zum besten der besten Indie Games hat die Jury heuer schließlich das Spiel „Fez“ gekürt. Es stammt von zwei Kanadiern, die seit fünf Jahren an dem Projekt arbeiten. Neben dem außergewöhnlichen Grafikstil überzeugt das Spiel mit intelligentem Leveldesign, einer durchdachten Welt sowie viel Spielspaß. „Der Gewinn kommt genau zum richten Zeitpunkt“, sagt Phil Fish zur futurezone.
Das Spiel sei seit zwei Wochen fertig und durchläuft gerade den Abnahmeprozess für Xbox Live Arcade. „Der Gewinn hat einen sehr hohen Werbewert, das ist Marketing, das wir selbst nie erreichen könnten“, so Fish.
Einen Erfolg hat das Team auch bitter nötig. Innerhalb der letzten vier Jahre schlug eine Finanzierung durch die kanadische Regierung ebenso fehl, wie das Engagement eines privaten Investors. „Wir haben von unseren Familien Geld geborgt, damit wir weitermachen konnten“, sagt Fish. Erst vor kurzem ist dann ein kleines Studio an das Fez-Team herangetreten, um die finale Phase der Produktion zu finanzieren. Vor zwei Wochen wurde Fez nun fertig, in rund einem Monat soll es dann am Xbox Marketplace erhältlich sein.
Grafiker sucht Programmierer
Die Idee zum Spiel hatte Fish vor vielen Jahren. Der Montraler hat Kunst studiert und im Zuge dessen eine Vision eines Spiels formuliert. Kräftige Farben und Räumlichkeit spielten dabei eine wichtige Rolle. Auf DeviantArt hat er dann seine Idee erstmals veröffentlicht und nach einem Programmierer gesucht. Renaud Bédard hat sich gemeldet, seitdem arbeitete Fish an der grafischen, Bédard an der technischen Umsetzung. Im vergangenen Jahr kam dann noch ein Musiker hinzu.
Der Gewinn bestätigt Fish im Bestreben, grafisch ausgefallene Spiele zu kreieren. Dies werde sich ihm zufolge in den nächsten Jahren noch verstärken, da immer mehr junge Künstler Games für sich entdecken und ihre Visionen umsetzen wollen.
Publikum liebt Taktik aus Großbritannien
Der Gewinner des Publikumspreises kommt heuer aus Großbritannien. Frozen Synpase des kleinen Indie Studios Mode 7 konnte die Besucher der Messe am meisten überzeugen. Bei dem Spiel handelt es sich um ein rundenbasiertes Taktik-Spiel. „Wir wollten etwas im Stil von Laser Squad Nemesis und Jagged Alliance machen“, sagt Paul Taylor im Gespräch mit der futurezone.
Das ist ihm und dem fünfköpfigen Team auch gelungen. Das Spiel macht vor allem im Multiplayer-Modus extrem viel Spaß. Frozen Synapse ist bereits auf Steam für PC erhältlich, aktuell arbeitet das in Oxford ansässige Studio an neuem Download-Content sowie an einer iPad-Version. Diese macht bereits einen guten Eindruck, wie die futurezone feststellen konnte.
„Das neue iPad mit seiner größeren Auflösung kommt uns natürlich entgegen. Für einen Taktik-Game bedeutet das mehr Übersicht“, so Taylor. Aktuell wird am Interface geschliffen, das von Maus und Tastatur ganz auf Touch umgestellt werden muss. Laut Taylor, der sich selbst als Perfektionist bezeichnet, habe man vorige Woche einen Durchbruch geschafft. Der studierte Anglist erhofft sich nun durch die Auszeichnung einen weiteren Push für das Spiel, das vorwiegend aus eigenen Mitteln finanziert wurde.
Weitere Preise
Bei den weiteren Unterkategorien wählte die Jury heuer Antichamber (Preis Technical Excellence), Dear Esther (Excellence in Visual Art), Spelunky (Excellence in Design), Botanicula (Excellence in Audio), Beat Sneak Bandit (Best Mobile Gam), Storyteller (Nuovo Award), Way (Best Student Game) sowie Super Time Force (XBLA Award).