Smart #3 im Test

Smart #3 im Test

© David Kotrba

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Smart #3 im Test: Hübscher und besser als sein E-Auto-Bruder

Optisch macht der Dreier mehr her als die Nummer 1

Vor ein paar Monaten durfte ich den Smart #1 testen, den ersten Spross aus dem neuen Joint-Venture von Mercedes mit Geely. Nun war das zweite E-Auto an der Reihe, das Smart hervorgebracht hat, seitdem es sich von seiner Vergangenheit als Kleinfahrzeughersteller losgesagt hat.

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Der Smart #3 sieht seinem Bruder in vielen Belangen ziemlich ähnlich, ist mit coupehaftem Design aber eindeutig aerodynamischer und subjektiv hübscher gestaltet.

Smart #3 im futurezone-Test

In 5,8 Sekunden auf 100 km/h

Mit 4,4 Metern Länge ist der Smart #3 (ausgesprochen: Hashtag 3) um 13 Zentimeter länger als der #1. Außerdem ist er niedriger (1,56 statt 1,63 Meter) und breiter (1,84 statt 1,82 Meter). Die von mir getestete Premium-Version hat einen Motor, der 75 kW Dauerleistung und 200 kW Spitzenleistung aufweist. Mit 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist der #3 etwas antrittsstärker als sein Bruder.

Mit dem 66 kWh-Akku sollte man 455 Kilometer weit kommen (#1: 440 km). Für die höhere Reichweite mitverantwortlich ist wahrscheinlich das abgerundete Glasdach, die 10 Kilogramm Mehrgewicht (insgesamt 1.810 kg) stören da offenbar nicht.

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Technische Daten

Smart #3 Premium

  • Dauerleistung: 75 kW/ 102 PS
  • Spitzenleistung: 200 kW/ 272 PS
  • Beschleunigung 0 - 100 km/h: 5,8 Sekunden
  • Maximales Drehmoment: 343 Nm
  • Antriebsart: Vorderradantrieb
  • Leergewicht: 1.810 kg
  • Höchstes zulässiges Gesamtgewicht: 2.260 kg
  • Akku: 66 kWh
  • Reichweite: 455 km (WLTP)
  • Verbrauch: 16,3 kWh/100 km
  • Ladeanschluss: CCS
  • Ladeleistung: max. 150 kW (DC)
  • Basispreis: 47.700 Euro

Statt einem Fuchs grüßt ein Gepard

Der Smart #3, der mir vom Hersteller zum Testen zur Verfügung gestellt wurde, sieht mit seinen runden Formen, versenkten Türgriffen und großen Rädern sehr sportlich aus. Die zweifärbige "Quantum Blue Metallic - Eclipse Black"-Lackierung verleiht dem Auto zusätzlich ein auffälliges Aussehen. Im Innenraum sieht für Menschen, die schon mal in einem #1 gesessen sind, alles gewohnt aus. Das Interieur in beige und hellgrau samt LED-Lichtbändern und einer Vielzahl an Beats-Lautsprechern habe ich schon beim Brudermodell gelobt.

Steigt man in den Smart #3 ein (der runde Funkschlüssel sperrt bei Annäherung auf), wird man am zentralen Display von einem Gepard begrüßt. Das Polygon-Tier kann genauso wenig wie der Fuchs beim #1: Es sieht nur süß aus, wenn es sich streckt und räkelt. Einen Start-Knopf gibt es nicht, man schaltet mittels Hebel hinter dem Lenkrad einfach auf "D" wie "Drive" uns los geht's.

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Komfortabler und schicker Innenraum mit Ledersitzen und vielen LED-Bändern

Assistent besser, Navi nicht

Das Fahrgefühl im Smart #3 ist wie beim Brudermodell einwandfrei. Das Auto gleitet angenehm dahin, je nach gewähltem Fahrmodus (Eco, Komfort, Sport) mehr oder weniger spritzig. Die Lenkung ist leichtgängig, die Federung straff, die Neigung in Kurven sehr moderat. Der Smart Drive Modus, der die Kontrolle auf Autobahnen übernimmt, ist ein wenig besser geworden. Eigentlich dürfte es hier keine Unterschiede zum #1 geben, aber die Wirkung der Over-the-Air Software-Updates kann sich schon innerhalb kurzer Zeit bemerkbar machen.

Bei der Navigation wurde seitens Smart bisher nur wenig nachgebessert. Am meisten nervt, dass es keine intuitiv ersichtliche Option gibt, die Karte dauerhaft auf Norden auszurichten. Sie dreht sich ständig mit, was die eigene Orientierung erschwert. Bei der Suche nach Ladestationen bekommt man Standorte angezeigt, die nicht öffentlich zugänglich sind, etwa auf dem Betriebsgelände eines Autohändlers. Auch den Anweisungen, welche Fahrspur man bei Abfahrten zu wählen hat, ist nicht immer zu trauen.

