Samsung Ativ Book 9 Plus im Test: Mehr als nur Retina
Mit dem MacBook Pro Retina 13,3 Zoll war Apple für einige Zeit konkurrenzlos. An die Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixel bei einem 13,3 Zoll Bildschirm haben sich mittlerweile aber Acer und Asus versucht. Samsung bietet jetzt mit dem Ativ Book 9 Plus nicht nur ein Ultrabook, das leichter und dünner als das MacBook Pro ist, sondern auch ein höherauflösendes Display hat, das noch dazu ein Touchscreen ist. Die futurezone hat das Ativ Book 9 Plus getestet.
Design
Das Ultrabook orientiert sich optisch stark an Samsungs bisherigen Serie 9 Geräten. Das Gehäuse besteht komplett aus Aluminium. Nach vorne hin ist es spitz zulaufend, hinten gibt es eine Wölbung, in der die Anschlüsse untergebracht sind.
Anstatt dem üblichen Schwarz ist das Aluminium-Gehäuse in einem leicht blaustichigen Schwarz gehalten. Das sieht elegant aus, ist aber ein Magnet für Fingerabdrücke und -schmierer. Der schmale Rand des Notebooks ist Chrome-farben, was zusätzlich die schlanke Linie des Geräts betont.
Handhabung
Mit einer Dicke von 13,6 mm und einem Gewicht von 1,39 Kilogramm ist das Ativ Book 9 Plus ein angenehmer Begleiter in Rucksack und Tragetasche. Durch die schlanke Linie ist aber auch die Aussparung an der Front relativ knapp ausgefallen, die das Aufklappen des Displays erleichtern sollte. Ein einhändiges Aufklappen ist deshalb kaum möglich. Die Gummifüßchen an der Unterseite sind etwas zu glatt, weshalb das Ultrabook nicht optimal gegen ein Wegrutschen gesichert ist. So rutscht es beim Versuch des Aufklappens etwas nach hinten, im sonstigen Betrieb fällt dies aber nicht weiter negativ auf.
Das Scharnier des Displays ist optisch gut in das Design des Ultrabooks integriert. Es ist weder zu steif noch zu lose, hält also das Display verlässlich im eingestellten Winkel, ohne, dass zu viel Kraftaufwand zum Verstellen nötig ist. Auch das Nachwackeln des Displays bei Vibrationen ist angenehm gering. Der maximale Winkel des Displays ist 180 Grad. Es kann komplett flach gemacht werden, wenn man dies wünscht.
Tastatur
Die Tastatur ist gelungen. Die Abstände zwischen den Tasten sind ausreichend groß, ebenso die Höhe der Tasten. Die Tasten sind einen Hauch schwergängiger als bei Ultrabooks anderer Hersteller, dafür gibt es aber einen angenehmen, deutlich fühlbaren Tastenanschlag, mit nahezu keinem Leerlauf. Durch das relative steife Aluminiumgehäuse gibt die Tastatur beim Tippen nicht nach, was bei manchen anderen Ultrabooks unangenehm ist.
Durch die flache Front und die ausreichend dimensionierte Auflagefläche links und rechts neben dem Touchpad ist auch das Tippen längerer Texte problemlos möglich. Die Beleuchtung der Tasten wird automatisch in dunkler Umgebung aktiv. Die Dauer und Stärke der Beleuchtung ist in der Software einstellbar. Auch in der stärksten Stufe ist die Beleuchtung nicht besonders hell, aber noch ausreichend.
Touchpad
Die Größe des Touchpads ist ebenfalls gut. Die Beschichtung ist ein guter Kompromiss aus Griffigkeit und Gleitfreudigkeit. Nicht optimal funktionieren die Fingertouch-Gesten auf dem Touchpad. Pinch-to-Zoom im Browser ist ruckelig, scrollen mit zwei Fingern funktioniert hingegen problemlos. Auch beim Hineinzoomen in Fotos ist mit dem Touchpad eine Verzögerung bemerkbar. Macht man die selbe Geste am Touchscreen, gibt es diese Verzögerung nicht.
Display
Das 13,3 Zoll große Display hat gute Betrachtungswinkel, mit angenehm geringen Farbveränderungen bei etwas steileren Winkeln. So kann man sich problemlos im Bürosessel zurücklehnen um einen YouTube-Clip zu schauen, ohne den Winkel des Displays anpassen zu müssen.
