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Polestar 4 im Kurztest: Wie schlägt sich der digitale Rückspiegel?

Das neueste Elektroauto aus dem Hause Polestar ist der Polestar 4. Das SUV-Coupé wurde erst im vergangenen Jahr auf der Shanghai Motor Show präsentiert. Auf den ersten Blick betrachtet handelt es sich dabei um ein schlichtes, aber dennoch leicht protziges Elektroauto im bekannt skandinavischen Look der Elektroautomarke. 

Schaut man etwas genauer hin, sticht einem schnell eine Besonderheit ins Auge. Der Polestar 4 hat nämlich keine transparente Heckscheibe. Ein Designmerkmal, das in dieser Fahrzeugkategorie einzigartig ist und ein bisschen seltsam wirkt. Außerdem wirft das gleich mehrere Fragen auf.

Muss man auf den gewohnten Blick nach Hinten verzichten? Fährt sich der Polestar 4 also wie ein Lieferwagen ohne Rückspiegel? Oder gibt es vielleicht doch einen Trick, damit man die hinteren Fahrzeuge im Blick behält? 

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Kamera und Display statt Spiegel

Damit man trotz fehlender Heckscheibe dennoch freie Sicht nach Hinten hat, greift Polestar auf moderne Technik zurück. Auf der Rückseite des Fahrzeugs befindet sich eine Kamera, die einen Live-Feed auf den "Rückspiegel" überträgt. 

Insofern handelt es sich gar nicht um einen Rückspiegel, sondern um ein HD-Display, das einem gewöhnlichen Rückspiegel zum Verwechseln ähnlich sieht. Wie sich der digitale Rückspiegel im Alltag schlägt, konnte ich bei einer ausgiebigen Probefahrt herausfinden. 

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Technische Daten

Polestar 4 - Long Range Single Motor

  • Reichweite: bis zu 620 Kilometer
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP): 17,8 - 18,1 kWh/100 km
  • Ladeleistung maximal: 200 kW (DC), 11 kW (AC)
  • Batteriekapazität: 100 kWh 
  • Leistung: 200 kW (272 PS)
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 7,1 Sekunden
  • Drehmoment: 343 Nm
  • Antriebsart: Heckantrieb, Single-Motor
  • Leergewicht: 2.230bis 2.670 Kilogramm
  • Maße: 4.840 x 2.139 x 1.534 Millimeter (L x B x H)
  • Radstand: 2.999 Millimeter
  • Preis: ab 57.590 Euro

Wie weit ist dieses Fahrzeug entfernt?

Der digitale Rückspiegel in der Praxis

Der erste Blick auf das Rück-Display ist ziemlich ungewohnt. Die Augen müssen erst einmal fokussieren und scharfstellen, wenn man auf den Rückspiegelbildschirm schaut - man blickt ja auf einen Screen einen halben Meter vor dem Kopf und nicht in einen Spiegel, der mehrere Meter entfernte Fahrzeuge zeigt. Nach ungefähr einer Stunde habe ich mich aber bereits daran gewöhnt. 

An eine Sache konnte ich mich jedoch innerhalb eines Tages nicht gewöhnen: das Einschätzen der Abstände. Durch den eigenwilligen Blickwinkel und den digitalen Feed ist es etwa beim Einparken besonders schwer zu sagen, wie weit ein anderes Auto entfernt ist. Allerdings ist die klassische Rückfahrtkamera, die auf dem Mittelkonsolenbildschirm dargestellt wird, eine deutlich bessere Hilfe beim Einparken und Reversieren. 

Hat man sich mit dem Rückspiegeldisplay erstmal vertraut gemacht, wurden mir aber auch mehrere Vorteile klar. Das Sichtfeld ist wesentlich größer als bei herkömmlichen Spiegeln und man hat absolut freie Sicht, ohne dass Personen auf der Rückbank oder Nackenstützen im Weg sind. 

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Rückspiegel-Kamera hat auch Vorteile

Die Kamera für den digitalen Rückspiegel ist laut Polestar so angebracht, dass weder Schmutz noch Spritzwasser die Sicht beeinträchtigen können. Ob dem tatsächlich so ist, konnte ich bei der Probefahrt nicht feststellen. Die Kamera löst übrigens mit 2,5 MP auf, der Rückspiegelbildschirm misst eine Diagonale von 8,9 Zoll.

Der Bildausschnitt lässt sich in seiner Höhe leicht anpassen, ebenso wie die Helligkeit des Screens. Die Helligkeit ist übrigens hoch genug, sodass auch im direkten Sonnenschein alles gut erkennbar ist. Will man die Personen auf der Rückbank im Blick haben, kann man per Knopfdruck aus dem Screen ein herkömmlicher Spiegel machen.

Bei Nacht greift Polestar auf eine HDR-Bearbeitung zurück, sodass auch in der Dunkelheit zu sehen ist, was hinter dem Auto passiert. Testen konnte ich den digitalen Rückspiegel bei Nacht leider nicht. 

Die fehlende Heckscheibe ermöglicht im Fond und im Kofferraum zusätzlichen Raum. Vor allem auf den Rücksitzen hat man im Kopfbereich deutlich mehr Platz als bei vergleichbaren Fahrzeugen. Es entsteht irgendwie der Eindruck, man würde in einem riesigen SUV sitzen. Hinzu kommt das riesige Panoramadach, von dem man auf der Rückbank am meisten profitiert. 

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Der Innenraum des Polestar 4

Neben dem Rückspiegelbildschirm gibt es im Cockpit noch 2 weitere Screens: Hinter dem Lenkrad befindet sich das längliche, 10,2 Zoll große Display für die wichtigsten Fahrinformationen und in der Mittelkonsole wuchtet ein 15,4 Zoll großer Touchscreen im Querformat. 

