Plantronics BackBeat Pro: Viele Features, fairer Preis
Die Plantronics BackBeat Pro sind bereits vor fast eineinhalb Jahren erschienen, weshalb der Test zum jetzigen Zeitpunkt eine kurze Erklärung verlangt: Vor der CES und der damit verbundenen Langstreckenflüge haben meine Kollegen und ich (wiedermal) über Headsets mit aktiver Geräuschunterdrückung philosophiert, speziell über deren hohe Preise.
Die BackBeat Pro (UVP 249 Euro) sind mittlerweile um 165 Euro verfügbar und vollgepackt mit Features wie Bluetooth, Trageerkennung, NFC und Telefoniefunktion. Vergleichbare Kopfhörer sind um 50 bis 100 Euro teurer. Grund genug, um das BackBeat Pro im Flugzeug, auf einer mit Besuchern vollgepackten Elektronikmesse und im Großraumbüro zu testen.
Business as usual
Optisch sehen die BackBeat Pro mehr nach Büro-Ohrenwärmer aus, als nach musikwiedergebenden Multitalent. Der Office-Chic ist kein Zufall: Den Hersteller Plantronics kennt man hauptsächlich von Büro-Headsets und Bluetooth-Freisprecheinrichtungen.
Die Kopfhörer sind groß ausgefallen und mit 340 Gramm relativ schwer. Durch das hohe Gewicht hatte ich im Test manchmal das Gefühl, dass die Kopfhörer bei schnellen Kopfdrehungen beginnen vom zu rutschen. Im Test war ein Zehn-Stunden-Flug mit dem BeackBeat Pro komfortabel, da die Polsterung an den Ohren und am Bügel ausreichend dick ist. An warmen Sommertagen könnte dies suboptimal sein und für heiße Ohren sorgen.
Die BackBeat Pro sind nicht klappbar, die Ohrenteile können aber um 90 Grad gedreht werden. Stopft man die Kopfhörer so in das mitgelieferte Tragetäschchen, erleichtert dies das Vertauschen zumindest etwas. Ein weiterer Vorteil der drehbaren Kopfteile: Nimmt man die Kopfhörer ab, kann man die Ohrenteile so drehen, dass sie auf dem Schlüsselbein aufliegen. Das ist angenehmer als bei unbeweglichen Over-Ear-Kopfhörern, die unangenehm gegen Hals und Kinn drücken, wenn man sie um den Hals trägt.
Zubehör
Neben dem Tragesäckchen ist noch ein Micro-USB-Kabel zum Laden des Akkus im Lieferumfang enthalten, sowie ein abnehmbares 3,5mm-Klinkenkabel mit Mikrofon und 3-Tasten-Fernbedienung. Die Fernbedienung ist für iOS ausgelegt. Bei Android, getestet mit einem Samsung Galaxy Note 4, funktionierte nur die Start/Pause-Taste, nicht aber die Lautstärkentasten.
Ein Adapter von 3,5mm Klinke auf zwei oder drei Stecker, wie sie in manchen Flugzeugen verwendet werden, ist nicht mitgeliefert. Bei der etwas teureren Version BackBeat Pro+ ist ein USB-Bluetooth-Dongle enthalten, um das Headset kabellos mit einem PC ohne Bluetooth-Schnittstelle zu verbinden.
Bluetooth und NFC
Die kabellose Verbindung erfolgt per Bluetooth. Will man nicht die Verbindungstaste gedrückt lassen um das Pairing zu starten, kann man mit einem NFC-tauglichen Smartphone einfach den Kopfhörer an der linken Seite berühren.
Bis zu zwei Geräte können gleichzeitig per Bluetooth verbunden sein. Hört man etwa Musik am Tablet und wird am Smartphone angerufen, wird die Musik gestoppt und man kann über das Headset telefonieren. Der manuelle Wechsel zwischen den Geräten ist nicht vorgesehen. Ist der Kopfhörer gerade mit dem Tablet verbunden, stoppt man dort die Wiedergabe und startet am Smartphone die Wiedergabe, damit automatisch auf das Handy gewechselt wird.
Der automatische Wechsel zwischen zwei Smartphones oder Smartphone und Tablet funktioniert gut. Im Test gab es etwas längere Wartezeiten, wenn zwischen Smartphone und Notebook gewechselt wurde.
Plantronics bewirbt das BackBeat Pro mit einer Reichweite von bis zu 100 Metern. Im Großraumbüro waren in einem langen Gang 60 Meter möglich, bevor es zu Aussetzern kam und die Verbindung abriss.
Pass-Through und Trageerkennung
Unten rechts am Kopfhörer ist die Mikrofon-Taste. Sie ist strukturiert und dadurch gut zu erfühlen. Drückt man darauf, wird die Musik leise geschaltet und die Mikrofone leiten die Umgebungsgeräusche weiter. So kann man den Arbeitskollegen oder dem Flugpersonal lauschen, ohne, dass man die Kopfhörer abnehmen muss.
