"Open Science macht Wissenschaft sichtbarer"
"Open Science macht Wissenschaft sichtbarer", sagt Stefan Kasberger: Der Geografie-Student an der Uni Graz ist Mitinitiator des Projekts openscienceASAP (ASAP steht hier für AS A Practice), das Wissenschaft und Forschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen will. "Wenn Forschungsergebnisse der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, können auch andere darauf aufbauen", meint Kasberger: "Wissenschaft wird nachvollziehbarer."
Das an der Uni Graz gegründete Projekt will Leute, die sich mit Open Science beschäftigen, zusammenbringen und über Aktivitäten im Bereich der öffentlichen Wissenschaft berichten. Das Spektrum reicht von freien Lern- und Lehrmaterialien (Open Educational Ressources), über Open Access, den freien Zugang zu wissenschaftlichen Materialien im Netz, bis hin zu frei verfügbaren Daten (Open Data) und Open-Source-Tools für Studierende und Wissenschaftler. Daneben werden auch Workshops veranstaltet und Vorträge organisiert.
"Open Science in Aktion"
Seit kurzem bietet Kasberger gemeinsam mit Mitstreitern auch den Podcast "Open Science in Aktion" an, der zeigt, wo, von wem und wie öffentliche Wissenschaft in Österreich praktiziert wird. Bei der 30-minütigen Interview-Sendung, die von der Österreichischen Hochschülerschaf (ÖH) an der Uni Graz finanziell unterstützt und die bis Sommer im Zwei-Wochen-Rhythmus produziert wird, kommen Wissenschaftler und Forscher, die mit offenen Arbeitsweisen Erfahrungen gesammelt haben, zu Wort.
In der ersten Folge wird der an der Grazer TU lehrende Spezialist für vernetztes Lernen, Martin Ebner, über Open Educational Ressources (OER) befragt. Geplant ist auch ein Interview mit Dirk Helbing von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, der über die Möglichkeiten offener Wissenschaft in den Bereichen Datenanalyse und Statistik spechen wird. Auch Initiatoren von Open-Access-Initiativen an der Wiener und Grazer Universitätsbliothekt sollen vor das Mikrofon gebeten werden.
"Keine Utopie"
"Open Science ist keine Utopie, sondern in vielen wissenschaftlichen Bereichen schon seit langem Praxis", sagt Kasberger. "Nicht nur in der Mathematik oder in den Naturwissenschaften, sondern auch in Disziplinen wie der Geisteswissenschaft."
Open Science fördere man am besten, indem man sie einfach praktiziere, meint Kasberger. Aber auch die Wissenschaftspolitik könne Maßnahmen setzen, um Offenheit attraktiver zu machen. Von der Allgemeinheit geförderte Arbeiten sollten für alle frei zugänglich publiziert werden (Open Access), meint Kasberger, der sich auch bei der Open Knowledge Foundation Austria (OKFN) engagiert: "Das müsste auch für Daten und Quellcode gelten."
Auch bei der Ausbildung von Wissenschaftlern sieht er Möglichkeiten. Es sei wichtig, dass offene Abläufe auch Jungwissenschaftlern in ihrer Ausbildung mitgegeben würden. "Den genialen Forscher gibt es nicht mehr, wissenschaftliches Arbeiten ist heute ein kollaborativer Prozess."