
Nothing Phone 3a und 3a Pro im Test.
Nothing Phone 3a und 3a Pro im Test: Nichts Essenzielles
Das Nothing Phone 2a des gleichnamigen britischen Smartphoneherstellers gilt mit mehr als einer Million verkaufter Exemplare als erfolgreichstes Handy des noch jungen Unternehmens. Nun will die Marke mit dem Nothing Phone 3a und 3a Pro an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Von der Masse sollen sich die Geräte mit einem eigenen KI-Knopf abheben - mittlerweile 8 Jahre alte Samsung-Geräte lassen grüßen.
Aber der Reihe nach. Nothing ist seiner Designsprache treu geblieben und verleiht seinen Geräten wieder einen industriellen Touch, indem man auf eine transparente Rückseite setzt, unter der sich scheinbar technische Komponenten befinden (die allerdings rein ästhetisch sind). Auch die Glyphs, die LED-Streifen auf der Rückseite, sind als Markenzeichen von Nothing wieder mit an Bord. Das Nothing 3a ist in den Farben Schwarz, Weiß und Blau (exklusiv auf der Nothing-Website) erhältlich; das 3a Pro gibt es in Schwarz und Silber-Grau.
Verblüffende Ähnlichkeit
Sowohl Design als auch Glyphs erinnern stark an den Vorgänger. Das Nothing 3a sieht dem 2a, das Kameramodul ausgenommen, zum Verwechseln ähnlich. Ja, das Nothing Phone 3a ist leicht größer und das Muster leicht unterschiedlich, auf den ersten Blick fällt das allerdings kaum auf. Lediglich die Kamera lässt erkennen, dass es sich um eine Weiterentwicklung handelt. Anstelle von 2 besitzt das Nothing Phone 3a nun 3 horizontal angeordnete Linsen (50-MP-Hauptkamera, 50-MP-Teleobjektiv-Kamera und 8-MP-Ultra-Weitwinkel-Kamera).

Nothing Phone 2a, 3a und 3a Pro (v.l.n.r.) in einer Reihe.
© Strobl
Beim Nothing 3a Pro kommt beim Teleobjektiv sogar eine Teleskopkamera zum Einsatz. Bis auf die Teleskopkamera, die Frontkamera und die fehlende eSIM-Funktion sind 3a und 3a Pro allerdings ident. Die Teleskopkamera bedeutet allerdings auch, dass das gesamte Kameramodul größer ausfallen muss. Nothing setzt hier, wie viele andere Anbieter auch, auf ein kreisrundes, etwa 5,5 Zentimeter großes (Durchmesser) und 5 Millimeter hohes Kameraplateau. Die Linsen sind asymmetrisch angeordnet - das kann man mögen oder nicht.
Durch das Kameraplateau verlagert sich der Schwerpunkt des Handys, sodass man am Anfang Angst hat, dass es vornüberfällt. Außerdem ist man quasi gezwungen, seinen Zeigefinger direkt unter dem Plateau zu platzieren, wenn man das Smartphone hält. Das mag am Anfang ungewohnt sein, nach ein paar Tagen hat man sich allerdings daran gewöhnt. Auch das Design des 3a Pro, das mir zunächst eher nicht zugesagt hat, ist mir im Laufe des Tests ans Herz gewachsen.
Kein kleines Smartphone
Als Bildschirm kommt bei beiden Smartphones ein 6,77 Zoll großes OLED-Display zum Einsatz, das von einer Punch-Hole-Frontkamera oben mittig durchlöchert ist. Bei 3a Pro setzt man hier auf eine 50-MP-Kamera, die auch 4K-Videos aufnehmen kann. Das Non-Pro-Modell hat nur eine 32-MP-Kamera. Geschützt wird die Front von sogenanntem Panda Glass - eine Chinaversion des US-amerikanischen Gorilla Glass. Verarbeitungstechnisch gibt es bei beiden Smartphones nichts auszusetzen.
Das IP-Rating konnte Nothing von IP54 auf IP64 erhöhen (staubdicht und Schutz gegen allseitiges Spritzwasser). Der Rahmen besteht laut Hersteller aus Aluminium, fühlt sich allerdings verdächtig nach Plastik an. Auch Smartphone-Zerstörer Zack Nelson, Betreiber des YouTube-Kanals JerryRigEverything, ist dieser Ansicht. Dem Panda Glass gibt er gute Bewertungen.
Kamera mit starker Nachbearbeitung
Wer sich für das Nothing 3a Pro entscheidet, tut das vor allem wegen der Kamera. Im Vergleich ist der Unterschied allerdings gar nicht so groß, wie man zunächst vermuten würde. Hauptkamera und Ultraweitkamera sind immerhin ident, auch beim Prozessor und damit bei der Nachbearbeitung gibt es keine Unterschiede. Die normale Weitwinkelkamera macht gute Fotos, wie man sie für ein Smartphone in diesem Preissegment erwartet. An den Aufnahmen gibt es an sich nichts auszusetzen, es sei denn, man fotografiert Gesichter. Dann kommt eine aggressive HDR+-Nachbearbeitung zum Einsatz, die für meinen Geschmack etwas zu dick aufträgt.
Die Funktion kann man zwar ausschalten, standardmäßig ist sie allerdings eingeschaltet. Entweder deaktiviert man sie also jedes Mal, wenn man die Kameraapp öffnet, oder man erstellt sich eine Voreinstellung, bei der die Funktion deaktiviert ist. Nothing bietet von Haus aus mehreren solcher “Voreinstellungen” an, die ähnlich wie Filter funktionieren. Die Nothing-Community kann selbst erstellte Voreinstellungen auch untereinander teilen, um Bilder in einer bestimmten Farbpalette - etwa der einer speziellen Kamera oder eines speziellen Films - aufzunehmen.