Praktisch ist, dass auf der Instrumententafel auch die Navigationshinweise in Form einer reduzierten Landkarte angezeigt werden können. Auch in dem Head-up-Display werden Fahrtgeschwindigkeit, Verkehrszeichen und Navi-Informationen dargestellt.

Wie für Polestar üblich, basiert das Infotainment auf Android Automotive von Google. Alle Diskussionen oder Bedenken über Monopolstellungen beiseite - für mich ist das Google-Ökosystem direkt im Fahrzeug das eigentliche Highlight. Es bietet nämlich einen nahtlosen Übergang zwischen Smartphone und Auto. 

Am deutlichsten zeigt sich das bei der Navigation per Google Maps. Nicht nur, dass der Kartendienst mit Abstand die beste Usability bietet, durch die Verknüpfung mit dem eigenen Google-Account kann man auch im Fahrzeug auf seine hinterlegten Favoriten, gespeicherten Locations und Suchverläufe zurückgreifen.

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Technische Daten

Polestar 4 - Long Range Dual Motor (beim Kurztest gefahren)

  • Reichweite: bis zu 590 Kilometer
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP): 18,7 - 21,7 kWh/100 km
  • Ladeleistung maximal: 200 kW (DC), 11 kW (AC)
  • Batteriekapazität: 100 kWh 
  • Leistung: 400 kW (544 PS)
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 3,8 Sekunden
  • Drehmoment: 590 Nm
  • Antriebsart: Allrad, Dual-Motor
  • Leergewicht: 2.355 Kilogramm
  • Maße: 4.840 x 2.139 x 1.534 Millimeter (L x B x H)
  • Radstand: 2.999 Millimeter
  • Preis: ab 65.590 Euro

Ausreichend motorisiert

Den Polestar 4 gibt es in 2 Varianten - mit Single Motor und mit Dual Motor. Zum Probefahren habe ich das stärkere Modell mit 2 Motoren erhalten. Es kommt auf eine Motorleistung von bis zu 400 kW (544 PS). Damit schafft es den Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden. Die Single-Motor-Variante hat die Hälfte der PS und benötigt für den Sprint genau doppelt so lange. 

Das sportliche Fahren auf den kurvigen Gebirgsstraßen sind mit dem Polestar 4 eine wahre Freude. Er zieht mächtig und kompromisslos an, wenn man aufs "Gas" steigt und bremst mit seinen Performance-Bremsen ebenso konsequent wieder ab. Leistungsfähige Bremsen benötigt das Elektroauto mit seinem Gewicht von rund 2,3 Tonnen auch. 

Durch das hohe Gewicht, für das der 100 kWh Akku maßgeblich verantwortlich ist, klebt der Polestar 4 nahezu auf der Straße. Selbst wenn engere Kurven etwas flotter genommen werden, hat das E-Auto keine Mühe. Bodenwellen schluckt er mühelos - allerdings durch die Schraubenfedern etwas schlechter als der Polestar 3 mit seiner Luftfederung. 

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Gut unterwegs

Der Polestar 4 ist ein Auto, mit dem man auf deutschen Autobahnen problemlos auf der linken Spur fahren kann. Auch bei höheren Geschwindigkeiten liegt er gut auf der Straße und die Geräuschentwicklung ist minimal - nur der Verbrauch steigt in diesem Fall extrem an, wodurch die Reichweite rasch reduziert wird. 

Auf der Autobahn können auch die Fahrassistenzsysteme ihre Stärke ausspielen. Durch die meist makellose Bodenmarkierung finden sich die insgesamt 12 Kameras, der Radar und 12 Ultraschallsensoren gut zurecht und können das Auto autonom in der Spur halten.

Hinzu kommt der adaptive Tempomat, der selbst bei viel Verkehr für ein stressfreies Fortkommen sorgt. Von einem selbstfahrenden Fahrzeug zu sprechen, wäre unangemessen - die Bezeichnung "Assistenzsystem" trifft es wesentlich besser. 

Wie weit man mit dem Polestar im Alltag tatsächlich kommt, lässt sich in einer mehrstündigen Probefahrt nicht restlos klären. Die ersten 30 Kilometer war ich sehr zurückhaltend und gemütlich unterwegs. Auf diesem Abschnitt wurde mir ein durchschnittlicher Verbrauch von 16,5 kWh pro 100 Kilometer angezeigt - das ist ein vergleichsweise sehr niedriger Wert

Polestar 4

Fazit

Grundsätzlich ist es ja wenig überraschend, dass ein hochpreisiges Auto auch eine hohe Qualität bietet. Das stellt auch der Polestar 4 eindrucksvoll unter Beweis und weiß nicht zu enttäuschen - er ist auf jeden Fall sein Geld wert. Und verglichen mit dem Polestar 3 ist er geradezu ein Schnäppchen.

Das Experiment mit dem digitalen Rückspiegel mag gewagt und gewöhnungsbedürftig sein, für mich geht es aber auf. Vor allem die Passagiere auf der Rückbank werden es wegen des zusätzlichen Platzes zu schätzen wissen und an das Rückspiegeldisplay habe ich mich rasch gewöhnt.

Wer auf den zusätzlichen Stauraum und den exklusiven Luxusaspekten des Polestar 3 verzichten kann, sollte unbedingt den Polestar 4 in Betracht ziehen. Er hat nahezu dasselbe zu bieten, kostet jedoch deutlich weniger. Die Single-Motor-Variante gibt es in Österreich nach Abzug des Herstelleranteils der E-Mobilitätsförderung ab 57.590 Euro. Beim Dual-Motor-Modell kommt man damit auf mindestens 65.590 Euro.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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