Update: Ein futurezone-Leser und Smart-Besitzer hat mich darauf hingewiesen, dass ein Tipp auf den Fortschrittsbalken ganz rechts am Display genügt, um die Karte nach Norden auszurichten.

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Autobahnauffahrt Altmannsdorf: Wer geradeaus fahren will, sollte keinesfalls auf den rechten beiden Spuren fahren. Das Smart-Navi schlägt das aber vor

Gleichzeitig plappernde Stimmen

Statt des proprietären On-Bord-Entertainment-Systems kann man auch Apple Car Play oder Android Auto wählen, wodurch sich die funktionierende Navi-Welt von Google Maps eröffnet. Spotify hingegen war über Android Auto tagelang nicht zugänglich, bis sich die App plötzlich doch öffnete. Die Bluetooth-Verbindung mit dem eigenen Smartphone machte ebenfalls Macken. Zwischendurch wurde die Verbindung immer wieder unterbrochen.

Wenn das Smartphone verbunden ist, kann man sich eingehende Nachrichten, etwa per WhatsApp oder SMS, vom Smart #3 vorlesen lassen. Läuft parallel das Navi, überlagern sich die Stimmen einfach. Das Audiosystem passt im Übrigen seine Lautstärke je nach Geschwindigkeit an. Auf Dauer nervt das gewaltig, in den Optionen kann man es allerdings ausschalten. Gerade im unteren Geschwindigkeitsbereich ist es völlig unnötig. Bei 30 oder 50 km/h sind die Umgebungsgeräusche im #3 nicht signifikant anders.

Hyperaktive Totwinkelwarnung

Die Soundqualität des Beats-Audiosystems ist hervorragend. Die 13 Lautsprecher decken das hör- und spürbare Frequenzspektrum kraftvoll ab. Durchgängig Musik genießen kann man jedoch selten. Ständig sind Warnmeldungen zu hören.

Vor allem der Totwinkelwarner ist hyperaktiv. Warnmeldungen inklusive gelber Lichtsignale vom Seitenspiegel ertönen etwa bereits, wenn man an einem Zaun vorbeifährt. Ständig gewarnt wird man außerdem bei kleinsten Geschwindigkeitsüberschreitungen. Man kann das abschalten, aber bei der nächsten Fahrt ist diese Funktion automatisch wieder aktiviert.

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Der Kofferraum ist relativ geräumig, nur allzu hoch sollten Gepäckstücke nicht sein

Heckklappensensor statt Knopf

Das Platzangebot im Smart #3 ist ziemlich gut. Erwachsene können auch auf der Rückbank komfortabel sitzen. Für Kindersitze gibt es Isofix-Halterungen. Das Kofferraumvolumen ist mit 370 Liter ganz okay. Unter dem Ladeboden ist genug Platz für Ladekabel, Erste-Hilfe-Set und Sonstiges.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass es Außen scheinbar keinen Knopf zum Öffnen der Heckklappe gibt. Es gibt ihn aber: Er versteckt sich im "a" des Smart-Logos, wie mir der Hersteller mitgeteilt hat. Findet man diesen Knopf nicht, drückt man einen Knopf auf der Fernbedienung oder man wackelt mit dem Fuß unter der Heckstoßstange herum. Der Sensor dafür erkennt die eigenen Absichten aber nicht immer.

Das Aufladen klappte beim Smart #3 im Gegensatz zum Smart #1 problemlos. An einer 50 kW-Ladestation wurde der Akku innerhalb von 21 Minuten um 16 kWh aufgefüttert.

Fazit und Preis

Der Smart #3 ist ein schickes Elektroauto, das mit ansprechendem Design und einer soliden technischen Basis punktet. Es fährt sich angenehm und kann bei Bedarf rasant beschleunigen. Das Panoramadach und das LED-beleuchtete Interieur verströmen futuristische Vibes, das Soundsystem sorgt für die musikalische Untermalung. Coolness und Verspieltheit waren für Smart offenbar auch für die Gestaltung seiner Infotainment-Software wichtig, auf manche Details wurde dabei aber vergessen.

Gewisse Dinge am Smart #3 nerven, etwa die immer wieder aktive Geschwindigkeitswarnung. Man könnte Fahrer*innen noch mehr Personalisierungsmöglichkeiten geben, aber man hat sich dagegen entschieden - vielleicht, um nicht zu viel Komplexität in die Sache zu bringen. Vielleicht kommt ja eines Tages ein Over-the-Air-Update mit mehr Kontrollmöglichkeiten. Seit meinem Test des Smart #1 hat es softwareseitig bereits leichte Verbesserungen gegeben.

In einer Sache ist der #3 seinem Bruder jedenfalls überlegen: Er sieht besser aus. Preislich gibt es nur einen geringen Unterschied. Der Smart #3 Premium kommt auf 47.700 Euro. Die Basisvariante "Pro" gibt es ab 39.700 Euro.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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