Beispiel einer solchen Voreinstellung.
© Strobl
Die Ultraweitwinkelkamera schneidet bei beiden Smartphones eher schwach ab. Durch den 8MP-Sensor gehen merklich Details verloren, für mehr als den einen oder anderen Schnappschuss reicht es hier nicht. Das nimmt das Unternehmen in Kauf. Das Downgrade vom Nothing Phone 2a, wo noch eine 50-MP-Ultraweitwinkelkamera zum Einsatz kam, rechtfertigt es damit, dass Nutzer ohnehin selten Bilder mit der Ultraweitwinkelkamera aufnehmen.
Bei der Frontkamera ist die Sättigung beim Nothing Phone 3a sichtbar höher. Im Vergleich wirkt es, als hätte sich über die Selfies des 3a Pro ein leichter Grauschleier gezogen. Einerseits präferiere ich hier das “normale” 3a, auch wenn es mein Gesicht roter wirken lässt, als ich es eigentlich gerne hätte.
Selfies 3a Pro



4 Bilder
Selfies 3a



4 Bilder
Die Tele-Linse ist allerdings das, was das Nothing Phone 3a Pro auszeichnet. Der dreifache optische Zoom und laut Unternehmen 6-fache “lossless Zoom” der Periskopkamera sucht in der Preisklasse unter 500 Euro seinesgleichen. Mit der Periskopkamera hebt sich das 3a Pro deutlich vom Non-Pro-Gerät ab. Besonders gut ist das etwa zu erkennen, wenn man Text aus einer gewissen Entfernung fotografiert. Während dieser beim Nothing Phone 3a langsam aber sicher verschmiert, liefert das 3a Pro beeindruckend scharfe Bilder.

