Sonos im Test: Erstklassig mit Einschränkungen
Als Lautsprecher kamen im Zuge des Tests zwei Sonos Play:3 (UVP je 299 Euro) und eine Playbar (699 Euro) zum Einsatz. Ergänzt wurde sie durch einen Sonos Connect (349 Euro), der ein bestehende HiFi-Anlage ins Sonos System integrierte, sowie eine Sonos Bridge (49 Euro), die kabelgebunden am Router hing und über die das SonosNet lief.
Alle Sonos-Komponenten sind in zeitlos schlichtem Design gehalten. Auf den einzelnen Geräten gibt es nicht viel zu entdecken: Lediglich drei Tasten für Lauter, Leiser und Mute befinden sich auf der Oberseite. Die Verarbeitung ist hochwertig und dem Preis angemessen. Neben den Stromanschlüssen verfügen alle Geräte über eine LAN-Schnittstelle. Die Playbar hat zusätzlich einen optischen Audioeingang und der Connect ist darüberhinaus mit einem analogen Audioeingang und -ausgang, sowie einem koaxialen Audioausgang ausgestattet. Außerdem ist die Playbar mit einer Infrarotschnittstelle versehen, sodass sie sich mit herkömmlichen Fernbedienungen steuern lässt.
Klang
Beim Play:3 sorgen ein Hochtöner, zwei Mitteltöner und ein Bassstrahler auf der Rückseite für einen ausgewogenen Sound. Jede einzelne Komponente verfügt über einen eigenen Class-D Digial-Amplifier, sodass insgesamt drei Verstärker verbaut sind. Die Play:3 sind klein und unauffällig, können senkrecht oder waagrecht aufgestellt werden und lassen sich über das Einstellungsmenü zu einem Stereo-Paar miteinander verbinden. Der Klang ist gut abgestimmt und durchaus in der Lage mittelgroße Räume ausreichend zu beschallen. Angesichts der geringen Größe der Lautsprecher ist es wenig verwunderlich, dass man bei tiefen Bässen am ehesten eine Lücke im Frequenzbereich entdeckt.
In der Playbar sind sechs Mitteltöner und drei Hochtöner verbaut, denen ebenso jeweils ein eigener Klasse-D-Verstärker zugewiesen ist. Sie für die Audiowiedergabe von TV-Geräten konzipiert, mit ihrem kräftigen, voluminösen Sound eignet sie sich aber durchaus auch als eigenständiger Musiklautsprecher. Mit einer Kombination aus Playbar, Sub und zwei weiteren Sonos-Lautsprechern besteht die Möglichkeit eine 5.1-Surround-Umgebung zu schaffen.
Installation
Die Inbetriebnahme der einzelnen Komponenten, sowie die Installation einer Multiroom-Umgebung ist denkbar einfach und führt über leicht verständliche Schritt-Für-Schritt-Anleitungen, sodass zwischen Auspacken und dem Ertönen des ersten Musikstücks nur wenige Minuten vergehen. Damit Sonos überhaupt konfiguriert werden kann, ist entweder die kostenlose Sonos App auf Smartphone bzw. Tablet oder der kostenlose Sonos Controller am Computer notwendig.
Sollten bei der Installation oder bei der individuellen Konfiguration Fragen auftauchen, kann man sich in der Regel auf das äußerst vitale Sonos-Forum oder die reichlich vorhandenen Online-Ressourcen verlassen. Das Forum ist zweigeteilt und gliedert sich in forum.sonos.com und ask.sonos.com. Letzteres ist eine 30.000 Mitglieder starke Support-Community, in der in den vergangenen zweieinhalb Jahren gut 18.000 Konversationen stattgefunden haben.