Die Farbdarstellung ist kräftig und leuchtend, ohne übertrieben gesättigt zu wirken. Die maximale Helligkeit ist für das Arbeiten in Innenräumen gut. Für Draußen und direktes Sonnenlicht reicht es jedoch nicht, da die Helligkeit nicht gegen das stark spiegelnde Glas des Touchscreens ankommt. Auch bei einigen Games muss man den Gamma-Wert in die Höhe schrauben. Durch die Spiegelungen sieht man in dunklen Levels zu wenig, selbst wenn man mit dem Notebook nur in einem gut ausgeleuchteten Innenraum statt im Freien sitzt.
Fingereingaben über den Touchscreen werden präzise erkannt und flüssig umgesetzt. Allerdings sollte man ein Putztuch griffbereit haben. Denn nicht nur das Aluminiumgehäuse zieht Fingertapser magisch an, auch das stark spiegelnde Display hat eine Vorliebe für Fingerabdrücke.
Keine Pixelpracht unter Windows 8
Das „Plus“ im Ativ Book 9 Plus ist die Display-Auflösung von 3.200 x 1.800 Pixel. Während das MacBook Pro Retina 13,3 Zoll auf eine Pixeldichte von 216 ppi hat, sind es beim Ativ Book 9 Plus 276 ppi.
Die Frage ist, was macht man mit so viel Pixeln auf so wenig Raum? In Windows 8 nicht viel, da es nicht gänzlich für solch hohe Auflösungen ausgelegt ist. Zwar kann man in der Desktop-Ansicht die Auflösung 3.200 x 1.800 Pixel wählen, jedoch sind die Icons und Schriften bei 125 und sogar 150 Prozent Größe zu klein, um sinnvoll damit zu arbeiten. Bei „Benutzerdefinierte Optionen für die Größenanpassung“ kann manuell 200 Prozent gewählt werden, wodurch aber Bedienelemente, Icons und Menüs so aufgeblasen werden, dass sie unscharf aussehen.
Besser mit Windows 8.1
Für den Test wurde Windows 8.1 mit den Preview-Treibern für Intels Grafikchipsatz HD 4400 auf dem Ultrabook installiert. Mit Windows 8.1 wird die 200-Prozent-Skalierung von Haus aus unterstützt. Schriften, Windows-Icons und Menüs sehen in der Desktop-Ansicht deutlich besser als mit Windows 8 aus, aber nicht perfekt. Zudem ist die Skalierung noch nicht durchgehend umgesetzt. So werden etwa Meldungsdetails des Wartungscenters nicht hochskaliert und viel zu klein dargestellt. Auch bei einigen Programmen mit eigenen Menüoberflächen, die noch nicht für solch hohe Auflösungen ausgelegt sind, sieht die Darstellung nicht optimal aus. Entweder sind Schriften zu klein oder so hochgerechnet, dass sie unscharf aussehen.
In der Kachelansicht gibt es kaum Beeinträchtigungen durch die hohe Auflösung – nur das ein oder andere Programm-Icon, wie etwa IrfanView und Chrome, wird entweder klein dargestellt oder etwas unscharf hochgerechnet. Einige Apps sind auch noch nicht angepasst für hohe Auflösungen. So sehen etwa der Internet Explorer und die Fotoalbum-App sehr gut aus, die Karten der Karten-App allerdings leicht unscharf.
Bei grafischen Anwendungen kann das hochauflösende Display brillieren. Fotos sehen fantastisch auf dem Display aus, bei Grafikprogrammen und Bildbearbeitungs-Software hilft das Pixelplus ebenfalls.
Bei FullHD-Videos macht die hohe Auflösung keinen allzu großen Unterschied. Allerdings ist wieder das Display zu dunkel, um in heller Umgebung gegen die Spiegelungen anzukommen, was vor allem bei düsteren Filmszenen ärgerlich ist. Spiele, wie SimCity, die nativ die hohe Auflösung unterstützen, würden theoretisch besser aussehen – allerdings mangelt es dem Ativ Book 9 Plus an Leistungsreserven, um die Grafik in ausreichend hoher Qualität darzustellen.
Hochformat
Eine etwas unorthodoxe Anwendung für das hochauflösende Display ist die Darstellung von Websites im Hochformat. Bei langen Websites, wie futurezone.at, sieht die hochauflösende Darstellung im Hochformat sehr gut aus.
