Dacia Spring im Test: Das kann das Elektroauto um 14.000 Euro
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Der Dacia Spring ist eine Besonderheit in der Palette aktuell verfügbarer Elektroautos. Während die meisten Hersteller den ersten Schritt in die Elektrifizierung nur mit teuren SUVs wagen, musste Dacia seinem Ruf gerecht werden, ein möglichst leistbares Angebot aufzustellen.
Mit dem Dacia Spring wird seit Herbst das angeblich günstigste Elektroauto Österreichs verkauft. Wie sich im futurezone-Test zeigt, wurde wirklich hart kalkuliert, um ein E-Auto hinzubekommen, das alleine aufgrund seines Preises das Zeug hat, mehr Menschen für die Elektromobilität zu begeistern.
Kleine Maße, kleiner Motor
Äußerlich ist der Dacia Spring eine Mischung aus konservativ und verspielt. Das 3,73 Meter lange und nur 1,579 Meter breite Auto hat das Aussehen eines Winzig-SUVs, dem in der von mir getesteten Comfort-Plus-Ausstattungsvariante außen und innen orangene Designakzente verpasst wurden. Unter den Rücksitzen ist ein 27,4 kWh Akku verbaut, der einen Frontmotor mit mickrig erscheinenden 33 kW bzw. 44 PS versorgt.
Der Spring wiegt dafür gerade einmal 1.025 kg, wodurch die Reichweite gemäß WLTP 230 Kilometer betragen soll. Die Beschleunigung von 0 auf 100 wird mit 19,1 Sekunden angegeben. Möglicherweise aufgrund der relativ geringen Reichweite und der kompakten Ausmaße wird der Spring als "Stadtauto" angepriesen. Raumneutral könnte man von einem Kurzstreckenflitzer sprechen. Bei der Entwicklung des Fahrzeugs ist Dacia die langjährige E-Auto-Erfahrung der Konzernmutter Renault zugute gekommen.
Technische Daten
Dacia Spring
- Leistung: 33 kW/44 PS
- Beschleunigung 0 - 100 km/h: 19,1 Sekunden
- Maximales Drehmoment: 125 Nm
- Antriebsart: Frontantrieb
- Leergewicht: 1.025 kg
- Höchstes zulässiges Gesamtgewicht: 1.300 kg
- Akku: 27,3 kWh/240 Volt
- Reichweite: 230 km (WLTP)
- Verbrauch: 13,9 kWh/100 km
- Ladeanschluss: Typ 2 oder CCS
- Ladeleistung: 6,6 kW AC/30 kW DC
- Basispreis (exklusive Förderung): 19.390 Euro
Wesentliches als Auslegungssache
"Konzentration auf das Wesentliche" lautet eine der großen Überschriften in der Preisliste des Dacia Spring. Interessant ist, was Dacia als das Wesentliche betrachtet und wo man Abstriche gemacht hat. Was man etwa sofort merkt, wenn man in den Dacia Spring einsteigt, ist, dass dem Sounddesign des Türschließens nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das Scheppern wirkt nicht edel, die Sitze kommen in der Comfort-Plus-Ausstattung dagegen in Lederoptik mit schicken orangen Nähten daher.
Der Lenkerbereich ist gewöhnlich und leicht verständlich gestaltet. Nach den Knöpfen für die elektrischen Fensterheber vorne muss man ein wenig suchen. Sie sind unterhalb des 7-Zoll-Touchscreens in der Mitte angebracht, wo sie von beiden Vordersitzen leicht erreicht werden. Das spart zusätzliche Knöpfe an der Fahrer*innentür.
Die Gangschaltung kommt mit 3 Optionen aus: Drive, Rückwärts und Neutral. Wo ist das "P" wie Parkstellung? Weggelassen. Man stellt auf Neutral und zieht die Handbremse an. Für die Klimatisierung gibt es Drehregler. Das Hauptmenü am Display zeigt nur 6 Optionen an. Alles ist einfach und klar verständlich. Die Eignung des Spring als Carsharing-Auto liegt auf der Hand.
