Philips Hue im Test: Aufwendiger Komfortgewinn
Die Hue-Leuchten und -Lampen kommunizieren per Zigbee mit der so genannten Bridge, die per Ethernet-Kabel an das lokale Netzwerk beziehungsweise an den Router angeschlossen ist. Bedient und eingerichtet wird das Hue-System per App oder am Desktop im Browser. Mit einer Bridge können bis zu 50 Lampen und Leuchten und zusätzlich zwölf Zubehörelemente wie LED-Light-Strips angesteuert werden. Wer will kann das Hue-System "freischalten", sodass es ortsunabhängig per Internetverbindung gesteuert werden kann.
Beim Zubehör gibt es eine ganze Reihe an Erweiterungen, beispielsweise ein Schalter, dessen Tasten mit verschiedenen Szenen belegt werden können oder ein kabelloser Dimmschalter, sowie verschiedene Lampen und Leuchtmittel.
Inbetriebnahme
Beim Einrichten ist es nötig einen Account anzulegen, damit alle Funktionen des Hue-Systems genutzt werden können. Im weiteren Einrichtungsverlauf werden dann nur mehr die Bridge an den Router angeschlossen und die Glühbirnen in die Fassungen geschraubt.
In der Hue-App sollten dann die einzelnen Komponenten automatisch erkannt werden. In der Praxis hat dies allerdings nicht wirklich funktioniert: Von selbst erkannt hat das System nur einige der Leuchten. Die meisten mussten manuell mittels Seriennummer in der Hue-App registriert werden. Als hilfreich stellte sich dabei heraus, all die Seriennummer der einzelnen Leuchten zu notieren, da sonst bei etwaigen Verbindungsproblemen oder Neukonfigurationen jede Leuchte herausgeschraubt werden muss, damit man an die Seriennummer kommt.
Darüber hinaus ist es ratsam, sich vor der Einrichtung der einzelnen Komponenten eine bestimmte Reihenfolge bei der Inbetriebnahme der Lampen zurechtzulegen. Denn jede neue Leuchte bekommt eine fortlaufende Nummer zugewiesen, welche im Nachhinein nicht mehr geändert werden kann. Gerade für das Erstellen von individuellen Farbbildern stellt sich das später als erleichternd heraus. Zusätzlich ist es möglich den einzelnen Komponenten Bezeichnungen zuzuweisen.
Ein- und Ausschalten
Beim Hue-System besteht die Möglichkeit, jede Komponente einzeln zu steuern, ein- und auszuschalten, oder mehrere Leuchten zu einer so genannten Szene zusammenzufassen, wobei Lichtfarbe und Helligkeit der einzelnen Leuchtmittel individuell festgelegt werden kann. Voraussetzung für das Ein- und Ausschalten per App ist allerdings, dass die jeweiligen Lichtschalter eingeschaltet sind. In diesem Standby-Betrieb beträgt die Leistungsaufnahme laut Herstellerangabe maximal 0,1 Watt.
Will man allerdings schnell das Licht in gewohnter Weise einschalten, muss nicht zwangsweise die App genutzt werden, denn der herkömmliche Tastschalter funktioniert auch weiterhin. Dabei leuchtet die jeweilige Lampe in einer Standard-Helligkeit und in einer Standard-Lichtfarbe, welche herkömmlichen Leuchtmitteln ähneln. Leider ist es jedoch nicht möglich, die Standard-Lichtfarbe oder die Standard-Helligkeit individuell festzulegen.
Hue App
Zwar können auch im Browser am Desktop einige Einstellungen vorgenommen werden, die App für Smartphones und Tablets ist aber die zentrale Verwaltungseinheit, in der sämtliche Funktionen zur Verfügung stehen. Grundsätzlich ist die App übersichtlich, selbsterklärend und praktisch gestaltet. Bei manchen Funktionen gäbe es jedoch bestimmt noch Potenzial für kleine Verbesserungen.
Um eine Szene zu erstellen, müssen die Leuchten ausgewählt werden, die für die Szene in Frage kommen. Anschließend kann jede einzelne Leuchte auf einen beliebigen Punkt in der Farbpalette gezogen werden. Die Leuchte passt dann ihre Lichtfarbe an die jeweilige Farbe an. Zusätzlich lässt sich auch die Helligkeit der einzelnen Komponenten einstellen.
Erschwerend dabei ist allerdings, dass die Namen der Leuchten nicht angezeigt werden. Es ist folglich nur möglich, die Leuchten anhand ihrer Nummern, welche bei der Erstinstallation fortlaufend vergeben wurden, auszuwählen. Bei umfangreichen Szenen, die eine Vielzahl von Leuchtmitteln umfassen, wird man sich bei der Auswahl anhand der Nummern schwertun.
Foto als Vorlage
Die Stimmung von Szenen kann farblich auch an ein Foto angepasst werden. Dabei wird für die Lichtfarbe der Leuchten ein Punkt am Foto markiert, dessen Farbe dann die Leuchte übernimmt. Ebenso ist es möglich die Lichtgestaltung anhand von vier vordefinierten Mustern - Entspannen, Konzentrieren, Lesen, Vitalisierung - anzupassen.
Ohne Szenen einzurichten ist es schwierig, ein größeres Ensemble von Hue-Lampen zu steuern. Wer also mehr als ein, zwei Hue-Leuchten installiert hat, wird um das Erstellen von Szenen nicht herum kommen, da das Beleuchtungsmanagement ansonsten zu umständlich wird. Hat man aber erstmal sein Hue-Ensemble entsprechend organisiert und in Szenen verpackt, kann die Beleuchtung bequem per "Click" geändert werden.
