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Neues SimCity für Mausklick-Aktivisten

"Games for a Change" – unter diesem Motto stand jene Veranstaltung, die Electronic Arts nutzte, um das neue SimCity anzukündigen. Es wird wieder von Maxis entwickelt, jedoch ohne den Erfinder Will Wright, der EA verlassen hat. Der neue Teil soll weit über Städteplanung hinausgehen und weit komplexer und weitreichender werden als alle vorangegangenen Teile.

Als Schlagwort wurde von der verantwortlichen Managerin Lucy Bradshaw wiederholt „Ursache und Auswirkung“ bemüht. Jede Aktion habe Auswirkungen auf die Bürger und die Umgebung. Als Beispiel wurde der Umweltaspekt hervorgestrichen: Wer ein Kohlekraftwerk baut, bekommt zwar günstige Energie, muss jedoch mit Verschmutzung rechnen. Diese breitet sich auf benachbarte Regionen von befreundeten Spielern aus. Dieser soziale Aspekt soll Spieler dazu bewegen, die Konsequenzen ihrer Taten genauer zu überdenken. Um die Herausforderungen spannender – und bis zu einem gewissen Grad realistischer – zu gestalten, sind Ressourcen im Spiel zudem begrenzt. Wasser, Rohstoffe und ähnliches ist limitiert.

Die Welt in den Augen von Electronic Arts
Electronic Arts versucht SimCity einen seriöseren und ernsthaften Anstrich zu verpassen. Man wolle Umweltverschmutzung, Ausbeutung und andere Missstände mehr ins Bewusstsein der Spieler rücken. Dafür wurde eine eigene „GlassBox“-Engine entwickelt, die die diversen Aspekte und deren statistische Werte verwalten soll. Laut Bradshaw habe jedes Objekt Eigenschaften und alles in der Welt hängt miteinander zusammen.

Für die Präsentation wurden drei Gäste geladen, die dem Anspruch Nachdruck verleihen sollen: Davis Guggenheim, Regisseur des Dokumentarfilms „An Inconvenient Truth“ (Erderwärmung), Biz Stone, Twitter-Co-Gründer und Philanthrop sowie Scott Harrison, Initiator einer Charity, die sauberes Wasser in Afrika ermöglicht. Sie alle sprachen sich für mehr soziales Engagement aus.

Spielerisch die Probleme der Welt erkennen und lösen
Guggenheim und Stone argumentierten etwa, dass Spiele wichtige Themen wie Umweltschutz spielerisch gut vermitteln können. „Wir spüren die Auswirkungen unserer Handlungen nicht. Sie sind abstrakt, nicht greifbar. Deshalb ist es uns egal. Durch ein Spiel wie SimCity kann man die Auswirkungen erlebbar machen“, sagt etwa Guggenheim. Das Spiel habe riesiges Lehrpotenzial, es könne Inhalte intensiver und anschaulicher vermitteln, als andere Medien.

Mausklicks statt Aktivismus
Laut EA-Managerin Bradshaw wolle sich die Jugend von heute engagieren und eine Veränderung herbeiführen. SimCity wolle eben dieses Bedürfnis stillen. Warum Jugendliche Zeit in ein Videospiel anstatt in reales Engagement – Stichwort Occupy – investieren sollten, konnte sie im Gespräch mit der futurezone allerdings nicht beantworten. Überhaupt wirkte das Konzept der Weltsimulation unüberlegt und eher wie ein Markting-Gag. Der Frage, welche Daten der Simulation zu Grunde liegen und ob es einen wissenschaftlichen Beirat gebe, wich Bradshaw aus. Man verwende Daten, die frei verfügbar seien, so die knappe Antwort. Ein PR-Manager ergänzte, dass man die oben erwähnten Prominenten als Experten hinzuziehe. Man sei zwar um Integrität bemüht, im Endeffekt ist und bleibe es aber ein Spiel.

Ideologien gibt es nicht
Bradshaw will sich deshalb auch nicht festlegen, ob es sich nun um einen Edutainment-Titel oder um ein Serious Game handelt. Ein Lehrer könne das neue SimCity sicherlich im Unterricht einsetzen, um Schülern zu erklären wie die Welt funktioniert. Electronic Arts begibt sich damit jedoch auf dünnes Eis. Welche Maßnahmen man setze, um gewisse Ideologien zu vermeiden oder keine Weltanschauung zu bevorzugen, konnte Bradshaw nicht beantworten. Ob etwa das heikle Thema Religion eine Rolle spielt, wollte Bradshaw ebenso wenig kommentieren.

Stattdessen unterstrich sie abermals die Rolle von Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit, weshalb der Eindruck entsteht, dass die Simulation an der Oberfläche kratzen und über Allgemeinplätze nicht hinauskommen wird. Die oft herbeizitierte "Ursache-Auswirkung"-Kausalität wird sich daher wohl auf Konzepte wie „Kohle günstig, aber dreckig“ oder „Solar gut, aber teuer“ beschränken. Bei Atomenergie dürfte übrigens eindeutig eine Ideologie vermittelt werden: Im Trailer sieht man Bürgerproteste gegen den Bau eines Atomkraftwerks.

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Benjamin Sterbenz

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