Ist dieser Pass-Through-Modus aktiv, wird durch das Lautstärken-Drehrad am Kopfhörer die Lautstärke der Wiedergabe der Umgebungsgeräusche geregelt. Etwas eigenartig ist, dass mechanische Geräusche, wie beispielsweise Tippen, lauter wiedergegeben werden als Sprache.
Nimmt man die Kopfhörer ab oder legt sie um den Hals, wird die Musikwiedergabe pausiert. Dies funktioniert bei Smartphones und Tablets, also mit Geräten, die die Start/Stopp-Bedienelemente am Kopfhörer unterstützen. Die Trageerkennung ist auch aktiv, wenn die Kopfhörer per 3,5mm-Klinkenkabel mit dem Smartphone oder Tablet verbunden sind.
Steuerung
Die Steuerung des Kopfhörer erfolgt direkt an den Muscheln. Rechts um die Muschel ist ein großes, stufenloses Drehrad für die Lautstärke. Die große Taste in der Mitte ist zum Annehmen von Anrufen, Auflegen und Starten der Sprachassistenten bei Android und iOS. Etwas ungeschickt: Drückt man die Taste zwei Sekunden, wird das Bluetooth-Pairing gestartet. Drückt man sie drei Sekunden, startet der Sprachassistent.
Auf der linken Seite ist ein Drehrad mit Widerstand, mit dem zum nächsten oder vorigen Song gewechselt wird. In der Mitte befindet sich die Start/Stopp-Taste. Praktisches Detail: Wird das 3,5mm Klinkenkabel angesteckt, wechselt der Kopfhörer automatisch in den Flugmodus.
Geräuschunterdrückung und Akku
Die aktive Geräuschunterdrückung kann über einen kleinen Schieberegler ein- und ausgeschaltet werden. Die Geräuschunterdrückung verändert die Charakteristik des Klangs ein wenig, aber nicht so viel, dass es störend auffällt. Ist die Geräuschunterdrückung eingeschaltet, wirkt es, als wäre die Musikquelle näher am Ohr und die Instrumente etwas lauter. Ist die Funktion ausgeschaltet, ist der Klang etwas flacher.
Im Büroalltag werden die üblichen Geräusche wie Tippen und sprechende Kollegen durch die Geräuschunterdrückung leiser und in der Tonlage höher. Im Flugzeug wird das Turbinengeräusch angenehm leise. Im direkten Vergleich ist die Geräuschunterdrückung der Bose QuietComfort 15 im Flugzeug eine Spur effektiver.
Laut Plantronics soll der Akku, mit aktiver Geräuschunterdrückung und Bluetooth-Verbindung, bis zu 24 Stunden halten. Mit aktiver Geräuschunterdrückung und Verbindung per 3,5mm-Kabel sollen es bis zu 60 Stunden sein. Im Test war ein kabelloser Betrieb über 20 Stunden möglich. Sollte der Akku mal leer sein, kann über das 3,5mm-Klinkenkabel weiter Musik gehört werden.
Soundqualität
Das Klangprofil der BackBeat Pro ist für den üblichen Pop-Rock-Mix ausgelegt. Der Bass ist knackig, aber nicht übertrieben stark. Die Höhen sind etwas zu aggressiv, allgemein ist der Ton sehr pointiert. Das ist einerseits gut, weil es eine deutliche Abgrenzung von Gesang und Instrumenten gibt, andererseits fehlt ein Wenig die Wärme, weswegen die Kopfhörer nicht für jede Musikrichtung geeignet sind.
Bei einigen Musikstücken klingen manche Instrumente durch das harte Klangprofil kratzig, etwa bei schnell aufeinanderfolgenden Bässen. Gemessen am Preis und den Features ist die Tonqualität aber sehr gut.
Fazit
Nicht besonders hübsch, etwas pummelig und für ein Gadget vielleicht etwas alt: Dennoch hat das Plantronics BackBeat Pro einiges zu bieten. Die Doppel-Bluetooth-Verbindung ist ein nettes Gimmick, die Geräuschunterdrückung hilft in U-Bahn, Flugzeug und Großraumbüro und die Tonqualität ist für Streaming-Dienste und die üblichen MP3s, YouTube-Clips oder Filme und Serien am Smartphone und Tablet gut genug.
Die Trageerkennung ist ein praktisches Feature, da viele Menschen schon nahezu im Reflex die Kopfhörer herunterreißen, wenn sie angesprochen werden. Für einen Preis von derzeit 165 Euro bekommt man ein gutes Rundum-Paket mit nützlichen Features, die selbst einige teurere Kopfhörer nicht bieten.