Da der Bildschirm einen sehr großen Klappwinkel hat, kann man das Ultrabook nicht nur hochformatig auf dem Schreibtisch stellen, sondern auch wie eine aufgeschlagene Zeitung halten. Natürlich wäre ein Tablet für dieses Anwendungsszenario geeigneter und in der U-Bahn weniger peinlich. Auch muss man die Ausrichtung des Displays manuell bestimmen, da das Ativ Book 9 Plus keinen Lagesensor hat, da man diesen bei einem Ultrabook üblicherweise nicht benötigt.
Das Ultrabook hat einen Intel Prozessor der vierten Generation. Mit dem i5 mit 1,6 GHz, Intel HD 4400 Grafikchip und 4 GB RAM ist es zu schwach ausgestattet, um das Potenzial des hochauflösenden Displays voll auszuschöpfen. Auch die SSD mit 128 GB gehört mittlerweile zum Standard für günstigere Ultrabooks, ist aber bei einem 1.349 Euro teuren Gerät nicht angemessen. Eine besser ausgestattete Variante gibt es nicht – nur eine um 50 Euro teurere, die Windows 8 Pro statt Windows 8 installiert hat. Die komplette Unterseite des Gehäuses kann zwar abgeschraubt werden, ein Austauschen von Komponenten durch den User ist aber nicht vorgesehen.
Leistung
Das Notebook hat zwei USB 3.0 Anschlüsse, einen Mini-Ethernet-Port (passender Adapter ist beigelegt) und einen Mini-VGA-Port (passender Adapter ist optional erhältlich). Statt einem Mini-DisplayPort gibt es noch einen Micro-HDMI-Anschluss. An der linken Seite befindet sich ein SD-Slot. Dieser ist von einer Klappe bedeckt, damit die elegante Linie des Gehäuses nicht durch einen Schlitz unterbrochen wird.
Die Benchmarks liefern folgende Ergebnisse: Cinebench OpenGL: 17,17 BpS Cinebench CPU: 2,42 Punkte
3D Mark 11, 3D Mark, 3D Mark 06 und PC Mark 07 verweigerten den Betrieb unter Windows 8.1.
Der Akku hält bei normaler Verwendung und reduzierter Display-Helligkeit sieben bis acht Stunden. Das Betriebsgeräusch unter Volllast ist wahrnehmbar aber nicht störend laut. Links und rechts neben dem Touchpad erwärmt sich das Gehäuse, wird aber nicht unangenehm heiß.
Die Lautsprecher erzeugen einen dumpfen Klang, auch bei niedrigen Lautstärken. Die maximale Lautstärke ist zwar gut, allerdings ist die Tonqualität dann so schlecht, dass es mehr Lärm- als Musikwiedergabe ist.
Fazit
Design, Tastatur und Display des Ultrabooks überzeugen. Auch der UVP von 1.349 Euro für Ativ Book 9 Plus ist in Ordnung, wenn man es mit dem des 13,3 Zoll MacBook Pro Retina vergleicht, das um 150 Euro teurer, aber auch leistungsstärker ist.
Aber da dem Ativ Book 9 Plus die entsprechenden Leistungsreserven fehlen, kann man die 3.200 x 1.800 Pixel fast ausschließlich für das Betrachten hochauflösender Fotos ausnutzen. Eine besser ausgestattete Modellvariante mit Intel i7 CPU, 8 GB RAM und 256 GB SSD, sowie einer Anti-Glare-Beschichtung, wäre wünschenswert. Diese wäre natürlich teurer, gäbe aber die Möglichkeit das gute Display mehr auszureizen.
Technische Daten
Modell: ATIV Book 9 Plus NP940X3G-K01ATMaße und Gewicht: 319,6 x 222,9 x 13,6 mm; 1,39 kgCPU: Intel® Core™ i5 Prozessor 4200U (1,6 GHz bis zu 2,6 GHz, 3 MB L3-Cache)GPU: Intel HD 4400RAM: 4 GB DDR3L, 1.600 MHzBildschirm: 13,3 Zoll SuperBright+ 350 Nit FHD LED-Display, 3.200 x 1.800 PixelSpeicher: 128 GB SSDAkku: 4 Zellen (55,5 Wh)Sonstiges: 1 Mini-VGA(Adaptertyp), 1 Micro HDMI, 2 USB 3.0, 3-in-1 (SD, SDHC, SDXC) Multimedia-Kartenleser, 1 Kopfhörerausgang / Mikro-Kombination, 1 Mini-Ethernet (Adaptertyp), 2 x 2 802.11abg/n, Bluetooth 4.0, WLAN a/b/g/nPreis: 1.349 Euro (UVP)Link:Technische Daten auf der Website des Herstellers