Bei der Installation erzeugen die einzelnen Komponenten parallel zum hauseigenen WLAN das SonosNet. Dieses Netzwerk ist ein AES-verschlüsseltes Peer-to-Peer-Wireless-Mesh-Netzwerk, innerhalb dessen jedes Sonos-Gerät sowohl einen Client als auch einen Access-Point darstellt, sodass die Reichweite gegenüber dem “normalen” WLAN erweitert wird. Der große Vorteil dabei ist, dass sich jede Sonos-Komponente nur in Reichweite eines anderen Sonos-Geräts befinden muss und somit die Reichweite des Routers zur Nebensache wird.
Das SonosNet ist gut versteckt und scheint in den herkömmlichen Netzwerkverbindungen am PC, Tablet oder Smartphone nicht auf, sodass es nicht ohne Weiteres als WLAN genutzt werden kann. Bei Android-Geräten kann auf der Sonos-App unter erweiterten Einstellungen die Verbindung zum SonosNet “erlaubt” werden. Anschließend scheint das Netzwerk in den WLAN-Einstellungen auf. Mithilfe von Apps wie InstaWifi kann dann das Passwort auf gerooteten Android-Devices ausgelesen werden, sodass das SonosNet auch auf Notebooks oder iOS-Geräten verwendet werden kann. Allerdings taugt das SonosNet als WLAN-Ersatz nur beschränkt, weil es in Sachen Bitraten nicht mithalten kann. Mehrere Geschwindigkeitsmessungen mit speedtest.net haben gezeigt, dass das SonostNet im Vergleich zum “normalen” WLAN nur einen Bruchteil der Downloadgeschwindigkeit erreicht.
Spotify, Simfy, Amazon Cloud Player, Deezer, last.fm, napster, rdio und TuneIn sind nur einige Streamingdienste, die mit Sonos kompatibel sind. Es besteht die Möglichkeit auf insgesamt 18 verschiedene Streamingplattformen zurückzugreifen. Um diese via Sonos auch nutzen zu können, ist allerdings bei den meisten ein kostenpflichtiger Pro-Account nötig.
Das Indizieren der lokal gespeicherten Musikbibliothek funktioniert mit MP3, WMA, AAC, OGG, Audible, FLAC und Apple Lossless. Auch AIFF und WAV sind kompatibel, wobei Sonos allerdings von der Verwendung dieser beiden Dateiformate abrät, da sie nur begrenzt bzw. keine Metadaten unterstützen. Auch iTunes-, WinAmp- und Windows-Media-Player-Playlists, sowie Playlists im M3U, PLS oder WPL-Format können importiert und verwendet werden.
Solange Netzwerkfestplatten SMB-File-Sharing unterstützen – und das ist normalerweise der Fall – sind sie mit Sonos kompatibel. Bei UPnP-Servern sieht es eher mager aus: Sonos ist hier nur mit Windows Mediaserver und Rhapsody-UPnP-Server kompatibel. Im Forum werden von Usern jedoch einige Möglichkeiten aufgezeigt, um auch andere UPnP-Server “Sonos-fähig” zu machen.
DLNA & AirPlay
Überraschenderweise werden DLNA und AirPlay nicht nativ unterstützt. Allerdings gibt es für beide Streamingvarianten einen Workaround: Beispielsweise können mit einer AirPort Express Basisstation die Sonos-Lautsprecher AirPlay-fähig gemacht werden. Laut Sonos wird DLNA nicht unterstützt. Jedoch sind in Foren und Blogs Anleitungen für verschiedene DLNA-Streamingvarianten zu finden.
Demnach ist es möglich einigen Quellen via DLNA auf Sonos-Geräte zu streamen. Umgekehrt, also DLNA-Streaming von Sonos auf andere Geräte ist nicht möglich. Zum Beispiel kann auf Android-Devices ein Weg gewählt werden, der über Google Music führt. Dafür muss die kostenlose App “Cast To UPnP/DLNA for GMusic” aus dem Play Store geladen werden. Einmal gestartet, wird in der Google Music App das Chromecast-Symbol angezeigt, über das dann die einzelnen Sonos-Komponenten angewählt werden können.