Auf Android-Smartphones ist es möglich, den Weg zur Hue-App, um Szenen zu wechseln, über Widgets am Home-Screen abzukürzen. Als Notification am Lock-Screen scheinen aktive Hue-Szenen allerdings nicht auf.
Smartwatches und Sprachsteuerung
Die vorprogrammierten Szenen können mit der Apple Watch vom Handgelenk aus gesteuert werden. Die neueste Generation der Hue-Bridge ist mit Apples Heimautomatisierungsplattform HomeKit kompatible. Dadurch wird es möglich, die Beleuchtung per Sprachassistenten Siri zu steuern.
Mit der offiziellen Philips Hue App ist es nicht möglich, die Beleuchtung per Android-Wear-Device zu steuern. Es gibt allerdings einige Workarounds, die es ermöglichen, die Lampen vom Handgelenk aus zu steuern. Mit der Android-App namens "Hue Control" wird das Hue-System in Form von Benachrichtigungen am Lock-Screen des Smartphones sichtbar und lässt sich gleich dort steuern. Infolgedessen wird es auf Android-Wear-Devices weitergeleitet.
Drittanbieter Apps
Im Play-Store ist eine große Menge an Hue-Kompatiblen Apps zu finden: von Feuerwerks-Animationen über Disko-Kugel-Szenen bis hin zu ernsthafteren Anwendungsgebieten durchprobieren. Mit der "Ambilight+Hue"-App ist es etwa möglich, den Ambilight-Effekt des TV-Geräts auf die Hue-Lampen zu erweitern.
Im Großen und Ganzen verfügt das Hue-System über zahllose Spielereien, die wirklich wohl nur zur Verfügung stehen, um zu zeigen, dass mit den Leuchten alles möglich ist. So kann beispielsweise eingestellt werden, dass nachdem man das Smartphone geschüttelt hat, sich die Farben zufällig neu einstellen. Welchen Sinn derartige Einstellungsmöglichkeiten haben, sei dahingestellt.
Wer etwas versiert ist, kann sich so richtig austoben. Es gibt eine recht vitale Community, die alle möglichen Workarounds und Erweiterungen programmiert sowie Tipps und Hilfen gibt.
If this then Licht an
In der Hue-App können Timer oder Wecker an bestimmte Szenen geknüpft werden. Außerdem ist es direkt in Hue-App möglich, mittels Smartphone-Lokalisierung das Hue-System so abzustimmen, dass beim Nachhausekommen die Beleuchtung bereits angeschaltet ist. Bei den Demogeräten, die zum Test zur Verfügung standen, war diese Funktion leider nicht verfügbar. Für dieses Feature gibt es allerdings einen Workaround der über IFTT führt.
Beim populären Automatisierungsdienst IFTT gibt es sogar einen eigenen Kanal für Philips Hue. Dort sind zahlreiche so genannter Rezepte zu finden, die sich mit den Hue-Lampen kombinieren lassen.
So ist es etwa möglich, die Lampen kurz blinken zu lassen, wenn man eine E-Mail von einem bestimmten Absender erhält oder wenn der Lieblingsfußballverein ein Tor schießt ändern die Lampen ihre Farbe automatisch in die Vereinsfarben. Ebenso ist es möglich die Lichtfarbe automatisch an die aktuelle Wettersituation anzupassen oder zu einer gewissen Uhrzeit die Leuchten in einer bestimmten Szene einzuschalten.
Darüber hinaus kann man einstellen, dass sich die Hue-Leuchten automatisch einschalten, sobald man sich in sein Heim-WLAN einwählt. Klingt praktisch, doch in der Praxis sieht das etwas anders aus: Es vergehen ein paar Sekunden bis sich das Smartphone in das WLAN eingeloggt hat. Bis IFTT den Befehl dann an die Hue-Leuchten übermittelt hat, vergehen noch einmal ein paar Sekunden. Und so passiert es, dass man eine Weile im dunklen Vorraum steht und nur darauf wartet bis endlich das Licht automatisch angeht.
Um Hue im größeren Umfang effizient nutzen zu können ist unbedingt erforderlich die Gruppen von Leuchten und Lampen in Form von so genannten Szenen von Anfang an übersichtlich zu verwalten. Dies ist zwar zu Beginn mit einigem an Aufwand verbunden, im Alltag ist dies jedoch notwendig, um nicht minutenlang in der App zu verbringen nur um das eine oder andere Licht ein- oder auszuschalten. Die Drittanbieter-Apps und IFTT-Erweiterungen bieten zwar spaßige Funktionen, wirklich nützliche Anwendungen sind dabei jedoch dünn gesät.
Damit man im Alltag einen tatsächlichen Komfortgewinn durch Philips Hue erfährt, ist es ratsam den Räumlichkeiten komplett mit dem Beleuchtungssystem auszustatten. Ein Starter-Set mit Bridge und drei Leuchtmitteln (179 Euro) ist zu wenig um mittels Knopfdruck in den Genuss von umfassenden Lichtszenen zu kommen. Ist die Wohnung oder das Haus umfassend mit Hue-Leuchten ausgestattet, sind den Beleuchtungsideen kaum Grenzen gesetzt.