6-facher Zoom 3a (l) vs. 3a Pro.
© Strobl

10-facher Zoom 3a (l) vs. 3a Pro.
© Strobl

Makroaufnahme 3a (l) vs. 3a Pro.
© Strobl
Was ist eine Periskopkamera
Bei einer Periskopkamera im Smartphone fällt das Licht nicht gerade auf einen hinter der Linse liegenden Sensor, sondern wird von einem Prisma um 90 Grad umgelenkt (wie bei einem Periskop). Dadurch wird die Brennweite verlängert, also der Abstand zwischen Linse und Brennpunkt. Je größer diese Brennweite ist, desto größer ist auch der optische Zoom.
Beispielbilder



13 Bilder
Mittelmäßige Innereien, sehr gute Laufzeit
In den Smartphones werkt mit dem Snapdragon 7s Gen 3 ein Mittelklasse-Chip, von dem man sich allerdings keine Leistungswunder erwarten darf. Im Vergleich zum MediaTek Dimensity 7200 Pro im Nothing Phone 2a ist es nur ein marginales Update. Beim Speicher wurde ebenfalls auf einen günstigen UFS-2.2-Speicher zurückgegriffen, was bei Fans Kritik auslöste. Das bereits in die Jahre gekommene Speicherformat ist bei der alltäglichen Nutzung nicht bemerkbar und übertrifft sogar den UFS-3.1-Speicher im Nothing Phone 1. Grund dafür sollen Softwareoptimierungen sein. Der Snapdragon 7s Gen 3 ist auch für Gaming geeignet, wenn auch nicht unbedingt immer auf der höchsten Stufe.
Wo der Chip allerdings seine Stärke ausspielt, ist beim Thema Laufzeit. Trotz 6,77-Zoll-Display kommt man mit dem Smartphone locker über den Tag, bei gemäßigter Nutzung sind auch 2 Tage möglich. Um die Batterie zu schonen, kann man auch auswählen, dass sie maximal nur auf 70, 80 oder 90 Prozent geladen wird. Dadurch soll sich der Akku langsamer verschlechtern. Das funktioniert mit 50 Watt, allerdings nur per Kabel. Kabelloses Laden bietet weder das Nothing Phone 3a, noch das 3a Pro.
Softwareseitig kommt Android 15 mit dem Nothing-typischen Design zum Einsatz, genannt Nothing OS. Mittlerweile ist das Unternehmen bereits bei Version 3.1 angekommen. Insgesamt verspricht das Unternehmen 3 Android-Updates (also bis Android 18) und 6 Jahre Security-Updates. Damit ist man zwar nicht auf einer Stufe mit Apple, Google oder Samsung, als kleines Unternehmen kann sich die Updatepolitik allerdings sehen lassen. Dass die Software gepflegt wird, sieht man besonders in den ersten Monaten nach dem Launch. In den vergangenen 2 Monaten hat Nothing bereits mehrere Updates ausgespielt, um Funktionalitäten hinzuzufügen (etwa den “Private Space” im App Drawer) oder zu verbessern (etwa die Kamera).
Nicht essenzieller Essential Space
Das Alleinstellungsmerkmal des Nothing Phone 3a und 3a Pro ist allerdings der sogenannte Essential Space. Diesen kann man sich als Screenshot- und Sprachmemo-Speicherplatz mit KI-Unterstützung vorstellen. Drückt man auf den Essential-Knopf (unter dem Entsperr-Knopf), wird ein Screenshot angefertigt, drückt man ihn länger, kann man direkt dazu ein Sprachmemo aufnehmen. Das funktioniert auch in der Kamera. Beim doppelten Drücken öffnet sich der Essential Space und man kann die zuvor gespeicherten Screenshots ansehen.
Dort wird von einer KI in Stichpunkten zusammengefasst, was auf dem Screenshot zu sehen ist bzw. das Sprachmemo transkribiert - insofern eine Internetverbindung vorhanden ist. Laut Nothing funktioniert das am besten auf Englisch, aber auch deutsche Sprache versteht die KI bereits, wenn es auch manchmal zu Missverständnissen kommt. In der App lassen sich auch Erinnerungen einstellen. Fotografiert man etwa ein Theaterplakat mit einem bestimmten Datum und einer bestimmten Zeit, richtet die App den Zeitpunkt als Erinnerung ein.
Essential Space Funktionen