Auch beim beliebten Streamingservice SoundCloud, das offiziell nicht für Sonos verfügbar ist, hat die Community einen Workaround gefunden, der hier nachzulesen ist.
Line-In
Bis auf den Connect verfügt kein Sonos-Gerät über einen Line-In-Anschluss, mithilfe dessen ein beliebiges Audiosignal in die Sonos-Umgebung eingespeist werden kann. Obwohl Sonos mit einer Menge an Streamingplattformen kompatibel ist, ist der Line-In-Anschluss eine willkommene Erweiterung, mit der aus dem vorgegebenen Gerüst ausgebrochen werden kann.
Damit die angebotenen Musikservices immer am aktuellsten Stand sind und damit neue Streaminganbieter ihre Services ins Sonos-System integrieren können, steht Entwicklern das Sonos Lab zur Verfügung. Neben Tools und technischer Dokumentation ist dort auch die Sonos-API offengelegt.
Die Anwendungen für Smartphones, Tablets und Computer sind grafisch und vom Funktionsumfang nahezu deckungsgleich und dienen zum Steuern des gesamten Sonos-Systems. Die Bedienungsanwendungen sind hervorragend gelöst und gewährleisten einen klaren Überblick über die zahlreichen Steuerungsmöglichkeiten. Das Hinzu- oder Wegschalten der verschiedenen Zonen funktioniert problemlos.
Im Grunde ist die Sonos-App anderen Media-Playern durchaus ähnlich: Die Sonos-Queue kann quellenübergreifend mit Tracks und Podcasts aller verfügbaren Audio-Ressourcen belegt werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit globale Sonos-Favoriten und -Playlists anzulegen.
Wer eine Playbar nutzt, kann die Lautstärke per IR-Fernbedienung regeln. Ansonsten ist es allerdings ein bisschen nervend, da jede kleine Volume-Justierung entweder nur direkt an den Lautsprechern selbst möglich ist oder die Apps dafür verwendet werden müssen.
Spotify & TuneIn
Spotify, Simfy, Amazon Cloud Player, Deezer, last.fm, napster, rdio und TuneIn sind nur einige Streamingdienste, die mit Sonos kompatibel sind. Während des Tests wurden Spotify und TuneIn am intensivsten genutzt.
Wer einen Spotify-Premium-Account hat, kann diesen mit kleineren Einschränkung im Sonos-System verwenden. Playlists sowie Favoriten werden in Echtzeit synchron gehalten und lassen sich auch mit den Sonos-Anwendungen erstellen bzw. editieren. Allerdings können PlugIns oder Spotify-Apps bei Sonos nicht genutzt werden. Auch die Discover-Funktion steht nicht zur Verfügung und ebenso ist es nicht möglich, eine in der Spotify-App erstellte Queue ins Sonos-System zu übertragen. Die Single-Device-Einschränkung greift auch auf Sonos. Das heißt, wird Spotify auf Sonos genutzt, kann der selbe Spotify-Account nicht gleichzeitig auf einem anderen Gerät verwendet werden.
Ein bereits personalisierter TuneIn-Account inklusive Sender-Favoriten und Podcast-Abos hat im Sonos-System keinen Nutzen, da es bei Sonos keine Möglichkeit gibt, sich mit einem TuneIn-User-Account anzumelden. In der frisch installierten Sonos-Umgebung beginnt auch der TuneIn-Account bei Null. Es lassen sich dann allerdings Favoriten anlegen und auch Podcasts der verschiedenen Radiosender können gehört werden.
Multiroom
Bei der Installation wird jeder neu hinzugefügten Sonos-Komponente eine eigene Zone bzw. ein eigener Raum zugewiesen. In der weiteren Konfiguration können dann Geräte zu einer Zone zusammengefasst werden. Dass Sonos ein eigenständiges Wireless-Netzwerk zur Übertragung der Audiosignale verwendet, gewährleistet das einwandfreie parallele Abspielen verschiedener Musikstreams in den einzelnen Zonen.
