NASA-Forscher werden ein Jahr in simulierter Mars-Umgebung leben
378 Tage: So lange soll eine durchschnittliche Mars-Mission für Astronaut*innen künftig dauern. Das ist auch der Zeitraum, den die Menschen beim Projekt CHAPEA (Crew Health and Performance Exploration Analog) in einer simulierten Umgebung verweilen müssen. Sie werden dort auf ihre gesundheitliche und psychologische Tauglichkeit für eine Reise und das Leben am Mars getestet und vorbereitet.
Die erste Mission startet im Juni
Vier Wissenschaftler*innen werden dabei für diesen Zeitraum von der NASA (freiwillig) in eine simulierte Umgebung gesperrt, um dort wie Astronaut*innen zu leben. Das bedeutet: Equipment warten und den Betrieb aufrecht erhalten. Gleichzeitig warten zahlreiche psychologische und physiologische Tests. Die erste analoge Simulation beginnt mit vier Kandidat*innen, zwei Männern und zwei Frauen, im Juni, berichtet CNN.
Die Teilnehmer*innen müssen auch mit weiteren Widrigkeiten zu leben lernen: Jegliche Kommunikation mit der Außenwelt wird 22 Minuten verzögert, denn das ist das echte Szenario, mit dem sie auch auf dem Mars konfrontiert sein werden. Die ersten Teilnehmer*innen sind Kelly Haston, Ross Brockwell, Nathan Jones und Alyssa Shannon, ein Mix aus Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen.
Mars Dune Alpha mit getrennten Wohn- und Arbeitsräumen
Bis zum Jahr 2026 soll die simulierte Mission mehrfach wiederholt werden. Dazu wird die Basis „Mars Dune Alpha“ aufgebaut, die von der Bjarkle Ingels Group und der 3D-Druck-Firma Icon designt wurde und die im Space Center in Houston, Texas, aufgebaut wurde. In der simulierten Umgebung wird es ein Wohnzimmer geben, einen Arbeitsbereich, eine Fitnessraum und eine Gegend, die den Mars selbst, also den Außenbereich, simulieren soll.
Dass die Wohnumgebung von der Arbeitsumgebung getrennt wurde, sei bewusst geschehen, heißt es seitens der NASA. Denn das habe man von den Astronaut*innen gelernt, die auf der International Space Station (ISS) untergebracht waren. Es sei auch im All enorm wichtig, einen Rückzugsort von der Arbeit zu haben, heißt es.
Nahrungsüberwachung
Insgesamt gibt es einige Risiken, die im Mars auf Astronaut*innen warten können. Eines davon ist SANS, das Spaceflight-Associated-Neurocular-Syndrome. Bei Astronaut*innen der International Space Station (ISS) wurden Veränderungen der Augen festgestellt. Dieses kann in der simulierten Umgebung freilich nicht getestet werden, weil es nur im All auftritt.
Was aber sehr wohl getestet werden kann, ist, wie die Menschen in der simulierten Umgebung auf die geplante Nahrung reagieren, also ob sie genügend Nährstoffe zu sich nehmen und wie sich die Ernährung, die sich von jener der Erde unterscheidet, auf die Gesundheit auswirkt.
Wie man bereits aus vergangenen Weltraum-Missionen weiß, spielt die Ernährung eine große Rolle, auch was den Erfolg der Mission betrifft. Die Nahrung wird in der Regel bereits in einer vorherigen Mission auf den Mars geschickt und muss daher Haltbar-Nahrung sein, die bis zu 5 Jahre hält. Ergänzt wird diese durch Gemüse, das die Astronaut*innen im All selbst züchten. Auch das wird in der simulierten Umgebung erprobt.
Laborexperimente und Selbstüberwachung
In der simulierten CHAPEA-Umgebung wird es aber auch jede Menge Laborequipment geben, denn die Forscher*innen und Ingeneur*innen werden einerseits wissenschaftlich arbeiten, andererseits verpflichtet, sich selbst die ganze Zeit zu beobachten und zu untersuchen. Dazu werden sie regelmäßig Blut- und Urinproben entnehmen, sowie auch ihren Gemütszustand überwachen. Nach dem Experiment sind weitere, ausführliche wissenschaftliche Check-ups im Johnson Space Center geplant. Die Teilnahme an der simulierten Mission erfordert also jede Menge Disziplin, starke Nerven, wissenschaftliches Können und Zeit und ist kein Kinderspiel.