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Gutes Fahrgefühl
Beim Fahren erweist sich der Dacia Spring als solide und zuverlässig. An die extrem leichtgängige Lenkung mit wenig Rückstellkraft gewöhnt man sich schnell. Der vermeintlich mickrige Motor beschleunigt den Spring im urbanen Verkehr gar nicht langsam. Die Geräuschdämmung ist auch auf der Autobahn nicht schlecht. Der Innenraum wird selbst bei Gebläsestufe 1 schnell warm und die Reichweite sinkt großteils exakt gemäß den real zurückgelegten Kilometern.
Im vollgeladenen Zustand werden allerdings nicht 230 Kilometer Reichweite angezeigt, sondern nur 160. Die erreicht man dafür realistisch. Ein paar Kilometer extra gibt es mit dem Eco-Modus, der leistungsmäßig keine großen Einbußen bringt. Nur auf der Autobahn sollte man ihn deaktivieren, wenn man schneller als 100 km/h fahren will. Am Lenkrad kann man im übrigen einen Geschwindigkeitsbegrenzer aktivieren. Es ist kein Tempomat, also das Gaspedal muss man schon drücken, wenn man die eingestellte Geschwindigkeit erreichen will.
Eine Annehmlichkeit beim Einparken ist die Rückfahrkamera, die in der Comfort Plus Ausstattung inkludiert ist. Auch hier konzentriert sich Dacia auf das Wesentliche und zeigt zwar farbliche Entfernungsmarkierungen an, hält Lenkeinschlagslinien aber für unnötigen Schnickschnack.
Nicht viel, aber ausreichend Platz
Das Platzangebot im Inneren ist begrenzt. Der Spring ist ein Kleinwagen. Großgewachsene werden mit ihrem Knie am Zündschlüssel anstehen, wenn die 4-jährige Tochter am Kindersitz dahinter (Isofix vorhanden!) keine verdrehten Füße akzeptieren will. Auf der Rückbank sitzen gelingt wohl nur bis zu einer Körpergröße von 175 Zentimeter halbwegs komfortabel. Erstaunlich geräumig ist dagegen der Kofferraum. Rund 300 Liter beträgt sein Volumen. Unter einer Abdeckung hat sogar ein Reservereifen Platz.
Aufgeladen wird nur langsam
Aufgeladen wird der Spring über einen Typ-2 oder optional CCS-Anschluss unter einer Klappe unter dem vorderen Dacia-Logo. Mit maximal 30 kW soll der Akku in knapp unter einer Stunde von 0 auf 80 Prozent geladen werden können. Während meines Tests wurde selbst an einer Schnellladestation nur mit maximal 8 kW geladen. Der Bordcomputer zeigt die Ladeleistung nicht an, lediglich die verbleibende Zeit bis 80 oder 100 Prozent Ladestand.
Simples On-Board-Entertainment
Beim On-Board-Entertainmentsystem vertraut Dacia auf ein Produkt von LG. Es ist rudimentär, reagiert aber schnell und selbst das Navi ist passabel. Per Bluetooth kann das Smartphone verbunden werden, um per Freisprecheinrichtung zu telefonieren oder Musik abzuspielen.
Eine weitere Dimension des On-Board-Entertainment eröffnet sich, wenn man das Handy per USB verkabelt. Dann kann man Android Auto bzw. Apple Car Play aktivieren, am Touchscreen Spiele spielen und sich vom stets überlegenen Google Maps navigieren lassen. Das Ansteuern von Musik-Streaming-Apps wie Spotify und Soundcloud über das Auto-Display funktionierte beim Testen allerdings nicht.