Werden zwei Zonen miteinander gekoppelt, kommt es nicht mal zu einer kurzen Unterbrechung der Musik. Auch wenn die Musik von einem Raum auf den anderen gelegt wird, läuft die Musik ohne Unterbrechung weiter. Das gleichzeitige Abspielen derselben Musik in mehreren Räumen funktioniert ohne hörbare Verzögerungen absolut synchron. Kurz: Sonos ist ein wahres Multiroom-Streaming-System, das diese Bezeichnung auch verdient.
Mit dem entsprechenden Setup ist es möglich eine kabellose Surround-Umgebung zu schaffen. Für 3.0-Sound reicht die Sonos Playbar, die unterhalb des TV-Geräts aufgestellt oder an die Wand montiert wird. Mit dem Sonos Sub kommt man auf 3.1 und mit zwei zusätzlichen Sonos-Lautsprechern im hinteren Bereich kann eine 5.1-Umgebung erzeugt werden. Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.1 und PCM werden unterstützt; nicht jedoch DTS.
Damit der 5.1-Surround-Sound auch wirklich in den Ohren ankommt, ist eine ganze Reihe an Voraussetzungen zu beachten. Alle Set-Top-Boxen, Blu-ray-Player oder ähnliches muss per HDMI-Kabel an das TV-Gerät angeschlossen werden und auch die Playbar muss per optischen Audiokabel an den Fernseher angeschlossen sein. Weiters sollen sich die internen Lautsprecher des TV-Geräts deaktivieren lassen. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass 5.1-Signale, die über HDMI-Kabel in den Fernseher eingespeist werden, das TV-Gerät über das optische Audiokabel in 5.1 wieder verlassen können. Bei Nichterfüllen dieser Anforderungen kann es vorkommen, dass Ton und Bild asynchron wiedergegeben werden.
Nachdem alle Voraussetzungen erfüllt waren und die Konfigurationsanleitung durchgespielt wurde, ist der Filmsound in makellosem Surround-Sound erklungen. Auch die IR-Fernbedingung des TV-Geräts wurde automatisch erkannt und steuerte fortan die Lautstärke der Playbar und somit der gesamten Surround-Umgebung.
Allerdings waren im Frontbereich am ehesten Schwächen zu erkennen. Denn bei der Playbar sind die vorderen Satellitenlautsprecher weit weniger voneinander entfernt, als bei herkömmlichen Surround-Systemen. Dennoch ist die Playbar in der Lage die Ausgabe des Sounds so zu emulieren, dass durchaus Surround-Feeling aufkommt.
Sonos ist ein einfach zu installierendes Out-Of-The-Box-Streamingpaket, das sich beliebig erweitern lässt: vom Einzellautsprecher über kabellosen Sourround-Sound bis hin zum Multiroom-Streaming-System.
Allerdings stößt diese Beliebigkeit in anderen Bereichen schnell an ihre Grenzen, was Sonos zu einem geschlossenen System macht. Wer in Blogs oder Artikeln über eine MP3 oder Podcasts stolpert und diese hören will oder wer nicht unterstützte Streamingservices nutzt, hat das Nachsehen. Keine native Unterstützung von AirPlay und DLNA sowie Einschränkungen bei Media-Server-Kompatibilität schirmen das Sonos-System noch weiter ab. Zwar kann man mithilfe des Line-In-Anschlusses – jedoch nur am Sonos Connect – ein Stück weit aus dem vorgegeben Rahmen ausbrechen, wirklich brauchbar oder bedienungsfreundlich ist das allerdings nicht.
Das was Sonos verspricht, nämlich kabelloses Musikstreaming in einer Multiroom-Umgebung funktioniert perfekt. Qualitativ hochwertige Musikwiedergabe mit benutzerfreundlichen Bedienungstools und jede Menge Auswahl an Streamingdiensten lassen trotz allem kaum Wünsche offen. Auch der Preis ist, verglichen mit ähnlichen Produkten passabel und angemessen.