Gemeinsame Sprache in Forschung und Innovation
„Standardisierungen haben einen hohen wirtschaftlichen Vorteil“, erklärt Karl Grün, Director Standards Development bei Austrian Standards beim gestrigen Forschungsgipfel. Zahlreiche Experten haben im Austrian Standards Meeting Center anhand von Beispielen aus der Praxis gezeigt, wie sich Forschung und Innovation vereinen lassen.
Akzeptierte Sprache
Die Veranstaltung, eine Kooperation mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, fand im Rahmen des europäischen Projekts Bridgit2 statt, das sich mit Normung befasst. Das von der Europäischen Kommission und EFTA finanzierte EU-Projekt befasst sich mit der Frage, wie Standardisierung in Forschungs- und Innovationsprojekten genutzt werden kann, um die Ergebnisse fit für den Markt zu machen. Das Ziel des Projekts: Bei Akteuren aus Forschung und Innovation das Wissen über den Nutzen der Standardisierung zu erhöhen und diese in deren Community sichtbarer und nutzbarer zu machen.
Standardisierungen stellen Prozesse dar, bei denen eine "akzeptierte, gemeinsame Sprache für ein neues Thema" geschaffen wird, wie Grün erklärt. Dazu gehören nicht nur Begriffe, sondern auch Maße, Kategorien, Symbole und Ähnliches. Sie dienen als Unterstützung, innovative Produkte oder Dienstleistungen gemeinsam mit Stakeholdern zu entwickeln und sie international anwendbar zu machen. Die Prozesse helfen aber auch, Innovationen am Markt zu verbreiten.
Networking und Kompatibilität
Laut Forschungsergebnissen von Austrian Standards sagen 53 Prozent der befragten Forschungsteams, dass Standardisierungen das Networking mit Stakeholdern vereinfachen. 60 Prozent sind der Meinung, dass Standardisierung sicherstellt, dass in den Forschungsprojekten entwickelte Dienstleistungen, Systeme oder Produkte mit bestehenden Lösungen am Markt kompatibel sind.
Mobiler Reisepass-Scanner
Eines der Best Practices von Standardisierung in einem Forschungsprojekt ist der MobilePass, ein mobiler Reisepass-Scanner. „Er sieht aus wie eine Mischung aus einer Spiegelreflex-Kamera und einem Handy“, zeigt Bernhard Strobl vom Austrian Institute of Technology (AIT). Mit der Innovation soll Grenzkontrolle einfacher, schneller und sicherer sein. Pass, Gesicht und Fingerabdruck werden kontaktlos gescannt und biometrisch verifiziert. Die Technologie ist so fortgeschritten, dass Einreisesschwindel künftig minimiert werden kann.
Die Daten werden drahtlos und sicher an die Datenbank transferiert. Basis des Projekts ist die Einhaltung der europäischen Werte und Bürgerrechte. „Die Absicht, substanziell Standardisierung innerhalb der EU voranzutreiben, ist ein wesentlicher Faktor für eine gute Proposal-Bewertung“, empfiehlt Strobl Forschungsteams. Ihm zufolge bleibt aber noch abzuwarten, bis der MobilePass auch tatsächlich fit für den Markt ist. Derzeit seien die Kosten noch im siebenstelligen Bereich.