Wenn das Android-Handy den Porsche lenkt
Der chinesische Konzern Huawei hat beim Mobile World Congress zwar nicht mit einem neuen Smartphone-Spitzenmodell geglänzt, dafür aber etwas abseits des Messegeländes vorgeführt, wozu unsere Handys heute theoretisch fähig sind. Bei der Demonstration nahe des Stadions des FC Barcelona wurde ein Auto gezeigt, das von einem Mate 10 Pro gesteuert wird. Das Projekt wird von Huawei „RoadReader“ genannt und soll vor Augen führen, was der in das Handy integrierte Kirin-970-Chip kann.
Objekterkennung
„Wir wollen die Objekterkennungssoftware des Handys demonstrieren“, erklärt Winston Eavis der britische PR-Verantwortliche des chinesischen Unternehmens beim Demonstrationsgelände gegenüber der futurezone. Laut Eavis nutzt das Handy die Rechenleistung des Handys, um Objekte auf der Straße zu erkennen und entsprechend ein Ausweichmanöver des Autos einzuleiten. Um das zu demonstrieren, ohne Leib und Leben von Menschen und Tieren zu gefährden, hat Huawei lebensgroße Pappfiguren auf der Strecke des Autos platziert.
Das Auto fuhr bei der Demo etwa auf den Papp-Radfahrer zu, erkannte ihn vollautomatisch und umfuhr in entsprechend. Die dazu notwendigen Berechnungen wurden ausschließlich auf dem Smartphone durchgeführt, das sich im Inneren befand und für das Huawei eine entsprechende App entwickelt hatte. Extrem spektakulär sah der Versuch nicht aus, das Ausweichmanöver fand weder bei besonders hoher Geschwindigkeit noch besonders knapp vor den Hindernissen statt. Ein simples Handy ein tonnenschweres Fahrzeug steuern zu lassen, war dennoch zumindest eine außergewöhnliche Idee.
Funktionsweise
In der Fahrerkabine in einer Halterung an der Windschutzscheibe befindet sich das Mate 10. Nur das Handy reicht allerdings nicht aus, um das Auto zu lenken. So war auf dem Dach des Porsches noch eine Vorrichtung mit einer digitalen Spiegelreflexkamera, die per Kabel mit dem Smartphone verbunden war.
Theoretisch würde das System zwar auch mit der integrierten Smartphone-Kamera funktionieren. Man wolle bei dem schlechten Wetter (es war ein grauer Tag mit leichtem Schneefall in Barcelona) kein Risiko eingehen, wie Eavis erklärte. Außerdem sei die Smartphone-Kamera nicht dafür ausgelegt, Objekte auf eine hohe Entfernung einzufangen.
Rückwärtsgang
Ein weiterer kleiner Wermutstropfen war, dass das System nicht nach hinten sehen konnte und darum auch keinen Rückwärtsgang einlegen durfte. Das übernahm zwischen den Testfahrten ein menschlicher Fahrer. „Das ist die sicherste Variante“, so Eavis.
Ob oder wie der Projekt, das Huawei in den vergangenen fünf Wochen realisiert hat, weitergeführt wird, ist laut dem Huawei-Sprecher noch unklar. Dass der Konzern plötzlich in das Geschäft mit selbstfahrenden Autos einsteigt, erscheint dennoch eher unwahrscheinlich.