Schwächen bei Schall und Licht
Apropos Musik: Große Abstriche wurden im Spring beim Soundsystem gemacht. Es gibt nur 2 Lautsprecher, die oben am Armaturenbrett integriert wurden. Für anspruchsloses Radio-, Musik- oder Hörspielhören reicht es aus, aber selbst billige Bluetooth-Boxen erzeugen einen besseren Bass.
Ein weiterer Abstrich, der beim Testen auffällig war, ist die Innenraumbeleuchtung. Die vollständig geschlossenen Vordersitzlehnen blockieren das Licht der Deckenleuchte. Wer jemals versucht hat, im Dunklen mit Kindersitzgurten zu hantieren, weiß, dass das ein Problem sein kann. Bei Nacht sind außerdem einige wenige Knöpfe nicht beleuchtet, die gerade im Winter doch eine gewisse Relevanz haben könnten, etwa jener für die Heckscheibenheizung.
Pro & Contra
Pro
- Niedriger Preis. Comfort-Plus-Variante kostet nur geringfügig mehr als Basismodell, bietet aber einige Annehmlichkeiten mehr
- Kompakte Ausmaße. Knapper, aber ausreichender Platz für eine vierköpfige Familie und ein für einen Kleinwagen gutes Kofferraumvolumen. Kombiniert mit Rückfahrkamera sind die Parkplatzsuche und das Einparken sehr einfach
- Fahrverhalten. Trotz kleinem Motor ist man flott unterwegs, auf der Autobahn immerhin mit bis zu 125 km/h. Geräuschdämmung ist gut, Federung ebenso
Contra
- Geringe Ladeleistung. Die maximale Ladeleistung von 30 kWh wurde im Test nicht erreicht. In Kombination mit dem vergleichsweise kleinen Akku (27,3 kWh) wäre schnelles Laden aber wichtig, wenn man doch mal längere Ausfahrten machen will
- Abstriche bei der Ausstattung. Soundsystem und Innenraumbeleuchtung sind schwach
- Crashtest-Resultate. Nur einer von fünf Sternen stimmt nachdenklich
Fazit
Dacia hat mit dem Spring ein kleines, leichtes Elektroauto geschaffen, das sich gut fährt, intuitiv verständlich ist und seine Stärken auf kurzen Fahrten ausspielt - egal ob bei der Parkplatzsuche in der Stadt, bei Ausflügen in einen nahen Wald oder Erledigungstouren am Land. Der nominell schwach erscheinende Motor ist erstaunlich kräftig, die Geräuschdämmung besser, als man es erwarten würde.
Man merkt dem Auto an, dass bei der Entwicklung harte Entscheidungen getroffen wurden, die nicht immer ganz verständlich sind. Sind serienmäßige elektrische Fensterheber hinten wirklich wichtiger als ein zusätzliches Licht über der Rückbank? Hätte man nicht ein paar Euro in mehr oder bessere Lautsprecher investieren können?
Mit anderen Entscheidungen kann man leichter leben. Zuknallende Türen, kein "P" auf der Gangschaltung, kein sanftes Aufklappen des Handschuhfachs? Who cares!
Schwierig wird es, wenn man sich die neuesten Crash-Test-Resultate ansieht. Der Dacia Spring erhielt dabei nur einen von fünf Sternen. Der Schutz von Fahrzeuginsassen sowie von Fußgängern sei bei dem Elektroauto unterdurchschnittlich, kritisiert der ÖAMTC.
Preise
Der Preis ist der größte Vorteil des Dacia Spring. In der Grundausstattung (Comfort) kostet das Auto 19.390 Euro, die von uns getestete Comfort-Plus-Variante ist mit 20.790 Euro nicht viel teurer. Abzüglich staatlicher Elektroautoförderung von 5.000 Euro und mit Einführungsaktion kommt man zu Preisen ab 14.390 Euro. Billiger geht es beim E-Auto-Kauf tatsächlich nur, wenn man zu etwas noch Kleinerem - etwa einem Renault Twizy - greift.
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