8 Bilder
Die KI im Essential Space kann auch mathematische Aufgaben lösen und Bilder erkennen, scheitert aber an anderen Aufgaben, wie etwa ein Rezept zu generieren. Außerdem kann die KI nur das analysieren, was auf einem Screenshot drauf ist, nicht etwa einen ganzen Artikel. Die Zusammenfassung ist dann meist gleich lang wie der Ausschnitt selbst.
Bis die KI ihr Werk erledigt hat, dauert es ein paar Sekunden. Welches Modell dahinter steckt, verrät das Unternehmen nicht. Und leider auch nicht, ob Essential Space auch in Zukunft kostenlos sein wird. Es gibt aber Hinweise, dass dies nicht der Fall sein wird. Einige Nutzer erhielten bereits Benachrichtigungen, dass sie ihr Limit an Anfragen erreicht hätten. Auch im Quelltext der App fanden sich Hinweise auf ein mögliches Abo-Modell.
Für mich bietet Nothings Essential Space noch keinen Mehrwert. Es kann keine ganzen Artikel zusammenfassen, in der App fehlt eine Suche, mit der man nach bestimmten Stichwörtern suchen kann, es besteht keine Verbindung zum Google-Kalender, um etwa die Termine einzutragen, und eine Desktop-Version davon gibt es auch nicht. Nothing beteuert zwar, dass es sich beim Essential Space um ein Work in Progress handelt, es ist aber viel Arbeit nötig, um die App zu etwas zu machen, das ich auch wirklich nutze.
So würde ich mir etwa wünschen, dass man das KI-Modell in der App frei wählen darf. Am besten sollte man den Knopf auch neu zuweisen oder gänzlich deaktivieren können - es ärgert mich immer wieder, wenn ich unabsichtlich einen Screenshot von irgendwas aufnehme. Außerdem konkurrieren viele Funktionen des Essential Space mit dem Circle-to-Search-Feature, das ebenfalls auf dem Smartphone vorhanden ist.
Fazit
Das Nothing Phone 3a und 3a Pro sind solide Smartphones im Mittelklassebereich, Verarbeitung und Design sind Nothing-typisch hochwertig. Der UVP liegt beim normalen 3a bei 330 bzw. 380 Euro (8 RAM +128 Speicher, 12 RAM + 256 Speicher), beim 3a Pro bei 460 Euro (12+256).
Die Kamera beim 3a Pro ist zwar besser, allerdings nicht so viel, wie man auf den ersten Blick vermuten würde. Allein die eSIM-Funktion des Pro-Modells ist es Wert, das 3a Pro zu wählen. Ob das den Aufpreis von mindestens 80 Euro wert ist, ist aber fraglich.
Der Essential Space - das, was das Nothing Phone 3a und 3a Pro von anderen Smartphones abhebt - ist für mich (noch) nicht essenziell, sondern eher ein Ärgernis. Hier lohnt es sich, zu warten, bis die Funktion besser ausgegoren ist.
Im Preisbereich zwischen 300 und 400 Euro tummeln sich allerdings auch noch andere Smartphones, die den Nothing-Geräten das Wasser abgraben wollen. Das Samsung Galaxy A56 5G sowie das Google Pixel 8a können etwa durch lange Updatezeiträume (jeweils noch 6 Jahre) bei den Android-Versionen punkten.
Wem die Ästhetik von Nothing reicht, kann sich auch das kürzlich erschiene CMF Phone 2 Pro der Untermarke CMF ansehen. Hier muss man zwar auf die Glyphs und den Essential Space verzichten, die Software ist allerdings größtenteils ident. Außerdem wurde ein großer Kritikpunkt des Vorgängers, das fehlende NFC, ausgemerzt. Und Geld spart man sich auch: Die unverbindliche Preisempfehlung liegt hier bei 250 bzw. 280 Euro (8+128/8+256).
WARUM WIR PARTNERLINKS EINSETZEN
Unsere Artikel entstehen in redaktioneller Unabhängigkeit. Die futurezone kann aber eine Provision erhalten, wenn ihr über einen der verlinkten Shops etwas kauft. Was das bedeutet, erfahrt ihr hier.
Kommentare